The New Yorker widmete Guillermo del Toro einen langen auführlichen Artikel, in welchem dieser einem Journalisten Zutritt zu seinem Arbeitshaus gewährte, ein Haus das nur so von lebensgroßen Monsterstatuen aus seinen bisherigen Filmen und unzähligen gekauften unheimlichen Gemälden, Schaustücken und Fan-Artikeln wimmelte. Das Interview wurde kurz vor seiner Abreise nach Neuseeland gemacht, daher ist es natürlich ein sehr alter Stand, was die nun folgenden Einzelheiten über das Kreaturendesign betrifft:
* In Guillermo del Toros Skizzenbuch sah der Journalist eine Aufsicht auf den fliegenden Smaug, was wie eine doppelblättrige Streitaxt aussah. Del Toro erklärte, dass er immer erst die Silhouette erschaffe, denn bei einem guten Monsterdesign müsse die Kreatur von jeder Seite aufs Neue ehrfurchtseinflößend wirken. Erst später widme er sich den Bewegungen, der Farbe und ganz zum Schluss den Details. Viele würden gleich mit den Details beginnen und sie einfach übereinander häufen.
* Smaug wird vom Journalisten als sehr lang und dünn beschrieben. Die Knochen seiner Flügel wirkten sehr gelenkig, der Unterleib schlüpfrig, die Beine seien sehr klein, wie bei einem Tyrannosaurus Rex, also insgesamt eher wie eine Schlange. Auf diese Weise erreicht Del Toro, dass der Fokus auf dem Kopf und das Gesicht des Drachen bleibt und man nicht durch andere Bewegungen abgelenkt wird. Smaug ist ja ein äußerst verschlagener, manipulativer Charakter, entsprechend seien seine Augen sehr verborgen, was dann ganz besonders dramatisch wirken würde, wenn Bilbo ihn dann aus seinem Schlaf erweckt.
* Del Toro vermeidet es Bilder zu erschaffen, welche die Zuschauer schon kennen würden. Er verwarf daher alle Designs von Smaug, welche dem üblichen Raster entsprachen. Er meinte es gäbe zwei grundlegende Drachentypen - bei den einen seien die Vorderbeine die Flügel, bei den anderen bestünden neben den vier Beinen noch zwei Flügel, was aber anatomisch nicht möglich ist. Er probierte es aus, aber es gelang ihm nicht in dieser Richtung etwas zufriedenstellendes zu erzeugen.
* Stilistisch wollte Guillermo del Toro auch von Peter Jacksons naturalistisch gehaltenem Look abweichen. Anstelle des blauen Himmels wollte er den Himmel wie ein Ölgemälde wirken lassen, und an Stelle eines echten Waldes bevorzugte er konzeptionell das Drehen vor künstlichen Bäumen, die so aussehen sollten wie einige in Tolkiens Zeichnungen. In dem Skizzenbuch entdeckte der Journalist auch viele Ideen, welche in Tolkiens Vorlage nicht vorkamen, wie z.B. ein Troll, der sich zu einem Ball aus Stahl zusammenrollen konnte. Sich sklavisch an die Vorlage zu halten, empfand Guillermo del Toro als zu langweilig.
* Dem Hauptcharakter Thorin Eichenschild verpasste Guillermo del Toro einen Helm mit riesigen geweihartigen Auswüchsen. Als Begründung nannte er dessen Namen - "Thorin" klingt ähnlich wie "thorns", englisch für Dornen.
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The New Yorker: Show The Monster