III
            
              +++ Havarierter Raumfrachter 'Prometheus'
              +++ Ebene IV, Planquadrat K9
              
              Fünf unförmig klobige Gestalten bahnten sich ihren Weg 
              durch den grauen Dunst, der über dem Boden wie ein fahles Leichentuch 
              schwebte. Die Lichtkegel ihrer Suchscheinwerfer durchbohrten die 
              wabernden Schatten wie Lanzen und vertrieben kurzzeitig die bedrohliche 
              Finsternis von den kalten Stahlwänden. Das harte Geräusch 
              ihrer Schritte hallte durch die leeren Korridore. Die einzigen anderen 
              Töne, die sie vernahmen, waren das Ächzen und Stöhnen 
              des uralten Schiffes, das unter großen Qualen durch das Sternenmeer 
              trieb. In perfektem Zusammenspiel, das ihnen in jahrelanger Ausbildung 
              antrainiert worden war, zogen die Space Marines durch das Raumwrack. 
              Vor jeder Ecke wurden genauestens aufeinander abgestimmte Positionen 
              eingenommen, die sie sowohl gegen einen Angriff von vorne wie auch 
              von hinten absicherten. Jeder Raum wurde mit militärischer 
              Disziplin bis in die verborgensten Winkel durchsucht. Sie blickten 
              ständig um sich, waren für jede Art von Gefahr bereit. 
              Ihre übermenschlichen Sinne waren bis aufs Äußerste 
              geschärft, es schien als ob ihnen nichts entgehen konnte.
              
              "Hier Sergeant Norehca. Ebene IV ist sicher. Wir steigen nun 
              runter, in den Kühlkomplex B. Nächste Meldung in 30 Standardminuten. 
              Statusberichte! Norehca Ende."
              
              "Wir rücken wie geplant auf Planquadrat T7 zu. Ebene 
              XX gesichert. Bisher keine Vorkommnisse zu vermelden. Sergeant Trebmal 
              Ende."
              
              "Corporal Rekrap hier. Wir befinden uns unter dem Reaktorraum. 
              Mussten geplante Route aufgrund unüberwindbarer Hindernisse 
              ändern. Ebenen XVII und XVIII sind total verwüstet. Bestätige 
              Brandspuren auf der achtzehnten, wie von der 'Halo' berichtet. Rekrap 
              Ende."
              
              "Gut. Mission, so weit es möglich ist, weiter nach 
              Plan fortsetzen, Brüder! Seid wachsam. Möge der Imperator 
              mit euch sein."
              
              Norehca kappte die Funkverbindung und wies zwei seiner Männer 
              an, den Korridor zu sichern. Während die beiden Space Marines 
              ausschwärmten, trat er an ein großes Tor und betätigte 
              einige Tasten auf der schwach leuchtenden Konsole. Dann zog er blitzschnell 
              seine Boltpistole und warf sich neben das Tor. Mit schnellen Handzeichen 
              ließ er die beiden restlichen Brüder auf der anderen 
              Seite Position beziehen. Jede einzelne Faser seines Körpers 
              war bis aufs Äußerste angespannt. Die Sekunden verstrichen...
              
              Plötzlich öffnete sich endlich das Tor mit einem leisen 
              Zischen. Dampf strömte aus. Norehca und seine Männer wirbelten 
              herum. Der Raum, in den sie nun blickten, war in düsteres Zwielicht 
              gehüllt. Die Space Marines entspannten sich ein wenig und traten, 
              einer nach dem anderen, vorsichtig über die Türschwelle. 
              Die roten Reflexionspunkte ihrer Ziellaser eilten über die 
              Wände, jeden Winkel des dunklen Raums durchforstend. Der Raum 
              war jedoch leer. Der Sergeant steckte seine Boltpistole wieder in 
              den Halfter und winkte die beiden Space Marines, die den Korridor 
              bewacht hielten, herein. Dann ließ er das Tor hinter ihnen 
              wieder schließen.
              
              "Der Raum ist sicher. Bereitmachen zum Betreten des Kühlkomplexes!"
              
              Norehca richtete seinen Scheinwerfer, der auf seinem rechten Schulterpanzer 
              montiert war, auf den Boden. Eine kleine, runde Luke kam zum Vorschein. 
              Seine Männer stellten sich breitbeinig um die Luke und richteten 
              ihre Bolter darauf, während er die Verriegelung deaktivierte. 
              Bläulicher Dunst schoss aus den Ventilen des pfeifenden Öffnungsmechanismus 
              und schwebte zu Boden, wo er dann als trüber Nebel umherkroch. 
              Die dicke Stahlluke schwang langsam auf. Norehca trat vorsichtig 
              näher und leuchtete in den von sich schlängelnden Nebelschwaden 
              ausgefüllten Verbindungsschacht. Das Licht des Scheinwerfers 
              konnte sich gerade noch bis zum Ende des Schachts durchkämpfen. 
              Aus den glatten Wänden ragten stählerne Sprossen, die 
              den Abstieg ermöglichten.
              
              "Bruder Enak und Bruder Senoj, ihr bildet die Vorhut. Der Rest 
              folgt 5 Standardminuten später. Wenn ihr unten seid, sofort 
              ausschwärmen und absichern. Seid wachsam!"
              
              Enak und Senoj nickten und schulterten ihre Waffen. Dann stiegen 
              sie in den engen Schacht und machten sich an den Abstieg. Ihre breiten 
              Servo-Rüstungen erzeugten beim Hinabklettern laute Geräusche, 
              die durch den Schacht hallten. Bald waren die beiden Space Marines 
              unten angelangt und verschwanden sodann aus dem Sichtfeld des Sergeants. 
              Einige Augenblicke später folgte er ihnen mit den anderen nach.
              
              Unten angekommen, tauchte er seine Beine in ein waberndes Meer aus 
              bläulich schimmernden Dunstwolken, die bis zu seinen Knien 
              reichten. Bei jedem Schritt erzeugte er in sich verschlungene Wirbel, 
              die um ihn herum tanzten und sich dann bald in der Ferne verloren. 
              Doch Norehcas Aufmerksamkeit war auf die riesige, schwach beleuchtete 
              Halle gerichtet, die überfüllt war mit großen Containerkisten 
              und Tonnen. Enak und Senoj kehrten eilig von ihrem Erkundungsgang 
              zurück und brachten dabei die Nebeldecke zum Beben.
              
              "Sergeant Norehca! Die Halle ist soweit sicher, aber... 
              uns ist da etwas aufgefallen. Die Außentemperatur beträgt 
              10 Grad. Das ist weit über dem Standardniveau eines Kühlraumes. 
              Daher auch die übermäßige Nebelbildung."
              
              "Hmmm... Entweder das Kühlsystem ist beschädigt, 
              oder jemand hat es umkonfiguriert. Sehr seltsam..."
              
              "Da wäre noch etwas, Sergeant. Dort drüben haben 
              wir ein aufgebrochenes Lüftungsgitter gefunden."
              
              "Zeigen sie es mir."
              
              Enak und Senoj führten den Sergeant zu ihrem Fund, während 
              die anderen beiden Space Marines, Bruder Krub und Bruder Namrog, 
              die Zugänge zur Halle im Auge behielten. Norehca kniete nieder 
              und wischte die sich windenden Dampfschwaden hinfort. An der Wand 
              verlief ein großer senkrechter Lüftungsschacht, in dem 
              auf Bodenhöhe ein kleines Loch klaffte. Das Gitter, das diese 
              Öffnung normalerweise verschloss, lag am Boden.
              
              "Hier hat sich eindeutig jemand Zugang zum Lüftungssystem 
              verschafft. Die gesuchte Kreatur bewegt sich vermutlich irgendwie 
              durch die Lüftungsschächte."
              
              Norehca kroch vorsichtig näher, um einen Blick in den Schacht 
              zu werfen.
              
              "Das erschwert die Aufspüraktion natürlich erhebl..."
              
              Norehca stand plötzlich auf und wies seinen Männern an, 
              still zu sein. Er richtete seinen Suchscheinwerfer auf den Lüftungsschacht 
              und ließ den grellen Lichtkegel langsam nach oben gleiten. 
              Enak und Senoj entsicherten ihre Bolter, während ihre Blicke 
              dem Lichtkreis folgten. Auch sie hatten etwas gehört.
              
              Eine rostige Kette, die von der Decke baumelte, kam zum Vorschein. 
              Ab und zu tropfte Kondenswasser von ihr auf den Boden. Auf einmal 
              stieß etwas gegen Norehcas Beine und brachte ihn zu Fall. 
              Irgendetwas schlüpfte blitzschnell an ihm vorbei und verschwand 
              zwischen den nächsten Containern. Norehca zog seine Boltpistole 
              und feuerte noch im Sturz. Gleichzeitig wirbelten Senoj und Enak 
              herum und feuerten eine Salve aus ihren Boltern ab. Doch sie waren 
              nicht schnell genug, die Schüsse verfehlten das fliehende Wesen.
              
              "Los, hinterher! Lasst es nicht entkommen, sichert die Ausgänge!"
              
              Norehca sprang auf und rannte nach links, während Enak und 
              Senoj nach rechts ausscherten, um dem Wesen alle Fluchtwege abzuschneiden. 
              Er duckte sich hinter einer großen Tonne und deaktivierte 
              den Ziellaser seiner Boltpistole und den Suchscheinwerfer, die ihn 
              ansonsten verraten würden. Aus den Augenwinkeln sah er, dass 
              Enak und Senoj es ihm gleich taten und langsam vorrückten. 
              Norehca richtete sich vorsichtig wieder auf und ging dann mit gezogener 
              Waffe weiter. Anhand der Verwirbelungen in der Nebeldecke konnten 
              sie mühelos den Fluchtweg des Wesens rekonstruieren. Es hatte 
              sich in Richtung der hinteren linken Ecke bewegt. Norehcas gestreckter 
              Schussarm folgte seinen schnellen Seitenblicken, während er 
              wachsam durch die Nebelschleier watete. Bald hatten sie die linke 
              Ecke erreicht, wo sie zu ihrer Überraschung eine Gestalt stehen 
              sahen. Der Sergeant ließ seine beiden Männer im Schutze 
              einiger Kisten vorrücken, damit die Kreatur sie nicht sehen 
              konnte, und trat dann geradenwegs auf die Gestalt zu, die auf sie 
              zu warten schien, denn sie blieb stehen und bewegte sich nicht. 
              Als er nah genug herangekommen war, schaltete er den Scheinwerfer 
              wieder ein, der direkt auf das Wesen gerichtet war. Gleißendes 
              Licht schoss heraus und enthüllte die wahre Gestalt der Kreatur. 
              Norehca traute seinen übermenschlichen Augen nicht, als er 
              in das Antlitz eines Menschen sah.
              
              Der Mann trug einen Vollbart, wirkte ausgemergelt und trug eine 
              zerschlissene Uniform der Imperialen Flotte. Er zitterte am gesamten 
              Körper. Glitzernde Schweißperlen bedeckten seine blasse 
              Haut. Sein Atem ging schnell und schwer. Er stand einfach nur da 
              und starrte an die Decke. Seine Augen waren weit aufgerissen und 
              zeugten von purem Entsetzen. Auch als die drei Space Marines vor 
              ihm standen und auf ihn einredeten, stand er einfach nur da und 
              starrte an die Decke...
              
              
            
            IV
              
            
              +++ Havarierter Raumfrachter 'Prometheus'
              +++ Ebene VI, Planquadrat K9, Kühlkomplex B
              
              Yelpir spürte, wie er von festen Händen gepackt und leicht 
              geschüttelt wurde. Dann ertönte eine klare, bestimmende 
              Stimme.
              
              "Wir sind Space Marines, haben sie keine Angst. Wir werden 
              sie hier rausholen. Haben sie mich verstanden? Wir sind Soldaten 
              des Imperators. Sie haben nichts von uns zu befürchten."
              
              Yelpir schenkte den Worten keine Beachtung. Die Stimme war für 
              ihn fern und unbedeutend. Sein Geist war gefangen in endloser Finsternis.
              
              "Schweres Schocktraumata, Sergeant. Aus dem bekommen wir 
              so bald nichts heraus."
              
              "Identifizierung: Lieutenant Yelpir, Dienstnummer NV-4-20-6, 
              C-Klasse Programmierer und Techniker der Imperialen Flotte. Und... 
              er gehörte zur Besatzung der 'Halo', Sergeant!"
              
              "Wenn wir ihn nur irgendwie zum Reden bringen könnten... 
              Vielleicht hat er die Kreatur gesehen. Vielleicht weiß er, 
              wo sie sich versteckt hält."
              
              Yelpir sah in der Ferne einen Lichtschein, der trotzig gegen die 
              Dunkelheit ankämpfte, die ihn verschlungen hatte. Die Stimmen 
              kamen von dort. Doch das Licht war so fern. Und ES war hinter ihm. 
              Er spürte es. Er hatte in seine Augen gesehen. Es war hinter 
              ihm her. Yelpir versuchte zu entkommen. Er rannte auf die Lichtquelle 
              zu. Die Stimmen waren verstummt. Er spürte wie sein Körper 
              weggetragen wurde. Doch er merkte es nicht. Er merkte auch nicht 
              wie die Zeit verstrich. Er kam dem Licht keinen Schritt näher. 
              Und ES war ihm immer noch dicht auf den Fersen...
              
              "Hier Corporal Rekrap. Bitte kommen."
              
              "Norehca hier, berichten sie, Rekrap!"
              
              "Wir sind gut vorangekommen und beenden soeben die Untersuchung 
              des Reaktorraums. Bruder Ocalus und Bruder Ekard überprüfen 
              gerade den letzten Wartungsschacht."
              
              "Sie sollen nicht übermütig handeln, wir haben 
              hier eben erst vor 15 Standardminuten einen Überlebenden gefunden. 
              Er steht noch unter Schock."
              
              "Gut, ich werde es weiterleiten. Bleiben sie am besten in 
              Funkkontakt, Sergeant, damit sie gleich die Ergebnisse der Untersuchung 
              erfahren können."
              
              "Möge der Imperator über euch wachen. Norehca 
              Ende."
              
              Yelpir blickte hinter sich. ES war verschwunden und jagte ihn nicht 
              mehr. Verwirrt blickte er um sich. Es war ihm, als sei er aus einem 
              langen Alptraum erwacht. Doch was hatte ihn geweckt? Die Furcht 
              wich allmählich aus seinem Herzen. Er sah wieder das Licht 
              in der Ferne flackern und ging darauf zu. Und er stellte überrascht 
              fest, dass es bei jedem Schritt ein Stück näher kam! Yelpir 
              begann zu rennen. Die Stimmen wurden immer deutlicher und lauter.
              
              "Wir sind jetzt fast da. Corporal Rekrap, sollen wir die 
              Untersuchung am Boden des Wartungsschachts B beenden, oder mit der 
              horizontal verlaufenden Hauptenergieleitungsröhre, die an dieser 
              Stelle den Schacht kreuzt, weiterverfahren?"
              
              "Nach der Überprüfung des Wartungsschachts 
              kommen sie wieder zurück. Führen sie jedoch noch einen 
              Scan durch, bevor sie umkehren. Die Energieleiter wurden noch nicht 
              auf Strahlungslecks untersucht."
              
              "Verstanden, Corporal."
              
              Man hörte das regelmäßige Ein- und Ausatmen 
              der Space Marines und ihre schweren Schritte. Der Widerhall ließ 
              auf ein weitverzweigtes Netz aus Gängen und Schächten 
              schließen.
              
              "Wir sind jetzt am Schachteingang... Da unten ist etwas... 
              Von hier oben aus kann man aber nichts erkennen. Keine Wärmesignatur... 
              Ich werde hinuntersteigen... Gib mir Feuerschutz."
              
              Laute Geräusche ertönten, als der Space Marine die 
              Leiter hinunterkletterte.
              
              "Bruder Ocalus ist nun fast ganz unten. Ich kann nur 
              noch das Licht seines Scheinwerfers sehen."
              
              Licht! Es überflutete Yelpirs Geist und durchströmte 
              seinen gesamten Körper. Er badete seine Haut in den wärmenden 
              Strahlen und ergab sich diesem Gefühl. Yelpir schloss seine 
              Augen...
              
              "Statusbericht, Bruder Ocalus! Was sehen sie?"
              
              "Es sieht aus wie... Knochen! Ja, es sind menschliche 
              Überreste, eindeutig! Sie liegen verstreut auf dem Boden herum. 
              Verwesung im Endstadium. Todesursache lässt sich nicht eindeutig 
              bestimmen. Der Schädel und der Brustkorb weisen jedoch schwere 
              Brüche auf. Könnte durch einen Sturz umgekommen sein."
              
              "Sammeln sie einige Knochen und der Identifizierung 
              behilfliche Gegenstände ein. Danach brechen sie die Mission 
              sofort ab."
              
              "Verstanden. ... Corporal! Ich habe hier etwas gefunden, 
              das nach einer Uniform aussieht. Der Mann hieß... Omortson."
              
              Omortson! Das Wort jagte wie wild durch Yelpirs Geist. Omortson! 
              Die Wortlaute kamen ihm so bekannt vor. Omortson! Yelpir versuchte 
              sich zu erinnern. Es war zum Greifen nahe.
              
              "Breche Mission nun ab. Mache mich wieder an den Aufstieg... 
              Moment! Ich registriere Geräusche aus der Energieleitungsröhre!"
              
              Mit einem Schlag war die wohlig kitzelnde Wärme auf Yelpirs 
              Haut verschwunden. Kälte kroch in seine Glieder. Er öffnete 
              die Augen und schrie mit aller Kraft: "NEEEEEEIIIIINNN!!!"
              
              Norehca und seine Männer starrten ihn überrascht an. Dann 
              erklang plötzlich Bolterfeuer. Bruder Ekard musste brüllen, 
              um nicht vom Lärm übertönt zu werden:
              
              "Feindkontakt! Es hat Ocalus erwischt und kommt jetzt 
              schnell die Leiter hoch!"
              
              "Rückzug, Soldat! Rückzug! Wir kommen 
              rein!"
              
              "Bin getroffen! Es zieht mich runter! Ich kann mich 
              nicht mehr..."
              
              Der Bolter verstummte schlagartig. Einige Augenblicke später 
              folgte das dumpfe Geräusch eines harten Aufschlags.
              
              "Ekard, melden sie sich!"
              
              Es kam keine Antwort. Doch da auf einmal ein scharfes Zischen, 
              das bald zu einem tiefen Knurren anschwoll. Es waren Laute, die 
              aus keiner menschlichen Kehle kommen konnten.
              
              Yelpir kannte dieses Knurren. Er hielt sich die Ohren zu, als ob 
              dieses Geräusch seinen sofortigen Tod bewirken würde.
              
              "Da ist es! Ein Xenomorph! Flammenwerfer bereitmachen, Bruder 
              Orref!"
              
              Das unverwechselbare Gebrüll eines Flammenwerfers erscholl 
              daraufhin und unterdrückte das Stakkato der feuernden Bolter. 
              Rekraps Kommandos waren kaum noch zu hören. Plötzlich 
              wurde das Feuer eingestellt und Stille legte sich kurzzeitig über 
              das Geschehen.
              
              "Wohin ist es verschwunden?"
              
              "Es ist in eines der Seitengänge geflüchtet, 
              Corporal!"
              
              "In Zweiergruppen ausschwärmen, Männer! Wir 
              dürfen es auf keinen Fall entkommen lassen! Durchkämmt 
              die Seitengänge!"
              
              Yelpir hörte nicht das laute Auftreten ihrer gepanzerten 
              Füße, das durch die Korridore hallte. Er vernahm auch 
              nicht das ab und zu anschwellende Stimmengewirr aus Befehlen und 
              Meldungen. Er beobachtete die Space Marines, die um ihn herum standen 
              und mit ausdrucksloser Miene den Funkgesprächen lauschten. 
              Die rechte Hand des Sergeants, der ihm den Rücken zuwandte, 
              war zu einer Faust geballt. Yelpir konnte die Anspannung in ihnen 
              förmlich spüren. Doch ihre Kameraden waren fern, sie konnten 
              ihnen nicht helfen. Keiner außer der Imperator selbst konnte 
              ihnen jetzt noch beistehen. Denn ES war wieder auf der Jagd. Und 
              sie waren seine Beute...
              
              "Es ist nicht im Wartungsschacht, Corporal. Ekard und 
              Ocalus sind tot."
              
              "Corporal Rekrap! Hier spricht Sergeant Norehca! Ziehen 
              sie ihre Männer sofort zurück und verriegeln sie den Reaktorraum."
              
              Während Rekrap den Kommandos seines Vorgesetzten lauschte, 
              löste sich etwas aus der Wand hinter ihm. Es schien die Wand 
              selbst zu sein, die plötzlich hinter ihm aufragte und ihn zu 
              verschlingen drohte...
              
              "Verstanden. Wir ziehen uns zur..."
              
              Rekrap konnte nicht weitersprechen, da im selben Augenblick 
              zwei riesige messerscharfe Klauen seinen übermenschlichen Körper 
              zerschmetterten.
              
              "Corporal!?"
              
              "Es hat den Corporal erwischt. Rückzug, Brüder! 
              Wir ziehen uns zurück!"
              
              "Achtung! Da drüben hat sich etwas bewegt!"
              
              "Es ist hinter dir!!!"
              
              Bolterfeuer und ein unmenschliches Gekreische ertönten. 
              Dann das helle Klirren und Pfeifen von Geschossen, die ihr Ziel 
              verfehlt haben und sich in die Stahlwände bohrten.
              
              "Es ist dort drüben, ich hab's auf dem Bewegungsmelder! 
              Verdammt, es kommt direkt auf mich zu! Ich brauche Unterstützung!"
              
              Zweimal hintereinander donnerte Nosduhs Bolter. Das Wesen 
              kreischte vor Schmerz auf und ließ den Space Marine los. Dann 
              flüchtete es blitzschnell in einen Seitengang.
              
              "Es hat mich getroffen,... ich bin verwundet!"
              
              "Verdammt! Wo bist du, Bruder?"
              
              "Wir müssen zusammenbleiben! Nosduh!?"
              
              "Ich kann nichts sehen... es hat mich schwer erwischt!"
              
              "Ich bin gleich bei dir, halte aus!"
              
              "Schnell!!! Es ist ganz in der Nähe! Ich höre 
              den Bewegungsmelder!"
              
              Ein qualvoller Todesschrei mischte sich unter die Geräuschkulisse 
              und verschwand genauso unvermittelt wie er gekommen war. Nach einer 
              Weile setzten die eiligen Schritte aus.
              
              "Nosduh ist tot... Er hat das Biest verletzen können, 
              hier ist Blut."
              
              "Es hat keinen Zweck weiterzukämpfen. Ihr müsst 
              da sofort raus!"
              
              "Verstanden, Sergeant. Orref, gib mir Deckung!"
              
              Rücken an Rücken bewegten sich die beiden Space Marines 
              langsam und die Umgebung scharf beobachtend zum Ausgang des Gängekomplexes 
              hin. Bis auf ihre schweren Schritte, das Schnaufen ihrer Atemgeräte 
              und das monotone Piepsen des Scanners war es wieder still. Ein plötzliches 
              lautes Tropfen ließ die beiden Krieger innehalten. Orref blickte 
              auf seinen linken Schulterpanzer und sah, wie sich rosarotes Blut 
              darauf sammelte. Bevor er reagieren konnte, traf ihn etwas Hartes 
              am Helm und er wurde gegen die nächste Wand geschleudert. Orref 
              war sofort wieder auf den Beinen und sah, wie sein Ordensbruder 
              von den riesigen Sensenklauen eines über ihm aufragenden Schattens 
              aufgespießt und emporgehoben wurde. Während er seinen 
              fallengelassenen Flammenwerfer aufhob, schnappte der mächtige 
              Kiefer zu und zermalmte den Kopf seines Opfers. Die Kreatur ließ 
              den Leichnam achtlos fallen und fauchte Orref an. Dann stürmte 
              sie mit tosendem Gebrüll auf ihn zu.
              
              "Im Namen des Imperators, VERRECKE!!!"
              
              Der Flammenwerfer grollte wieder, doch das Geräusch erstarb 
              gleich wieder. Man vernahm nur noch das leise Knistern eines schwelenden 
              Feuers.
              
              Dann folgte Stille.
              
              Totenstille.
              
              Yelpir sah, wie der Sergeant seine Faust mit aller Wucht in die 
              Stahlwand rammte. Der Schlag hinterließ eine tiefe Delle. 
              Dann riss er sich den Helm vom Kopf und schleuderte ihn fort. Er 
              sah nun direkt in Yelpirs Augen. Wut, Zorn und Hass spiegelten sich 
              in seinem Blick wider. Yelpir konnte keine Angst darin erkennen. 
              Er wusste nicht weshalb, aber gerade dies machte ihm noch mehr Angst.
              
              Denn die Jagd war noch nicht zu Ende.
              
            
            FORTSETZUNG FOLGT...