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ZEIT DES KAMPFES

Glenthalas, Führer des Rates der Seher und Hoher Runenprophet des Weltenschiffes Ithîldin, ließ seinen Geist durch die Seelensteinkontrollen seines Serpent-Transportpanzers fließen und den Schauplatz des nahenden Kampfes in sich aufnehmen. Die Tau lagen bereits im Hinterhalt und sie hatten ihre Position mit viel Bedacht gewählt. Diese junge, vielversprechende Rasse, gerade mal Neugeborene verglichen mit den äonenalten Eldar, erstaunte ihn immer wieder aufs Neue. In der kurzen Zeit ihres Bestehens hatten die Tau sich rasend schnell entwickelt, technisch ebenso, wie sozial. Viele Zeitstränge der Zukunft sprachen sogar davon, dass sie dem Großen Feind im Innern entgehen würden, meistern, was keine der alten Rassen zu meistern vermocht hatte. Aber das sollte jetzt keine Rolle spielen, durfte keine Rolle spielen! Hier und heute würde über das Leben vieler tausend Eldar entschieden werden, vielleicht sogar über die Existenz des Weltenschiffes Ithîldin selbst! Durch diese eine Schlacht könnte ein großer Krieg vermieden werden und andere würden die Härte und Brutalität eines aufstrebenden Ork-Kriegsherren zu spüren bekommen. Dies hatte der Rat der Seher vorrausgesehen und deshalb waren die Krieger von Ithîldin heute hier auf diesem Planeten.
Ein brennendes Gefühl im Nacken riss Glenthalas wieder in die Realität zurück. Der glühende Blick eines seiner Krieger ruhte auf dem Runenpropheten. Melthar, mächtigster unter den Exarchen der Skorpionkrieger von Ithîldin, wartete regungslos auf ein Zeichen Glenthalas. Nur das kaum merkliche Zucken der psychosensitiven Aspektrüstung des Kriegers, als geschmeidige, stählerne Muskelstränge sich unter ihrer Oberfläche spannten und wieder lockerten, verriet dessen Ungeduld. Unwillkürlich schoss das Bild einer gepanzerten, humanoiden Raubkatze, bereit zum Sprung, durch Glenthalas Gedanken.
"Alles ist bereit," beantwortete der Runenprophet die ungestellte Frage. "In wenigen Augenblicken wird der Klingensturm über unsere Gegner hereinbrechen!" Der Exarch und sein Gefolge aus weiteren acht Skorpionkriegern nickten, überprüften ihre Ausrüstung und bereiteten sich schließlich in meditativer Ruhe auf die raue Landung unter Kampfbedingungen und das nahende Gefecht vor. Der Runenprophet tat es ihnen gleich und schickte dann ein letztes Mal die von den Rangern übermittelten Bilder über die Kommunikationskristalle direkt vor die geistigen Augen seiner versammelten Krieger. Bilder, die detailliert die Positionen der Tau-Streitkräfte zeigten. Einheiten der sogenannten "Feuerkrieger" lagen hinter Felsen und Geröll gut versteckt in Deckung. In einem kleinen Waldstück weiter auf der rechten Flanke hatte sich ein Trio von gewaltigen Koloss-Kampfanzügen, bestückt mit je einem Paar langläufiger, gefährlich aussehender Waffen, postiert. Hinter eben diesem Wald lauerte die drohende Gestalt eines der berüchtigten Gravkampfpanzer der Tau: ein Hammerhai. Weitere Tau-Einheiten würden in den unteren Schichten der Atmosphäre des Planeten auf ihren Einsatz warten, so hatte es der Rat der Seher vorausgesehen, und so hatten es die Sensoren der Aufklärer bestätigt. Die Tau glaubten immer noch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite zu haben. Doch bald schon würden die Eldar ihnen den Schleier von den Augen nehmen und diesen Planeten mit Tau-Blut tränken.
Mit maximaler Geschwindigkeit raste der Serpent des Runenpropheten und seinem Skorpionkriegergefolge im Tiefflug auf sein Ziel zu. Die Umgebung schnellte vorbei, kaum wahrnehmbar, das tiefe Summen der mächtigen Antigravmotoren dröhnte in der Tiefe der Maschine. Dies war der Moment in dem der Runenprophet spüren konnte, wie das Blut in den Adern seiner Krieger pochte, wie eine wilde Bestie danach verlangte freigelassen zu werden, um Tod und Vernichtung in die Reihen ihres Gegners zu tragen. Dieses glühende Gefühl kurz vor der Schlacht, wenn sich ein Teil der dunklen Natur seines Volkes offenbarte. Glenthalas hörte den Schrei Kaela Mensha Khaines durch die Seelen seines Volkes vibrieren. Jetzt gab es nur noch den Kampf, alles andere war bedeutungslos.


Dann war der Augenblick des Angriffs gekommen. Aus versteckten Stellungen heraus ließen Schwarze Khaindar einen vernichtenden Raketenhagel auf die feindlichen Feuerkrieger niedergehen. Tau um Tau fiel, mit zerfetzter Rüstung und brennenden Schrapnellsplittern im Körper. Die Gestalten zweier mächtiger Phantomlords traten aus der Deckung, ihre tödlichen Laserlanzen gleißende Lichtbahnen in den Bauch eines gerade aufgetauchten Tau-Teufelsrochens schickend. Der Transportpanzer verging in einem Feuerball und spie seine glühenden Eingeweide in einer gewaltigen Detonation in die Reihen der Tau-Krieger. Der Hammerhai-Kampfpanzer erhob sich schwerfällig aus seiner Deckung und eine überschallschnelle Kugel zuckte mit einem lauten Knall aus seinem langläufigen Massebeschleuniger. Getroffen sackte ein Phantomlord mit geborstener Hülle in die Knie und fiel krachenden auf die Seite. Der Seelenstein, der die mächtige Maschine kontrollierte, zersplitterte und mit einem gellenden mentalen Schrei wurde die uralten Seele seines Eldarkriegers in das Immaterium gesogen. Der Schrei bohrte sich wie eine heiße Nadel in die Psyche aller anderen Mitglieder seines Volkes auf dem Schlachtfeld. Glenthalas erschauerte, berührt durch die Unersetzlichkeit dieses schmerzlichen Verlustes und Wut brandete an den Rändern seines Bewusstseins. Mit einem mentalen Befehl forderte er den Piloten seines Schwebepanzers auf sich zu beeilen.
Der Serpent schoss über den letzten Wald hinweg und vor ihnen lagen die Tau-Stellungen. Seine Sternenkanonen feuerten Salven aus weißglühenden Plasmakugeln in das Trio der Koloss-Kampfanzüge, doch Roboterdrohnen stürzten sich schützend in den Weg der Geschosse und vergingen in ihrem Feuer. Grell-blau blitzten plötzlich die starken Schilde des Serpents auf als die Tau das Feuer mit ferngesteuerten und tödlichen Lenkraketen erwiderten. Ein Treffer auf der rechten Triebwerksseite schüttelte den Transportpanzer heftig durch, aber der erfahrener Pilot behielt ihn mit einer gewaltiger Anstrengung unter Kontrolle.
Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde verlangsamte der Pilot des Serpents seine Geschwindigkeit so rapide, dass die mächtigen Antigravmotoren unter der extremen Belastung aufheulten. Zischend glitt die versiegelte Transportluke im Heck des Panzers auf und Glenthalas, Hexenklinge und Shurikenpistole in den Händen, sprang ins Freie, dicht gefolgt von seinen Skorpionkriegern. Der Serpentpilot hatte sie direkt in der Mitte ihrer Feinde abgesetzt. Überrascht richteten die Tau-Feuerkrieger ihre Waffen auf den plötzlich neu aufgetauchten Feind und feuerten mit ihren Pulsgewehren auf die auf sie zu sprintenden Eldar, ohne Erfolg. Die Aspektkrieger und ihr Runenprophet rannten tief geduckt und hakenschlagend auf die feindlichen Kämpfer zu. Das Blut sang in den Adern der Eldar als sie endlich den Rausch des Kampfes spürten. Kreischende Kettenschwerter schwingend stürzten sich die Skorpionkrieger auf die Tau. Mit fließenden, anmutigen Bewegungen trennten die Aspektkrieger Arme, Beine und Köpfe ab, spieen Plasmanadeln aus ihren Mandiblastern in die Gesichter ihrer Feinde. In diesem Moment waren Geist und Waffe eins und ihr Angriff glich eher einem wilden Tanz als einem brutalen Nahkampfgefecht. Abgetrennte Gliedmaßen und Körperflüssigkeiten spritzten umher als die Skorpione einem Sturm gleich durch die Tau wirbelten. Der Tod war mit ihnen gekommen und er hielt reiche Ernte. Die Feuerkrieger wurden hinweg gefegt. Panik brach in ihren Reihen aus. Ein todesmutiger Tau, seinen Rangabzeichen nach ein Shas'ui, Anführer eines Feuerkrieger Teams, verstellte dem Runenpropheten den Weg. Unbeholfen schlug der Alien mit seinem Gewehrkolben nach dem Kopf des mächtigen Psionikers. Glenthalas wich tänzelnd mit einer leichten Seitwärtsbewegung aus, bündelte währenddessen einen Teil seiner geistigen Energie in die Klinge seines Hagun Zar und mit einem einzigen Schlag fuhr die summende Hexenklinge durch Helm und Körper des Feuerkriegers und spaltet den Tau in zwei Hälften.
Der Anblick ihres niedergestreckten Anführers ließ den letzten Rest Mutes, den die Feuerkrieger noch besaßen, wie eine überreife Lacoláth-Frucht zerplatzen und sie ergriffen die Flucht. Leichtfüßig setzten die Skorpionkrieger ihnen nach und erschlugen kaltblütig und mit tödlicher Präzision die flüchtenden Feuerkrieger bis auf den letzten Mann.


Doch plötzlich schien der Himmel sich zu verdunkeln und ein lautes Zischen und Pfeifen erfüllte die Luft. Auf den flammenden Sprungdüsen ihrer übergroßen Krisis-Kampfanzüge glitten weitere Tau aus den Wolken, umschwirrt von duzenden kleiner Roboterdrohnen, die sie wie schützende Bienen umkreisten. Augenblicklich erkannte der Runenprophet die gewaltige Gefahr, die auf sie zustürzte und sammelte seine mentalen Kräfte. Mit der Ruhe und Erfahrung einer schon viele Jahrhunderte andauernden Existenz ließ er seinen Geist in die heiß-kalte Unwirklichkeit des Warp tauchen, um einen kurzen Blick auf die nahende Zukunft zu erhaschen und sein Skorpionkrieger-Gefolge an diesem Wissen teilhaben zu lassen. Dieses Wissen würde in dem gleich folgenden Gefecht zwischen Leben und Tod entscheiden.
Die Tau landeten direkt in den Reihen der Skorpionkrieger und entfesselten einen Sturm der Vernichtung. Grelle Puls- und Plasmablitze zuckten aus ihren Waffen. Die Luft schien zu bersten und die Eldar wirbelten, wie in Trance, zwischen den Geschossen hin und her, erfüllt von den der Vision ihres Runenpropheten. Trotzdem sanken drei Skorpionkrieger von tödlichem Plasma getroffen, die Einschusslöcher in ihren Rüstungen noch immer glühend, zu Boden. Der Sturm zog vorüber.
Jetzt war es an den überlebenden Skorpionkriegern zurückzuschlagen. In geduckter Haltung sprinteten sie auf die Elitekrieger der Tau zu, schnitten und schossen sich einen Pfad durch die unzähligen Drohnen, die ihnen den Weg versperrten. Glenthalas folgte seinen Aspektkriegern mit fliegenden Schritten und wehender Robe. Sein Hagun Zar beschrieb summend eine glühende Acht vor seinem Körper und zerstörte dabei eine Roboterdrohne nach der anderen. Einem der Skorpionkrieger gelang es bis zu den Elitekämpfern der Tau durchzudringen, als sich der riesige, schwarz-rote Kampfanzug ihres Commanders vor ihm aufbaute. Die drohende Gestalt ragte fast 4m in die Höhe, doch der Skorpion griff furchtlos an. Leichtfüßig umkreiste er den Tau in seinem schwerfälligen Kampfanzug und ließ unzählige Hiebe auf seinen Gegner niederprasseln. Unbeeindruckt holte der Commander mit einem seiner mächtigen Plasmabeschleuniger aus und schickte den Eldar mit einem brutalen Schlag zu Boden. Dann, fast beiläufig, richtete er die Waffe auf die Brust des Aspektkriegers und brannte ein kopfgroßes Loch in dessen zuckenden Körper.
Exarch Melthar konnte den Verlust seines Kampfgefährten und Schülers spüren und eine Welle des Zorns wühlte durch seine uralte Existenz. Der Exarch setzte mit einem gewaltigen Salto über die Drohnen hinweg, landete federnd und ging tief in die Knie. Den Oberkörper geduckt starrte er den Tau-Commander mit glühenden Augen herausfordernd an. Sein Blick schien sich durch das Visier seines Helmes direkt in den des Tau zu bohren. Der feindliche Anführer ließ ohne zögern seinen Plasmabeschleuniger auf den Kopf des impertinenten Eldar niedersausen, nur um im letzten Moment von der Skorpionsschere des mächtigen Exarchen abgefangen zu werden. Den Lauf der Waffe festhaltend, aktivierte Melthar mit einem einzelnen Gedanken seine Schere. Blau-weiße Energie knisterte über seinen rechten Arm und zerfetzte den Plasmabeschleuniger. Melthar hechtete hoch und die Zeit schien sich plötzlich zu dehnen. Der Exarch hing einen kurzen Augenblick scheinbar regungslos direkt vor dem Kopf des Krisis-Kampfanzuges in der Luft, die knisternde Energiefaust zum Schlag erhoben. Dann, mit der Geschwindigkeit einer zustoßenden Schlange, schlug er zu. Der Helm des Commanders explodierte in der verheerenden Energieentladung der Skorpionschere und der kopflose Kampfanzug fiel wie ein Stein nach hinten. Vergeltung!
Ein weiteres Mal verließ die Tau der Mut und der verbliebene Rest des Kommandotrupps des toten Tau-Commanders wandte sich auf flammenden Sprungdüsen zur Flucht.
Glenthalas Blick wanderte über das Schlachtfeld. Die Schlacht war geschlagen. Der Runenprophet schickte seinen Geist zu den anderen Anführern der Eldarstreitkräfte. Die Krieger der Eldar hatten die feindlichen Stellungen vollständig überrannt und die Tau waren entweder auf der Flucht oder tot. Die Eldar von Ithîldin hatten gesiegt! Der Klingensturm hatte den Gegner hinweggefegt.


Doch sie hatten einen hohen Preis für diesen Sieg bezahlt. Nur drei Skorpionkrieger seines Gefolges und ihr Exarch hatten das Gefecht überlebt. Schweren Herzens versammelte Glenthalas die Überlebenden seiner Krieger. Jedes verlorene Leben war ein schwerer Verlust für die schwindende Rasse der Eldar, heute jedoch war dieser hohe Preis es Wert gewesen, denn das Fortbestehen des Weltenschiffes stand auf dem Spiel und konnte ein weiteres Mal gesichert werden. Natürlich würden die kurzsichtigen Tau dies niemals erkennen können. Wie sollten sie auch, so jung und ignorant gegenüber den verschlungenen Pfaden und verschleierten Wahrheiten dieses Universums, wie sie noch waren! Doch sie würden lernen. Der ehrwürdige Eldrad von Ulthwé selbst sagte ihnen eine große Zukunft voraus, so war dies wohl ihr unumstößliches Schicksal. Hoffentlich würden sich weitere Gefechte mit den Tau vermeiden lassen. Sie waren keine wirklichen Gegner, könnten aber starke Verbündete sein! Die Myriaden Zeitströme der Geschichte würden dies zeigen.

Die Krieger des Weltenschiffes Ithîldin verließen das Schlachtfeld schnell und spurlos. Als Reaktion auf den Überfall der Eldar verstärkten die Tau ihre Garnison auf diesem Planeten um ein vielfaches. Ein Jahr später schlugen eben diese Tau-Streitkräfte eine Reihe von Ork-Überfällen zurück und lenkten damit unwissentlich eine Lawine von Ork-Invasionen von ihrem Reich ab und auf eine Reihe von nahegelegenen imperialen Welten.



Urheberrecht: Alex Kaiser, 2002



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