Düster liegt der Mantel der endlosen Nacht über den Sternen. Eine 
              Stimme klar und schön wie die eines Engels durchschneidet die ewige 
              Stille. Ein Ruf in der Dunkelheit.
              
              "Hier ist das Flaggschiff Khaines Tränen an den Begleitzerstörer 
              Kar Selim!"
              "Nach Bestätigung durch den Rat der Seher auf Ulthwé ergeht 
              der endgültige Befehl an die Janias Mash il Morenn Black Guard Assault 
              Division, ihre Streitkräfte im Frakirimsektor, am Endorimusgestirn 
              zu sammeln. Die Suche wird sich von Endorimus aus über den gesamten 
              Sektor erstrecken, bis eine vollständige Aufklärung durch den Rat 
              der Seher auf Ulthwé bestätigt wird. Alle Flottenteile werden 
              mit sofortiger Wirkung nach Endorimus im Frakirimsektor beordert." 
              "Detaillierte Einsatz und Nachschubbefehle ergehen nach Eintreffen 
              des Shan-shidar."
              "Krieg ist mein Meister, Tod ist meine Herrin!"
              
              "Hier ist Begleitzerstörer Kar Selim an Flaggschiff Khaines Tränen!"
              "Übermittlungscode positiv... Kurs Frakirimsektor liegt an... Nachrichtweiterleitung 
              erfolgt... Vollständige Bestätigung der eingegangenen Befehle!"
              
              Dämmeriges Licht beleuchtet lange, gewundene Gänge... nirgends ist 
              eine Bewegung auszumachen.
              Eine melodische Frauenstimme hallt von den Wänden einsamer Räume 
              und Gänge wieder:
              "Runenleser Ashan Sydral auf Station 3a; sämtliche Mitglieder der 
              Vorhut melden sich bei Exarch Kardarim im Besprechungszimmer 24."
              Schritte schwer gepanzerter Stiefel durchschneiden die Stille. Zwei 
              Aspektkrieger in schwerer Panzerung laufen den Gang hinab, die mit 
              Mandiblastern bewehrten Helme unter dem Arm.
              Ein gepanzertes Schott gleitet zischend zur Seite und gibt den Blick 
              in einen Raum frei, in dessen Mitte ein großer runder Tisch steht, 
              um den mehrere Aspektkrieger und Ranger stehen.
              Dutzende Stimmen reden hektisch durcheinander.
              "Aber, meine Herren!" in dumpfem Basston schneidet eine Stimme durch 
              die Unordnung. Alle Blicke richten sich auf Kardarim, den Exarchen 
              des Skorpionkriegerschreins... dem Führer der Vorhut.
              "Die Befehle des Shan-shidar sind eindeutig... Er wird das Flaggschiff 
              in ca. 6 Stunden erreichen. Eine Vorhut unter meiner Führung soll 
              auf Endorimus landen, die Landezone sichern und mit der Aufklärung 
              des Gebietes beginnen... Die Hauptstreitmacht folgt dann 12 Stunden 
              später. Aufklärungsgruppenführer Talarin... sind ihre Ranger bereit?"
              "Natürlich, Erhabener."
              "Sehr gut. Wenn sie ihre Aufmerksamkeit jetzt der topographischen 
              Karte von Endorimus zuwenden würden... Der grün markierte Bereich 
              ist die einzige Zone von der wir detaillierte Daten erfassen konnten. 
              Es handelt sich um eine ca. 1,5 km große Lichtung in den dichten 
              Wäldern von Endorimus. Wir werden durch den Landungskreuzer Akaril 
              am nordwestlichen Ende dieser Lichtung abgesetzt werden und arbeiten 
              uns dann im Schutz der Wälder ca. 8 Klicks nach Nordwesten vor. 
              Unsere Mission dient dem Aufspüren feindlicher Verbände und der 
              Festlegung eines Standortes für Echobasis in den Klippen bei Nav. 
              Iota. Noch Fragen?"
              "Also gut, in einer Stunde geht es los. Alle Mannschaften auf Gefechtsstation!"
              
              Eldaromin verließ den Besprechungsraum als letzter, und bog nach 
              links ab zu seinem Quartier.
              "Ja, die Befehle des Shan-shidar waren eindeutig. Er sollte mit 
              der Vorhut landen und sich unmittelbar danach von dieser absetzten 
              um mit seinem Teil der Mission zu beginnen. Nichts und niemand würde 
              den Weltenwanderer bemerken. Im Schutze seines Chameolinmantels 
              und mit Hilfe von etwa einem Dutzend verschiedener Bewegungsmodule 
              würde er sich durch das unwegsame Gelände von Endorimus wie ein 
              Windhauch bewegen, und seine Sensoren und Ortungseinrichtungen würden 
              dem Shan-shidar lange Zeit von Nutzen sein. Er würde dafür sorgen, 
              dass seine Brüder frühzeitig von jedem Eindringling erfuhren, um 
              ihm ein schnelles Ende zu bereiten, keiner der Chem-Pan-Sey, die 
              früher oder später nach Endorimus kommen würden, wird in der Lage 
              sein seine Brüder zu überraschen. Dafür würde der Weltenwanderer 
              schon sorgen."
              
              Vorsichtig blies Eldaromin die letzten Späne aus dem Astloch, das 
              er aufgebohrt hatte.
              Mit der linken Hand hielt er sich an einem Ast des Mamutbaumes fest 
              während er mit der anderen fingerfertig den faustgroßen Radarsensor 
              in die Öffnung einsetzte.
              Fertig,... er ließ seinen Blick umherschweifen, über die majestätischen 
              Wipfel der Mamutbäume von Endorimus. Ein Lächeln umspielte seine 
              Mundwinkel, ein seltener Anblick bei einem Weltenwanderer. Er richtete 
              sich zu seiner vollen Größe auf,... und dann ließ er sich fallen. 
              Der Wind zerrte ungestüm an seinem Chameolinmantel, mit einem schnellen 
              Griff kriegte er eine armdicken Ast zu fassen. Die Schwerkraft riss 
              seinen Körper herum und er ließ den Ast wieder los, um weiter 20 
              Meter in die Tiefe zu stürzen. Ein weiterer Griff, das vertraute 
              Gefühl von Holzrinde, das Reißen der Schwerkraft und dann wieder 
              die Ekstase des freien Falls. Wie ein Affe hangelte der Weltenwanderer 
              an dem dreihundert Meter hohen Mamutbaum herunter, bis er mit einem 
              Salto den Erdboden erreicht hatte. Ein lautes und befreiendes Lachen 
              entsprang seiner Kehle... gelacht... mindestens ein Jahr lang hatte 
              er nicht mehr gelacht.
              Endorimus. Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Schon 
              jetzt liebte er diesen Planeten. Bester Laune machte er sich daran 
              den Wald zu verlassen, um einen der Berge genauer zu besichtigen. 
              Von dem Baum aus hatte er ein Hochplateau gesichtet, auf dem unter 
              Umständen ein Landungsschiff niedergehen konnte... eine ideale Stelle 
              für ein paar seismische Sensoren!
              
              Mehr als 100 Klicks entfernt waren zehn Skorpionkrieger mit einer 
              ganz anderen Art von seismischen Sensoren beschäftigt.
              "Verdammte Scheiße!"
              "Was ist denn?"
              "Der Sensor ist kaputt! Erst zeigt er eine Höhle in ca. 87 Metern 
              Tiefe an und dann ist sie wieder weg!"
              "Wo liegt denn das Problem Aspektkrieger?"
              "Lord Kardarim... es... ich... seht selbst! Der Sensor zeigt eine 
              Höhle in 87 Metern an, und da... jetzt ist sie wieder weg!"
              "Ich würde sagen sie haben da wirklich eine Höhle entdeckt... Sie 
              steht allerdings unter Wasser!"
              "Sir, warum müssen wir uns eigentlich mit den Sensoren herumschlagen? 
              Das ist doch Aufgabe der Ranger!"
              "Das ist schon richtig, allerdings sind die Rangers damit beschäftigt 
              die Überwachungsmatrix um dieses Gebirge zu vervollständigen und 
              sie wollen doch wohl nicht faul in der Sonne liegen?"
              "Nein Sir!"
              "Versuchen sie es da vorne noch einmal! Wenn der Shan-shidar hier 
              eintrifft werden wir ihm eine Höhle präsentieren, die er so schnell 
              nicht wieder vergisst."
              
              Hoch über Endorimus in der endlosen Stille des Alls, zieht das Flaggschiff 
              Khaines Tränen seine Runden.
              "Kiste 2347... 80 Plasmagranaten."
              "Check!"
              "Kiste 2348... 24 Phantomkristallkugeln."
              "Check!"
              "Was will der mit der Scheiße?"
              "Was?"
              "Kiste 2349... 1250 Meter psychoaktives Halbleiterfaserkabel!"
              "Der packt einen Mist ein... Check!"
              "Du solltest dir mal die Liste für Laderaum 14 anschauen!"
              "Was?"
              "Gravitationsplattformen,... Holoemitter und 12 Klicks Absperrgatter!"
              "Oh Mann! Das müssen wir doch nicht nachmessen, oder?"
              "Auf keinen Fall!"
              "Ich hab gehört, dass alle Kristallsänger mit auf die Oberfläche 
              beordert wurden!"
              "Vielleicht will er ein Raumschiff bauen?!"
              "Hahaha, ja klar! Lass uns weitermachen!"
              "Kiste 2350... 12 Umspannungskonverter!"
              "Check!"
              
              In der Halle der Ankunft, am Hauptdockkragen, herrschte hektische 
              Betriebsamkeit. In Reih und Glied waren Aspektkrieger und Gardisten 
              angetreten.
              Runenleser und Propheten standen steif und mit ausdruckslosem Gesicht 
              da und starrten auf die Hauptschleuse, neben der die Sturmgardisten 
              der Totenwache Aufstellung genommen hatten. Mit einem lautem Klacken 
              dockte die Korvette der Asur-Klasse am Dockkragen der Khaines Tränen 
              an. Endlose Sekunden verstrichen, in denen keiner der Anwesenden 
              einen Laut von sich gab.
              Dann,... endlich öffnete sich die Luke.
              Sturmgruppenführer Alsaron von der Totenwache trat vor... voll und 
              klar schnitt seine Stimme durch den Raum...
              "SHAN-SHIDAR!"
              
              Wie ein riesiger, exotischer Käfer ragte das Landungsschiff der 
              Mondfalkenklasse zum Himmel empor. Mit Hilfe großer Antigravlastkrähne 
              wurden kubusförmige Kisten aus den oberen Laderäumen auf den Transportschweber 
              geladen. Zwischen den Fahrzeugen wuselten die ganze Zeit über die 
              Mitglieder der Janias Mash il Morenn Black Guard Assault Division 
              auf und ab, ständig damit beschäftigt die Ladung des Schiffes zu 
              löschen.
              Shan-shidar Tian Dan lag an den Stamm eines Mammutbaumes gelehnt 
              im Schatten und kaute, mit gelangweiltem Blick, auf einen Grashalm.
              Wann würden sie es endlich lernen? Das Eldarimperium war nicht an 
              einem Tag erbaut worden, es war nicht an einem Tag gefallen, und 
              es würde nicht an einem Tag wieder auferstehen. Geduld und Umsicht 
              waren nötig, um die Wenigen, die nach dem Fall übriggeblieben waren, 
              wieder an die Spitze der Herrschaft zu führen.
              Einer der Lastkrähne schwang in einer schnellen Rechtsbewegung aus, 
              ein Gardist, der die nahende Gefahr in der Hektik nicht kommen sah, 
              wurde von der herumschwingenden Last an der Schulter getroffen und 
              drei Meter durch die Luft geschleudert.
              Tian Dan drückte sich hoch um aufzustehen. Der Gardist erhob sich 
              aus dem Gras und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter. 
              "Heiler!"
              Tian Dan ließ sich wieder zurücksinken und rollte die Augen. Kinder... 
              die wenigsten über zweihundert Lebenszirkel alt! ... mit der Zeit 
              würden sie lernen... Wie schon gesagt war Geduld das Zauberwort.
              Eigentlich wäre das ein guter Zeitpunkt, um ein kleines Nickerchen 
              zu machen... Das Entladen des Schiffes würde noch eine weitere Stunde 
              dauern... eine weiter Stunde würde die ganze Truppe brauchen, um 
              die Höhle zu erreichen, die Kardrim gefunden hatte... wer weiß, 
              wann er das nächste mal eine gute Gelegenheit für ein Nickerchen 
              auf diesem Feldzug haben würde... ... ...!
              
              "Shan-shidar!"
              "SHAN-SHIDAR!"
              Tian Dan öffnete die Augen und blickte in das besorgte Gesicht eines 
              Gardisten... Er mußte eingeschlafen sein... Jetzt bloß keinen Fehler 
              machen!
              "Ja, gibt es etwas, Gardist?"
              Tian Dan blieb liegen und schaute ihn desinteressiert an.
              "Die Garde hat die Koordinaten erreicht und alles ist bereit, um 
              mit der Bohrung anzufangen!"
              Tian Dan erhob sich und musterte den Gardisten von Kopf bis Fuß.
              "Soll das heißen die Bohrung hat noch nicht begonnen?"
              "Nein, wir dachten...?"
              "Das Volk der Eldar ist viele Millionen Jahre alt und scheinbar 
              immer noch nicht in der Lage ein einfaches Loch auszuheben!"
              "Ich bitte um Verzeihung...?"
              "Ein Mann ihres Alters sollte nicht mehr um Verzeihung bitten müssen, 
              er sollte es einfach besser wissen! Ich komme besser mit, sonst 
              gibt es noch mehr Verletzte. Gehen sie vor!"
              
              In Reih und Glied standen die gesamten, zur Zeit verfügbaren, Streitkräfte 
              der Assault Division am Fuße der Berge.
              - Sie stehen da wie auf einer Parade, dabei sollen sie nur ein Loch 
              buddeln...
              Serach Alkar Ishasun, der ranghöchste Runenprophet des Dritten Zirkels 
              des Hohen Rates von Ulthwé, trat ihnen entgegen."
              Ah, Shan-shidar! Auf mein Geheiß haben wir mit dem Beginn der Bohrung 
              extra auf euch gewartet. Ich dachte, dass ihr bei diesem historischen 
              Moment zugegen sein wolltet!"
              Der Gardist warf Tian Dan einen leicht vorwurfsvollen Blick zu.
              - Upps... verdammt... alle Augen sind auf mich gerichtet... das 
              ist typisch Propheten... alles müssen sie ritualisieren!
              "Aber das wäre nicht nötig gewesen! Wir haben bereits viel 
              Zeit verloren und eigentlich hatte ich gehofft, den bergmännischen 
              Teil der Arbeit so schnell wie möglich hinter mich zu bringen."
              Leider trug der Runenprophet seinen Phantomhelm und so sah Tian 
              Dan nicht diese Gesichtsentgleisung die ihm einen Stich versetzt 
              hätte.
              - Zum ersten Mal seit über 1000 Jahren waren Eldar wieder daran, 
              etwas, das einer Kolonie gleichkam, auf einem Planeten zu errichten 
              und dieser Barbar nannte es `bergmännisch'.
              Alkar Ishasun drehte sich steif herum und verkündete mit kalter 
              Stimme mit der Bohrung zu beginnen, dann ging er zurück zum Kreis 
              der Seher, wo er die restliche Zeit stehenblieb und Tian Dan keines 
              Blickes mehr würdigte.
              - Das wars Tian... Du bist geliefert... Er kann zwar nicht direkt 
              Einfluss auf die Mission nehmen,... aber er kann dir das Leben zur 
              Hölle machen! ...Scheiße! Darum würde er sich später kümmern müssen... 
              Geduld. Erstmal war es an der Zeit, das Areal mit Laserpalisaden 
              und Wachplattformen für die Nacht zu sichern. Die Ranger sagten 
              zwar, Endorimus sei unbewohnt, aber man weiß nie welche Überraschungen 
              das Universum für einen bereithält.
              
              Tagebuch Tian Dans Eintrag 1
              Bericht an den hohen Rat Ulthwes über die Fertigstellung der Falcon 
              Dome Zitadelle:
              "Nach Bestätigung des Einsatzortes durch den hohen Rat sandte ich 
              Befehle voraus, die Vorhut anzulanden, eine geeignete Landezone 
              nahe der Berge auszuspähen und diese zu sichern. Diesen gab ich 
              den Weltenwanderer Eldaromin mit und unterstellte der Vorhut Exarch 
              Kardrim vom Aspekt des Skorpions. Desweiteren gab ich detaillierte 
              Befehle zur Zusammenstellung der anzulandenden Truppen und Nachschubeinheiten.
              Nach meiner Ankunft führte ich die gesamte Truppe nach Endorimus 
              an den Fuß der Berge, ließ eine Bohrung beginnen, mit dem Zwecke 
              eine Höhle unter dem Gebirge zu erschließen und ließ ein befestigtes 
              Lager errichten. Aus Sicherheitsgründen, der Planet Endorimus war 
              noch nicht ganz erschlossen, ließ ich das Lager mit einem 5 Fuß 
              breitem und ebenso tiefen Graben umgeben und auf 10 Fuß hohen Erdwällen 
              stellte man auf mein Geheiß die Laserpalisaden auf. Hinter der Palisade 
              ließ ich in einem Abstand von 100 Fuß Wachtürme errichten, die diese 
              um 15 Fuß überragten. Da das Lager nur von kurzer Dauer sein sollte, 
              ließ ich nur noch eine ausfahrbare Energiebrücke schlagen und beließ 
              es bei dieser Verschanzung meines Lagers, die ich für ausreichend 
              hielt.
              Als am Mittag des nächsten Tages die Höhle erschlossen war, ließ 
              ich die Schwarzen Khaindar, die anstelle ihrer Raketenwerfer nun 
              Schneidlaser trugen, zusammen mit den Kristallsängern, diese für 
              das kommende Ritual herrichten.
              Das Vorbereiten der Höhle erwies sich jedoch als nicht so einfach, 
              da das Gewicht des Berges schwer auf ihr lastete. Als nun am dritten 
              Tage das Werk vollbracht und die Höhle, gemäß den Anweisungen der 
              Kristallsänger, hergerichtet war, ließ ich ein üppiges Frühstück 
              ausgeben und begab mich mit allen Truppen, mit Ausnahme der Phantomlords, 
              ins Innere, um das Phantomkristallritual zu beginnen.
              Als jeder seinen Platz eingenommen und seine Strophe zu rezitieren 
              begonnen hatte, begannen die Kristallsänger ihre Instrumente anzustimmen 
              und voll Trauer und Schmerz vom Ruhme vergangener Tage zu singen. 
              Majestätisch erhoben sich die Phantomkristallkugeln, die mit psychoaktivem 
              Halbleiterfaserkabel verbunden waren, aus ihren Ruhestätten und 
              tauchten den gesamten Raum in ein blaues Kristallicht.
              Unter dem Gesang der Kristallsänger erzitterte das Gebirge, im rhythmischen 
              Takt ihrer Trommeln bebte der Boden und über das Spiel der Musik 
              erhob sich ein stetiges, dunkles Summen.
              Höher und höher stiegen die Kristallkugeln und als sie die Decke 
              berührten, war es als ob ein Stein in Wasser taucht. Wellen schienen 
              sich von den Kugeln über den Stein auszubreiten und diese tauchten 
              völlig in ihn ein, nur die Kristallkabel ragten noch aus der Decke 
              wie Schilf aus einem See.
              Und wie einst Asur einen Stein nahm und aus ihm das Leben formte, 
              so formte die Kraft der Kristallsänger nun diesen Stein, ließ ihn 
              fließen wie Wasser, sich auftürmen zu Wänden und Räumen. Das Kristallkabel 
              wurde zusehends dünner, als die geistige Kraft der Sänger es streckte 
              und wie Blutgefäße verzweigte.
              Lange Zeit saßen wir dort und rezitierten die Strophen, die Asur 
              uns gelehrt. Nach 18 Stunden war das Ritual beendet und der erste 
              Dom, das Nest des Falken, der Falcon Dome Zitadelle erhob sich prächtig 
              in den Nachthimmel. Ich ließ die erschöpfte Truppe 10 Stunden ruhen 
              und gab den Befehl den Dom fertig zu stellen, da ich das Lager so 
              schnell wie möglich wieder abbrechen wollte.
              Inzwischen sind alle Truppen in den Falcon's Nest Dome eingerückt, 
              das Lager wurde vollständig abgebrochen und die Überwachungsmatrix 
              ist ins System integriert worden. Sämtlich Eingänge im ersten Dom 
              sind mit Schotts gesichert und mit Hilfe von Chameolinlack und Holofeldern 
              vor Entdeckung geschützt. Die Arbeiten am Skorpion's Pit Dome und 
              am Dragon's Lair Dome schreiten gut voran, ich bin mir sicher, in 
              Kürze sämtliche Schwerarbeiten abschließen zu können."
              
              Tian Dan berührte die Sendetaste und rückte vom Display seiner Psimatrix 
              zurück. Tief im Inneren des Falcons Nest Domes, in der Halle der 
              Seher, begann ein faustgroßer Phantomkristall in grünem Licht zu 
              schimmern und den Bericht telephatisch an den Rat der Seher auf 
              Ulthwé zu übermitteln.
              Er konnte ein Gähnen nicht unterdrücken, die letzten Tage waren 
              wirklich anstrengend gewesen. Als er die Augen wieder öffnete, lag 
              vor ihm auf dem Schreibtisch eine uralte Tarotkarte der Eldar. Eine 
              Karte aus dem Tarot des Todes. Sie zeigte eine Gestalt in der ehrwürdigen 
              Robe eines Richters, unter seinem rechten Arm trug er die Gesetzbücher, 
              auf seinen Schultern ruhte ein grinsender Totenschädel und mit seiner 
              linken, skeletierten Hand wies er auf einen Richtbock, in dem das 
              Henkerschwert steckte.
              Darunter war ein Schriftzug angebracht: Des Todes Advokat
              
              Tian Dan lachte schallend.
              "Du schaffst es immer wieder mich zum Lachen zu bringen! Wie kommst 
              du hier rein, Eldaromin?"
              Der Weltenwanderer trat aus dem Schatten und setzte sich auf den 
              Schreibtisch des Shan-shidar.
              "Schande über den Weltenwanderer, der es nicht versteht die Technik 
              seines eigenen Volkes zu täuschen!"
              Grinsend zog er unter seinem Chameolinmantel eine Flasche uralten 
              Eldarweins hervor.
              Tian Dan seufzte, es würde wieder eine lange Nacht werden.
              
              Tian Dan stand vor seinem Kristallspiegel und zog die Runenrüstung 
              der Totenwache, jener Sturmgardisten denen die Sicherheit der Seelensteine 
              der Eldar anvertraut war, zurecht. Er betrachtete sein Werk,... 
              sich selbst.
              Das schwarze Haar fiel ihm über die Schultern bis hinab an die Taille, 
              auf der linken Seite waren blutrote und strahlend gelbe Strähnen 
              mit dem schwarzem Haar zu schmalen Zöpfen verflochten. Dreizehn 
              an der Zahl,... warum wusste er nicht mehr. Um sein linkes Auge 
              herum war die Rune Ulthwés in blutroter Farbe tätowiert. 
              Die schwarze Rüstung, die mit silbernen Runen und blutroten 
              Aufschlägen verziert war, saß perfekt. Sein schwarz-roter Umhang 
              fiel über seine Schultern hinab bis zu dem Schaft seiner schweren 
              Panzerstiefel. Das Tutan Khamen hing locker an der linken Seite 
              seiner Hüfte... alles war...
              Die Pistole! Wo hatte er sie nur? Früher hatte er nie eine getragen, 
              aber sie gehörte nunmal zur Uniform!
              Tradition... Tian Dan seufzte. Da ist sie! Er legte rasch die Shurikenpistole 
              an und eilte zur Tür hinaus.
              Eldaromin hatte ihm von Einheimischen berichtet, die auf der Nordhalbkugel 
              von Endorimus lebten, außerdem wunderte sich der Weltenwanderer 
              darüber, dass es scheinbar keine Vögel hier gab! - Na und?
              Aber ein Weltenwanderer wundert sich selten über etwas, meistens 
              hatte er für alles eine Erklärung, die dann auch häufig zutraf! 
              Nicht jeder kommt in den Vorzug 843 Jahre alt zu werden!
              Tian Dan hatte veranlasst den Falcon startbereit machen zu lassen 
              und hatte eine Gruppe von fünf ausgesuchten Eldar, die ihn 
              begleiten würden, ausgewählt.
              Zum einen natürlich seinen Freund Eldaromin; des weiteren Exarch 
              Kardarim vom Aspekt des Skorpions mit einem seiner Krieger, den 
              Runenleser Ashan Sydral, der scheinbar das Sprachrohr des 3. Zirkels 
              des Rates der Seher war, und den Runenpropheten Landaratiklen, den 
              er als gutmütigen, väterlichen Mann kennengelernt hatte. Eben dieser 
              Runenprophet hatte ihn bei ihrer ersten Begegnung einmal mit `Junger 
              Mann´ angesprochen, und das war Tian Dan seit...? ...langer Zeit 
              nicht mehr geschehen.
              Mit Hilfe des Falcon würden sie rasch eines der einheimischen Dörfer 
              erreichen und versuchen mit den Einwohnern Kontakt aufzunehmen. 
              Er hatte extra eine Kiste mit Geschenken vorbereiten lassen. Als 
              ihn Exarch Feu´ridis vom Aspekt des Drachen gefragt hatte, weshalb 
              er mit den Einheimischen Freundschaft schließen wolle, hatte er 
              ihm geantwortet: "Kleine Freunde, sind besser als keine Freunde!"
              Das hatte nicht nur zur allgemeinen Belustigung beigetragen, sondern 
              auch den Exarchen von seinem Vorhaben überzeugt. So hatte Tian Dan 
              das auch mit den Einheimischen vor! Zwei Fliegen mit einer Klappe. 
              Kleine Helfer finden und das Rätsel um die Vögel erkunden!
              Den Oberbefehl über den Falcon Dome und die Arbeiten zur Fertigstellung 
              der Zitadelle hatte er während seiner Abwesenheit Exarch Feu´ridis 
              übergeben. Alles lief wie am Schnürchen... Er liebte seinen Job!
              
              Es war das erste Mal, dass Halarim das Aldaruntai, das Kontrollzentrum, 
              das Herzstück der Falcon Dome Zitadelle betrat. Zwei Stunden hatte 
              er in Abgeschiedenheit meditiert, um sich auf seine Aufgabe vorzubereiten. 
              Es war seine erste Schicht! Langsam erhob sich der schichthabende 
              Phantomseher von dem mächtigen Kristallstuhl, nickte Halarim kurz 
              zu und verließ das Aldaruntai. Halarim nahm seinen Platz ein und 
              schloss die Augen als sein Geist in Trance versank und eins wurde 
              mit der Psimatrix, jenen hauchdünnen Adern, die alle Wände und Armaturen 
              der Zitadelle durchzogen.
              Überwachungsmatrix online,... scanne Sektorengatter... psionisches 
              Zugriffsmuster bestätigt... Alle Sektoren auf Automatik!
              Halarims Geist war eins mit der Zitadelle. In Sektor 4a, Zimmer 
              6 betätigte der Bewohner, Nadren, ein Aspektkrieger des Drachen, 
              den Fäkalienabsorber. Jamila, eine Gardistin der Totenwache, schickte 
              gerade ihrem Bruder auf Ulthwé eine Nachricht. Halarim verstärkte 
              das telepathische Signal um den Faktor 10 000, bündelte es in einem 
              4 Nanosekundenimpuls und sandte es 6400 Lichtjahre entfernt nach 
              Ulthwé, wo es noch vor Ende seiner 12-Stundenschicht ankommen 
              würde. Exakt um 16:34:5352 Uhr Ortszeit.
              "Falcon Dome Aldaruntai von Falcon One! Erbitte Starterlaubnis für 
              Plattform 1!"
              "Starterlaubnis erteilt! Countdown T minus 120 Sekunden!"
              Seine Stimme schallte durch die mächtigen Höhen des Falcon's Nest 
              Dome:
              "Achtung Bodenpersonal! Hauptrampe sofort räumen! Startvorgang in 
              T minus 115 Sekunden!"
              Öffnen der Hauptschleuse... Gravitationsfeld in T minus 110 Sekunden...
              Hoch oben, am Gipfel des Falcon's Nest Dome setzen sich in absoluter 
              Stille zwei riesige Phantomkristallschotts in Bewegung und Sonnenlicht 
              breitet sich kreisförmig um die Startplattform aus.
              "Achtung! Startvorgang!"
              Auf gleißenden Düsen und von Gravitationsfeldern gehoben, steigt 
              der Falcon über 600 Meter in die Höhe, dann zündet er Haupt- und 
              Zusatztriebwerke und schießt über die Wipfel der Mammutbäume 
              gen Norden.
              
              Feu´ridis, der Exarch des Drachenaspekts, kochte über vor Wut.
              Tian Dan hatte ihm, für die Dauer der Abwesenheit des Shan-shidar, 
              den Befehl über die Zitadelle erteilt. Fuegan hatte noch nie eine 
              planetare Bastion befehligt,... Eine ganze Festung, über 80 Krieger 
              und mehr als 100 Mann Begleitpersonal! Berichte über den Fortschritt 
              der Bauarbeiten, Lagerlisten, eine komplette Inventur des Flaggschiffes, 
              die Wochenbefehle und Einsatzberichte stapelten sich auf seinem 
              Schreibtisch. Für derartige Dinge hatte er sich nie interessiert, 
              aber seit Tian Dan vor zwei Tagen, mit einer ausgesuchten Gruppe 
              Eldar, zu den Einheimischen aufgebrochen war, hatte der Exarch gelernt, 
              dass es neben der Schlacht unzählig viele Kleinigkeiten gibt, die 
              einer Armee das Leben schwer machen können.
              Anfangs hatte er sich darüber geärgert, dass er nicht mit dem 
              Shan-shidar nach Norden aufgebrochen war, inzwischen war ihm jedoch 
              bewusst, dass dieser ihm immenses Vertrauen entgegenbringen musste, 
              um ihm eine solche Aufgabe zu übergeben, die soviel Feingefühl bedurfte. 
              Mittlerweile war diese Aufgabe keine Last mehr für ihn, sondern 
              ein Quell nicht enden wollender Überraschungen. Das machte ihn zornig. 
              Feu´ridis hasste Überraschungen!
              Vor ihm waren die Krieger der Janias Mash il Morenn zum Morgenappell 
              angetreten. Leider wurden die ihm vom Shan-shidar übergebenen Befehle 
              bereits gestern vollständig abgearbeitet und so hatte der Exarch 
              die ganze Nacht daran gesessen einen Aufgabenplan für den heutigen 
              Tag zu erstellen. Das Ergebnis war ein schmieriger Zettel, den er 
              in seiner Linken hielt und noch einmal rasch studierte. Als der 
              Shan-shidar gestern nicht zurückgekehrt war, hatten sich verschiedenste 
              Gerüchte unter den Eldar ausgebreitet und eine seltsame Anspannung 
              hatte sich breit gemacht. Feu´ridis musste dies unterbinden! Er 
              hasste Gerüchte! Die Männer dachten zu viel, ihre Köpfe rauchten 
              förmlich. Deshalb hatte der Exarch sich eine ganz besondere Aufgabe 
              für den heutigen Tag ausgedacht. Er wandte sich der Truppe zu.
              "Die Arbeit am Skorpion's Pit Dome und Dragon's Lair Dome schreiten 
              planmäßig voran. Um genau zu sein liegen wir sogar vor dem Zeitplan 
              des Shan-shidar! Aufgrund der hervorragenden Leistung der Truppe 
              habe ich beschlossen die Arbeiten an den Dömen für heute ruhen zu 
              lassen. Zu lange schon arbeiten wir unter der Erde! Doch die Arbeit 
              ist vielfältig und noch lange nicht abgeschlossen. Wir werden also 
              fortfahren, indem wir für den heutigen Tag die Zitadelle verlassen 
              und stattdessen die Arbeiten an der Überwachungs- und Verteidigungsmatrix 
              vorantreiben."
              Das hatte gewirkt! Auf einen Schlag war die bedrückte Stimmung wie 
              weggeblasen, die Männer grinsten und klopften sich gegenseitig auf 
              die Schultern. Einige schienen kurz davor zu stehen in Jubel auszubrechen.
              Feu´ridis grinste. Er hatte eine kleine Überraschung für sie und 
              freute sich schon akribisch auf das Gesicht Tian Dans wenn er ihm 
              seinen Bericht erstatten würde.
              "Ich denke es ist an der Zeit, dass sich diese Zitadelle auf die 
              Feinde vorbereitet, die sicherlich kommen werden. Wir werden also 
              eine kleine Überraschung für diese Chem-Pan-Sey vorbereiten, und 
              ihr wisst sicherlich wie sehr ich Überraschungen hasse!"
              Bei dieser Bemerkung konnten sich einige Krieger ein offenes Lachen 
              nicht mehr verkneifen.
              "Sämtliche Mitglieder der Schwarzen Garde, die Krieger vom Aspekt 
              des Drachen und vom Aspekte Khaines werden in einer Entfernung von 
              75 Metern mit der Etablierung eines 10 Meter breiten Minengürtels 
              beginnen. Sämtliche Minen sind mit der Verteidigungsmatrix der Station 
              zu verbinden und vor Entdeckung zu sichern. Die Ranger werden in 
              Verbindung mit den verbleibenden Skorpionkriegern die Arbeiten an 
              der Überwachungsmatrix vorantreiben. Weggetreten!"
              Die Krieger verließen die Hauptrampe, die für den Morgenappell benutzt 
              wurde und machten sich auf den Weg zu den Lagerräumen, in denen 
              die nötige Ausrüstung lagerte. Feu´ridis blickte auf den aufsteigenden 
              Wänden des Falcon's Nest Dome in die Höhe, bis er durch das Hauptschott 
              hindurch in den blauen Himmel von Endorimus sehen konnte.
              Wo im Namen Asurs bist du, Tian Dan?
              
              Hoch oben im Orbit über Endorimus erwachte der Seelenstein des Flottenkommandos, 
              der nur auf die Befehle Tian Dans reagierte, zum Leben. Der Geist 
              der Eldar, die einstmals die Astroprophetin des Flaggschiffes gewesen 
              war, erfasste das mächtige Schlachtschiff und wurde eins mit ihm.
              Förderbänder und Warnleuchten liefen an, um ihre Fracht zu fördern 
              und jene zu warnen, die nicht an Bord waren. Langsam und elegant 
              schwenkte der 1,5 Kilometer lange Schlachtkreuzer aus dem Orbit. 
              Eine liebliche, weibliche Stimme schallte über verlassene Korridore 
              und leere Räume.
              "Automatischer Startvorgang sämtlicher Korvettengeschwader!"
              Lautlos öffneten sich riesige Hangartore in die Weiten des Alls 
              und entließen die 30 Korvetten des Flaggschiffes in die unendliche 
              Weite.
              In Gruppen zu fünf zogen sie lautlos durchs All und schwenkten 
              in unterschiedlicher Richtung in den Orbit von Endorimus ein. Dort 
              ließen sie ihre Fracht, bestehend aus Ankersensorsonden, auf vorausberechnetem 
              Kurs in eine stabile Umlaufbahn eintauchen und kehrten daraufhin 
              zum Schlachtkreuzer Khaines Tränen zurück.
              Ruhig und in aller Gelassenheit flog dieser an eine bestimmte Stelle 
              innerhalb eines nahegelegenen Asteroidenfeldes.
              Für jeden menschlichen Navigator ein unmögliches Unterfangen, war 
              es für Kisha Atalias Seele nicht mehr als ein Zeitvertreib. Das 
              riesige Schiff würde durch einige kleinere Trümmerteile hindurch 
              an eine Stelle fliegen, an der für die nächsten 12 Stunden kein 
              einziger Asteroid seine Bahn kreuzen würde. Dann würde es sich um 
              zwei Achsen in eine andere Position drehen, um dort für weitere 
              14 Stunden zu verharren. All dies war bereits vor dem geistigen 
              Auge Kisha Atalias geschehen, das Universum wusste davon nur noch 
              nichts.
              
              Die Verhandlungen mit den Einheimischen waren erstaunlich glatt 
              gelaufen. Ortskundige Führer hatten Tian Dan und sein Gefolge zurück 
              zum Falcon Dome begleitet. Es hatte einige Tage länger gedauert 
              als geplant und als sie die Haupttore des Domes erreicht hatten, 
              fanden sie dort die gesamte Streitmacht in Reih und Glied aufgestellt 
              vor. Feu´ridis, der Exarch der Feuerdrachen, hatte sich Sorgen um 
              ihren Verbleib gemacht und war gerade dabei die systematische Auslöschung 
              allen Lebens auf Endorimus einzuläuten um sie aufzuspüren. Nun lag 
              Tian Dan in seinem Bett, tief im Inneren des Domes und doch war 
              er Lichtjahre weit entfernt.
              
              Der Traum
              Er war wieder auf dem Weltenschiff Biel-Tan, seiner Heimat. Es war 
              die Zeit, als er ein Exarch vom Aspekt der Warpspinne gewesen war... 
              das Jahr, in dem er zum Jungen König gewählt worden war. Der Junge 
              König war ein Exarch der Kriegeraspekte, dem die zweifelhaft Ehre 
              zu teil wurde, als Opfer bei der Erweckung des Avatars Kaela Mensha 
              Khaines dargebracht zu werden.
              Das Weltenschiff Biel-Tan ist das kriegerischste unter den Weltenschiffen 
              der Eldar. Das Gefolge des Jungen Königs, ein Rat bestehend aus 
              den Exarchen, die ihre einjährige Zeit als Junger König überlebt 
              hatten, hatte beschlossen, da die Runenpropheten ein sehr kriegerisches 
              Jahr voraussahen, den Avatar Khaines zu erwecken. In seinen Träumen 
              kniete Tian Dan zum tausendsten mal im Sanktum des Khaineschreines 
              auf Biel-Tan zu den Füßen des Thrones des Kriegsgottes. Sein Leben 
              zog vor seinem inneren Auge vorüber, während seine Ohren das beständige 
              Rezitieren der uralten Verse vernahmen, die von den Aspektkriegern 
              Biel-Tans in einem ständig anschwellendem Stakkato wiederholt wurden: 
              " Blut fließt. Zorn brennt. Tot erwacht. Krieg ruft."
              Nun mach schon! Ich hab das Warten satt! Bringen wir es zu Ende!
              Ein Tropfen einer roten Flüssigkeit tropfte auf den schweren Helm 
              seiner Aspektrüstung. Blut. War es das seines? Einen Moment war 
              sich Tian Dan nicht sicher. Ein weiter Tropfen fiel auf sein Visier. 
              Jetzt hielt er es nicht mehr aus,... Tian Dan erhob seinen Blick 
              und sah genau in das Antlitz des lebenden Gottes. Eine einzelne, 
              brennende Träne rann der Reinkarnation Khaines über das Gesicht 
              und fiel auf Tian Dan herab. In irritierender Symmetrie fiel sie 
              neben die beiden anderen Tränen des Vernichters und wurde rasch 
              trocken. Der Avatar schritt an Tian Dan vorüber hinaus zu den Kriegern, 
              die ihn unablässig riefen. Außer sich vor Entsetzen stolperte Tian 
              Dan hinter der Kreatur auf den Platz hinaus.
              Stille legte sich über den tobenden Klingensturm. Wortlos standen 
              sie da und blickten Tian Dan an, als wäre er die Reinkarnation des 
              Kriegsgottes und nicht die fast fünf Meter große Gestalt aus purem 
              Stahl neben ihm. Tian Dan konnte das Entsetzen auf den Gesichtern 
              des Gefolges des Jungen Königs deutlich erkennen. Sprachlosigkeit. 
              Ahnungslosigkeit. So etwas hatte es in der mehr als zehntausendjährigen 
              Geschichte nach dem Fall noch nie zuvor gegeben. Es war schon geschehen, 
              dass der Avatar sich ganz von allein von seinem Thron erhoben hatte, 
              als das Weltenschiff Iyanden sich gegen die Schwarmflotte Kraken 
              verteidigt hatte, aber das hier war noch nie passiert.
              
              Tian Dan wurde gestattet während der nächsten Schlacht im Gefolge 
              des Jungen Königs zu tanzen, und der Klingensturm brach auf, um 
              die Chem-Pan-Sey zu vernichten, die es gewagt hatten einen Fuß auf 
              die Heimatwelten der Eldar zu setzten.
              Nirgendwo auf dem Schlachtfeld war das Gemetzel größer als in unmittelbarer 
              Nähe des Avatar. Die Luft schien um Tian Dan zu brennen, als er 
              als erster Exarch der Warpspinnen an der Seite seines Gottes kämpfte.
              Als die Kämpfe endeten und der Nebel der Schlacht sich um ihn herum 
              gelichtet hatte, fand sich Tian Dan in einem Meer von Blut wieder. 
              Der Avatar stand über ihm auf dem Hügel, das Schwert siegreich empor 
              haltend, um ihn herum waren die restlichen beiden Überlebenden des 
              Gefolges versammelt und am Fuße des Hügels hatte sich der Klingensturm 
              versammelt und jubelte ihnen zu.
              Tian Dan konnte keine Freude verspüren... sein Inneres war erfüllt 
              von tiefster Trauer. Er erhob sich, schritt durch den tobenden Klingensturm 
              hindurch, zurück auf das Schlachtfeld und begann die Seelensteine 
              der Gefallenen einzusammeln.
              Der Preis war zu hoch! Von diesen Menschen gab es mehr als die Sterne, 
              aber seit dem Fall der letzten Heimatwelt war die Zahl der Eldar 
              beständig geringer geworden.
              
              Die Rückreise nach Biel-Tan hatten sie in Stille verbracht. Niemand 
              hatte ein Wort mit Tian Dan gesprochen und auch untereinander schienen 
              die Krieger nur zu flüstern. All dies war für Tian Dan in unendliche 
              Ferne gerückt. Alles schien eine Kopie einer Kopie, einer Kopie 
              zu sein. Als sie schließlich auf Biel-Tan angekommen waren, hatte 
              man sie gefeiert wie Helden,... bis Tian Dan die Rampe heruntergeschritten 
              kam. Er schien eine Aura der Stille auszustrahlen, die ihnen allen 
              die Sprache verschlug. Wortlos überreichte er dem vorstehenden Runenpropheten 
              seines Heimatweltenschiffs den Beutel mit den Seelensteinen der 
              Gefallenen, ging dann auf sein Zimmer und dort sah er, wieso die 
              wilden Aspektkrieger Biel-Tans sprachlos waren.
              Seine dunkelgrüne Aspektkriegerrüstung war über und über mit Blut 
              bedeckt, das inzwischen getrocknet und zu einer lepraartigen zweiten 
              Haut geworden war. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass das Blut 
              einer einzigen Person verschiedene Farben haben kann.
              An den Heften seiner Energieklingen hingen Fetzen von Haut und Eingeweiden. 
              Die schwere Schulterplatte der Warpspinnenrüstung war komplett weggerissen 
              und darunter glänzte sein blutiges, verkohltes Fleisch. Von der 
              Hüfte hinab war sein linkes Bein komplett aus der Panzerung geschält 
              und eine fünfzehn Zentimeter lange Wunde klaffte weit auf. Aus seiner 
              rechten Schulter ragte das Heft eines langen Dolches, ein kleines 
              Blutrinnsal rann beständig über seine Brust und hinterließ auf der 
              vom Blut braunen Rüstung ein makabres Muster.
              Angewidert riss Tian Dan den Dolch aus seiner Schulter. Er riss 
              sich die Rüstung vom Körper und schleuderte die Einzelteile in eine 
              Ecke, dann ging er in die Nasszelle. Später ließ er sich verarzten.
              Der Kriegsrat Biel-Tans weigerte sich Tian Dan in ihrer Mitte aufzunehmen 
              und der Rat der Seher bestätigte dies. Das war ihm egal, alles war 
              ihm egal. Sein Leben hatte seinen Sinn verloren Er hatte erkannt, 
              dass diese sinnlosen Feldzüge seinem Volk mehr schadeten als das 
              sie ihm nützten. Aus Leben war Tod geworden.
              Als er einen Tag nach der Schlacht wieder vor dem Spiegel stand, 
              hatte er gesehen, dass die Tränen des Avatar nicht nur auf seinem 
              Helm, sondern auch in seinem Gesicht Spuren hinterlassen hatten. 
              Drei rote Tränen waren wie eine Tätowierung auf seiner linken Wange. 
              Wann immer er sich im Spiegel sah, erinnerten ihn diese Tränen an 
              das verschwendete Leben seiner Brüder.
              Er verließ Biel-Tan. Wählte den Weg des Ausgestoßenen. Zum Abschied 
              erhielt er einen Chameolinmantel und ein Ranger Jagdgewehr, wie 
              es der Brauch war. Er kehrte niemals wieder zurück.
              
              Die Zeit floß an ihm vorüber wie ein träger, dunkler Fluss. Manchmal 
              reiste er zusammen mit anderen Rangern, meistens jedoch allein. 
              Tian Dan wusste nicht mehr wie lange er sich in diesem Zustand befunden 
              hatte.
              Eines Abends, auf einer unter bestimmt tausend Welten die er besucht 
              hatte, saß er am Feuer mit einigen anderen Rangern zusammen, die 
              sich angeregt unterhielten. Tian Dan vermochte nicht zu sagen, wann 
              er das letzte Mal gesprochen hatte. Es interessierte ihn nicht.
              Einer seiner Weggefährten berührte ihn an der Schulter, er musste 
              ihn angesprochen haben!
              "Interessiert mich nicht!" sagte Tian Dan.
              Die Gruppe brach in schallendes Gelächter aus, und plötzlich war 
              es als ob die Sonne aufgeht. Ein neuer Morgen. Tian Dan schien plötzlich 
              hellwach. Er lauschte dem Lachen der Männer. Nie zuvor hatte er 
              solch ein Lachen gehört, so frei und ungezwungen. Die Aspektkrieger 
              Biel-Tans lachten selten und wenn, dann über Dinge, die eigentlich 
              gar nicht komisch sind. Er konnte nicht mehr anders. Schallend prustete 
              er los. Krümmte sich vor Lachen.
              "Was hattest du gesagt?"
              Einer der Ranger schlug sich herzhaft aufs Bein: "Seit sechs Jahren 
              reise ich mit diesem Kerl! Er hat vorher noch nie einen Ton über 
              die Lippen gebracht! Ich weiß nicht mal wie er heißt!"
              Den anderen rannen Tränen über die Wangen, einige japsten nach Luft. 
              Tian Dan errötete.
              "Wie hast du das bloß ausgehalten?" fragte ein anderer.
              "Naja, sonst wäre er nachher noch verhungert, und das hätte diesen 
              Abend weitaus weniger amüsant werden lassen, nicht wahr?"
              Eine erneute Welle des Lachens zog über die Gruppe hinweg. Tian 
              Dan hielt sich den Bauch.
              "Tian Dan!" sagte er zu seinem Weggefährten.
              "Eldaromin!" entgegnete dieser.
              Beide Männer grinsten sich an.
              
              Über unzählige Welten führte sie ihr Weg, ständig auf der Suche 
              nach dem Unbekannten, dem Neuem.
              Eines Tages schritten sie über eine Welt namens Kaladir, Eldaromin 
              schwelgte wie so häufig im Wohlklang seiner eigenen Worte, als ein 
              lautes, zischendes Geräusch seinen angeregten Monolog unterbrach.
              Anmutig wie die Königin der Nacht, senkte sich ein Landungskreuzer 
              der Eldanesh-Klasse dem Planeten entgegen. Seine gelbe und blaue 
              Zeichnung schimmerte strahlend in der Morgensonne.
              "Ein Landungschiff des Weltenschiffs Alaitoc!" rief einer von Tian 
              Dans Weggefährten.
              "Tja, meine Herren!", Eldaromin räusperte sich, "sieht ganz so aus 
              als wäre unser Typ gefragt! Ihr erinnert euch an das Lager der Imperialen 
              Armeedas wir vor zwei Tagen passiert haben? Die werden bestimmt 
              nicht lange auf sich warten lassen! Und ich würde sagen, dass sie 
              geradewegs durch den Pass kommen, in dem wir die letzte Nacht verbracht 
              haben! Wie wäre es mit einem kleinem Hinterhalt?"
              Tian Dan ging an ihm vorüber: "Interessiert mich nicht!"
              Eldaromin stemmte seine Hände in die Hüfte und wirbelte zu Tian 
              Dan herum: "Ich dachte du wärst auf Biel-Tan mal Warpspinnen-Exarch 
              gewesen! Junger König und so. Ist der Herr Superheld sich zu fein, 
              einigen seiner Brüder den Arsch zu retten?"
              Vor Tian Dans Augen schien ein Universum zu explodieren. Bunte Sterne 
              tanzten in seinem Blickfeld und nahmen ihm die Sicht. In einem schmerzhaftem 
              Krampf stockte sein Atem und Adrenalin schoss durch seine Venen. 
              Mit von Zorn verzerrtem Gesicht wirbelte Tian Dan zu dem Weltenwanderer 
              herum.
              "Na schön! Wie du willst, aber sag später nicht es wäre meine Idee 
              gewesen!"
              Entsetzt starrte Eldaromin seinen Freund an. Die blutroten Tränen, 
              die Tian Dan ins Gesicht gezeichnet waren, schienen in heller Flamme 
              zu brennen. Die übrigen Ranger traten erschrocken einige Schritte 
              von Tian Dan zurück, als dieser durch ihre Mitte hindurch zurück 
              zum Pass stürmte, in dem sie die letzte Nacht verbracht hatten.
              
              Sie erreichten den Pass gegen Mittag und bezogen dort Stellung. 
              Ungefähr eine Stunde später verriet geräuschvolles Knacken und ein 
              panisch aufsteigender Vogelschwarm die Ankunft des Feindes. Zwanzig 
              imperiale Soldaten näherten sich ihrer Position in einer breiten 
              Linie.
              "Das sind aber verdammt viele!" bemerkte einer der Ranger.
              "Ja, und die auseinandergezogene Linie ist auch nicht gerade vorteilhaft!" 
              meinte ein anderer.
              "Ach, so schlimm wird's schon nicht werden!" war alles was Eldaromin 
              dazu zu sagen hatte.
              Tian Dan grinste: "Ich glaube, ich habe einen Plan!"
              Die anderen sahen ihn verwundert an. Die Tränen auf seiner Wange 
              schienen wieder zu brennen, doch diesmal grinste Tian Dan!
              
              Mastersergeant Brachus marschierte in der Mitte der Formation, der 
              3. Stahllegion Füsiliere. Ihre Aufgabe war es den Feind an der linken 
              Flanke zu umgehen, um seine Rückzugswege abzuschneiden. Vorsichtig 
              schob er ein Stück Dickicht zur Seite und spähte auf die Lichtung 
              vor ihnen. Er hob die Faust. Alle zwanzig Mann seiner Einheit glitten 
              lautlos in die Hocke und bewegten sich in Deckung. Da vorne war 
              doch was!
              Eine gedungene Gestalt löste sich aus dem Schatten eines Baumes 
              und schlich langsam in unmittelbarer Nähe des Bodens quer zu ihrer 
              Position über die Lichtung. Kurze Augenblicke später folgte ihr 
              eine zweite Gestalt. Korporal Delmario hob sein Lasergewehr und 
              zielte.
              "Tsch, nein! Das sind nur Scouts! Wir warten auf die Truppen hinter 
              ihnen! Schwere Waffen in Schussposition auf die andere Seite der 
              Lichtung, und seid bloß leise! Die haben uns noch nicht bemerkt!"
              Rund um ihn herum gingen die Füsiliere in Stellung.
              "Hat vielleicht einer von euch mal Feuer?"
              Die Zeit erstarrte um Mastersergeant Brachus. Entsetzt wirbelte 
              er herum. Ein Eldar mit schwarzem Haar und einer brennenden Tränentätowierung 
              unter dem linken Auge stürmte auf sie ein. Anmutig wie ein Tänzer 
              setzte er über eine Wurzel hinweg, ein Scharfschützengewehr hoch 
              über den Kopf erhoben. Und eben dieses, zog er nun Korporal Delmario 
              über den Schädel!
              Blut quoll unter dessen Helm hervor und er ging schwer getroffen 
              zu Boden. Noch bevor der arme Korporal auf dem Boden aufgeschlagen 
              war, rammte der Eldar Private Krasov den Lauf seines Gewehres unter 
              das Kinn und zog den Abzug durch. Blut, Hirn und kleine Schädelstückchen 
              spritzten Mastersergeant Brachus ins Gesicht. Der Eldar warf sein 
              zerstörtes Gewehr fort und zog ein langes, dünnes Messer, während 
              seine Kameraden nun ebenfalls über die Füsiliere herfielen.
              Zorn brannte in Brachus auf. Er zog seine Plasmapistole und zielte 
              auf den Eldar mit der Tränentätowierung, der gerade dabei war sein 
              Messer aus dem Hals von Private Lensey zu ziehen.
              Wärme pulsierte durch den Rücken des Mastersergeant und etwas riss 
              an seinem Rucksack. Brachus wirbelte herum. Die zwei Eldar, die 
              sie abgelenkt hatten, waren über die Lichtung gesprintet und einer 
              von ihnen drang mit seinem Kettenschwert auf Brachus ein. Er hob 
              sein Plasmapistole und blickte auf den blutsprudelnden Stumpf seines 
              Armes. Er konnte es einfach nicht glauben. Fassungslos blickte er 
              den Eldar, der ihm gegenüberstand, an.
              
              Eldaromin trennte den Kopf des Mastersergeant ab und stieß seinen 
              leblosen Körper mit einem Tritt beiseite.
              "Chem-Pan-Sey!", er blickte sich nach Tian Dan um.
              Dieser hockte über der Leiche eines Legionärs und zog dem Bedauernswerten 
              gerade zwei seiner Finger aus einem Auge. Eldaromin schaute sich 
              um. Die gesamte Einheit der Imperialen Armee war ausgelöscht. Er 
              grinste.
              "Das ist wirklich eine ungewöhnliche Art sein Scharfschützengewehr 
              im Kampf einzusetzen. Effektiv, aber ungewöhnlich!" Er deutete auf 
              Tian Dans Gewehr, dessen Lauf am oberen Ende aufgeplatzt war.
              Tian Dan grinste. "Naja. Ich war schon immer eher der Nahkämpfer."
              Eldaromin reichte ihm sein Kettenschwert. "Hier probier's mal damit!"
              Tian Dan nahm die Klinge entgegen und beäugte sie argwöhnisch.
              "Früher hab ich mit Energieklingen gekämpft!"
              Eldaromin stemmte die Hände in die Hüfte: "Hey, ich bin nur ein 
              Weltenwanderer! Das ich ein Kettenschwert im Gepäck habe, macht 
              mich schon ungewöhnlich genug. Ich bin doch keine Waffenkammer!"
              Die Männer lachten. Gemeinsam stiegen sie über die Körper der Imperialen 
              hinweg und machten sich scherzend auf den Weg sich ihren Brüdern 
              anzuschließen.
              
              Ungefähr zwei Stunden später erreichten sie den Waldrand und bestiegen 
              vorsichtig einen Hügel, hinter dem Rauch aufstieg. Ihnen bot sich 
              ein Bild des Entsetzens.
              Auf der Ebene vor dem Hügel lagen die toten Körper der Krieger Alaitocs 
              verstreut, wie Laub. Rauch stieg aus den Wracks von einigen abgestürzten 
              Vypergleitern und drei zerstörten Kampfläufern.
              Fassungslos schritten sie den Hügelkamm hinab und traten zwischen 
              die Gefallenen. Einer der Ranger neben Tian Dan brach weinend zusammen 
              und zum ersten Mal seit sie sich kannten, verlor der sonst so fröhliche 
              Eldaromin seine Fassung.
              "Sie, sie... sie! Das kann doch nicht war sein! Sie! Sie haben! 
              Nein das,... das glaube ich nicht! Das können sie doch nicht getan 
              haben! Sie, sie... Sie haben die Seelensteine zerstört! Das können 
              sie doch nicht machen! ...Das geht doch nicht. Was, was...was,... 
              warum?"
              Tian Dan musste sich auf sein neues Kettenschwert stützen. Rote 
              Farbe begann von allen Seiten, wie Sirup, sein Blickfeld zu trüben. 
              Blinde Wut ergriff seinen Geist und die Welt um ihn herum schien 
              zu einem einzigen Stern in weiter Ferne zusammenzuschrumpfen.
              
              Er war wieder allein. Allein mit Eldaromin. Der Weltenwanderer war 
              zu einem Teil seiner selbst geworden. Viele Jahre zogen sie schweigend 
              weiter, bis sie ihr Weg nach Udun führte. Udun war das Eldarwort 
              für Ursprung. Und das war Udun auch, der Ort allen Ursprungs! Eine 
              der Heimatwelten der Eldar.
              Sie waren sich nicht bewusst gewesen, dass sie auf Udun waren. Sie 
              wussten nicht einmal mehr wie sie hergekommen waren. Doch als sie 
              die Türme einer zu Ruinen verfallenen Eldarstadt erblickten, war 
              es wie damals, als sie zusammen am Feuer gesessen und miteinander 
              gelacht hatten. Ein neuer Morgen brach an.
              Sie sahen einander an. Neugierig betraten sie die Ruinen und schritten 
              durch ihre verlassenen Straßen.
              Stunden später hatten sie das Zentrum der Stadt erreicht.
              Vor ihnen erhoben sich die Ruinen des Tempels von Asur.
              Sie sahen einander an. Das war der Grund warum sie hierher gekommen 
              waren! Das Schicksal hatte sie ohne ihr Wissen nach Udun geführt 
              und nun würden sie ihm begegnen.
              Winzige Phantomkristallstückchen knirschten unter ihren Stiefeln, 
              als sie die Stufen der Tempelruine erklommen. Durch die gigantische, 
              geborstene Eingangspylone hindurch, über leere Höfe, vorbei an riesigen, 
              umgestürzten Säulen, führte sie ihr Weg bis hinauf zum Schrein des 
              Sonnengottes.
              Und dort bemerkten sie, dass sie nicht allein waren auf Udun!
              Am Fuße des Altars kniete eine einsame Gestalt. Sie überragte Tian 
              Dan im Stehen wahrscheinlich um einen ganzen Kopf, zu ihren Füßen 
              lagen ein langer Energiespeer und ein dreklingiges Wurfschwert, 
              und über ihren Rücken fiel eine gewaltige, weißblonde Haarmähne. 
              Eldaromin und Tian Dan sahen einander an und zuckten schließlich 
              die Schultern. Sie traten zum Altar empor, knieten nieder und beteten 
              in Stille.
              
              "Und für welche Sünden, bittet ihr um Vergebung?"
              "Dass ich fortgegangen bin, anstatt mit meinen Brüdern zu kämpfen!" 
              sagte Eldaromin.
              "Dass ich nicht mehr retten konnte!" Die Worte schienen wie von 
              selbst über Tian Dans Lippen zu kommen. Er fühlte sich erleichtert! 
              Er blickte hinüber zu Eldaromin und stellte fest, dass dieser seinen 
              Blick wie immer erwiderte. Wer hatte da gesprochen?
              Sie blickten die Stufen des Altares empor und da stand sie. Mehr 
              als zweimeterzwanzig groß, gekleidet in einer bronzefarbenen Runenrüstung, 
              den Energiespeer in der Linken, das Wurfschwert in der Rechten, 
              die Maske neben sich, saß sie auf dem Altar und strich sich durch 
              das meterlange, weißblonde Haar. Ein Gesicht, dessen Schönheit unglaublich 
              und erschreckend zugleich war, und eine Stimme so süß und traurig 
              wie das Spiel eine Geige, saß sie da und blickte auf Tian Dan und 
              Eldaromin herab. Jain Zar, `der Sturm der Stille´, die Phönixkönigin 
              des Banshee-Aspekts.
              Eldaromin schluckte hörbar. Tian Dan musste sich räuspern um nicht 
              husten zu müssen. Mit einer Eleganz, die Berge versetzen konnte, 
              zog Jain Zar ein Augenbraue hoch. Tian Dan begann zu schwitzen. 
              "Wie lange habt ihr hier schon gebetet, Erhabene ?"
              Die Asurya zog die Stirn kraus. Eldaromin schluckt hörbar. "Ich 
              weiß nicht? Wie lange habt ihr denn gebetet?"
              Tian Dan und Eldaromin sahen einander entsetzt an. Sie wussten es 
              nicht. Grinsend drehten sie sich der Phoenixkönigin zu und zuckten 
              mit den Schulter. Jain Zar lachte schallend. Es war als ob die Sonne 
              aufgeht, die Ruinen schienen einen Teil ihres alten Glanzes wiederzugewinnen, 
              als das Lachen der Asurya von ihren Wänden widerhallte. Tian Dan 
              stockte der Atem, noch nie hatte er etwas so schönes gehört. An 
              dem japsenden Geräusch, das Eldaromin von sich gab, konnte er feststellen, 
              dass es seinem Freund nicht anders erging.
              Jain Zar musterte sie grinsend. " Na, dann sehen wir doch mal was 
              ihr für zwei seit !" Graziös wie eine Antilope zog sie ein Kartenspiel 
              aus einer ihrer Gürteltaschen, fächerte die Karten gekonnt mit einer 
              Hand auf und hielt sie Tian Dan hin.
              Das Tarot des Todes! Tian Dan begann erneut zu schwitzen als er 
              eine Karte zog.
              Er drehte die Karte, so dass er sie sehen konnte. Auf ihr war das 
              Bild eines gepanzerten Reiters, der sein Schwert hoch über den helmbewehrten 
              Totenschädel erhoben hatte, und hinter ihm hatte sich eine Armee 
              von Toten gesammelt, die sich über viele Meilen zu erstrecken schien. 
              Unter dem Bild war ein Schriftzug angebracht: IL YNNEAD SHAN-SHIDAR
              "Des Todes Kriegsfürst!" sagte Jain Zar ohne die Karte gesehen zu 
              haben.
              Tian Dan nahm die Karte herunter und blickte direkt in die Augen 
              der Asurya, die sich ihm bis auf wenige Zentimeter genähert hatte. 
              Aufmerksam studierte sie Tian Dans Gesicht.
              "Janias Mash il Morenn!" flüsterte sie. Die Stillen Tränen des Vernichters. 
              Das Eldarsynonym für Verschwendung. Tian Dan senkte beschämt den 
              Blick.
              Jain Zar schritt zu Eldaromin hinüber und hielt ihm die Karten hin. 
              Mit zitternden Fingern zog auch er. Auf seiner Karte war das Bild 
              einer wunderschönen Frau, die mit einer skeletierten Hand einen 
              Dolch aus dem Rücken eines Mannes zog. Eldaromin grinste und hielt 
              Tian Dan die Karte hin.
              "Des Todes Konkubine! Sieht so aus, als wären wir zwei im Bett miteinander?" 
              sagte er und alle drei mussten lachen.
              "Gehen wir!", sagte Jain Zar und schritt die Altarstufen hinab. 
              Tian Dan und Eldaromin sahen sich an, zuckten die Schultern und 
              gingen hastig hinterher.
              
              Während sie durch die verlassenen Straßen schritten, berichteten 
              sie Jain Zar von den vergangenen Jahren und den Schlachten, in denen 
              sie gefochten hatten. Schließlich bog die Asurya von der Straße 
              ab und trat durch den zerschmetterten Eingang in ein Haus hinein. 
              Auf ihrem Weg durch die Stadt hatten Tian Dan und Eldaromin viele 
              Ruinen gesehen, doch keine war wie diese. Alles war zerstört in 
              der einen oder anderen Form, und doch herrschte eine Ordnung, die 
              Tian Dan verblüffte. Die gesplitterten Kommoden und Schränke standen 
              ordentlich an ihrem Platz. Auf den Tischen lagen angekohlte, halbverweste 
              Decken, auf denen wiederum geborstene, trüb gewordene Kristallkrüge 
              standen. An den Wänden hingen zerrissene, vergilbte Bilder in gesplitterten 
              Rahmen.
              "Wo sind wir hier?" fragte Eldaromin.
              Jain Zar drehte sich mit entrücktem Blick um. "Ich habe hier früher 
              einmal gewohnt!" Sie schien in einer anderen Zeit, einer anderen 
              Welt zu schweben.
              "Das muss viele tausend Jahre her sein?" Der Weltenwanderer blickte 
              die Asurya entsetzt an.
              "Ja!" war das einzige, was sie antwortete.
              
              Sie saßen auf den wenigen noch erhaltenen Stühlen an einem Tisch, 
              der nur noch drei Beine hatte und aus dem ein großes Stück herausgebrochen 
              war, und aßen von dem Proviant, den sie bei sich trugen.
              "Ihr seid mir zwei!" sagte Jain Zar. "Bei euch finde ich das, was 
              ich bei so vielen unseres Volkes vermissen gelernt habe. Ihr versteht 
              es mich zum Lachen zu bringen und das hat seit mehr als tausend 
              Jahren niemand mehr zustande gebracht! Unser Volk scheint in einer 
              Art Traumazustand zu schweben, aus dem sich nur wenige befreien 
              können. Wir sollten dankbar sein für diese kurzen Momente des Glücks, 
              und das bin ich auch!"
              Sie wandte sich Eldaromin zu. "Du verstehst es die Karten des Todes 
              Tarot zu lesen und zu deuten, doch selbst bist du nicht im Besitz 
              eines solchen Kartenspiels!" mit diesen Worten übergab sie Eldaromin 
              ihre Tarotkarten.
              "Des Todes Konkubine ist eine gerissene Frau, die genau die Pfade 
              der Zukunft kennt und im richtigen Moment aus dem Schatten tritt, 
              um ihren Gegner niederzustrecken. Die Karten werden dir sehr nützlich 
              sein auf deinem zukünftigen Weg!"
              Eldaromin starrte mit entrücktem Gesicht auf das mehr als tausendjährige 
              Kartenspiel. Jain Zar schritt durch den Raum auf eine alte Kommode 
              zu und rückte diese zur Seite. Sie ergriff eines der Holzpanele, 
              die dorthinter zu Vorschein kamen und brach es aus der Wand. Sie 
              ergriff ein in schwarzes Tuch eingeschlagenes Paket und zog es aus 
              der Nische, dann wandte sie sich Tian Dan zu.
              "An dem Tag, als die, die Dürstet über den Tempel Ishas hergefallen 
              war und die Halle der Seelen in Besitz genommen hatte, trat ihr 
              der Kriegsgott Kaela Mensha Khaine entgegen, um sie zu vernichten. 
              Die, die Dürstet jedoch besiegte Khaine und sein Körper zersprang 
              zu tausend Splittern. Diese Splitter wurden auf die Weltenschiffe 
              geschleudert und dort wurden sie zu den Avataren Khaines. Alle Splitter, 
              bis auf einen. Dieser war aus der Klinge Khaines selbst gewesen, 
              deren Splitter zu den Kreischenden Klingen der Avatare geworden 
              waren. Dieser eine Splitter jedoch war zu klein, um von der Hand 
              eines der hünenhaften Avatare geführt zu werden und blieb am Orte 
              von Khaines Tod zurück. Bei ihrem Rückzug aus den Tempeln Ishas 
              fiel einem ihrer Diener dieser Splitter in die Hände und er übergab 
              ihn einer der mächtigsten Kriegerinnen der Eldar, um ihn zu behüten. 
              Und ich gebe ihn nun euch, Tian Dan! Des Todes General bedarf nun 
              nur noch einer Armee!" Mit diesen Worten übergab sie ihm eine wundervolle 
              Klinge, die mit Runen überzogen war und von innen heraus zu glühen 
              schien. Er nahm die Waffe ehrfürchtig an sich und betrachtete sie 
              fasziniert.
              "Sein Name ist Tutan Khamen!" sagte die Asurya.
              "Und nun lasst uns diesen Ort verlassen! Der Ruf eures Schicksals 
              hat euch noch nicht erreicht!"
              Sie verließen das Haus durch den Hintereingang, der auf einen schäbigen 
              Hof zu führen schien.
              
              Sterne tanzten vor Tian Dans Augen. Einen kurzen Augenblick schien 
              es als ob sein Körper zu Eis gefriere, dann war es wieder vorbei 
              und er stand auf dem Absatz einer mächtigen, schwarzen Marmortreppe. 
              Er blickte sich um. Hinter ihm flackerte in blauweißem Licht ein 
              Warptor. Das war gar nicht die Tür zu einem Hinterhof, erkannte 
              er!
              Er betrachtete die Halle in der sie standen. Die Decke schien in 
              der Dunkelheit des Raumes verschluckt zu werden und das Warptor 
              stand auf einer Empore, die sich in der Unendlichkeit zu befinden 
              schien. Die Treppe verschwand nach einigen Metern in dichtem Nebel, 
              der in dieser Halle allgegenwärtig zu sein schien. Dicht und träge 
              wogten die Nebelschwaden und verbargen alles was sich hinter ihnen 
              befand.
              Und dann sah Tian Dan sie. Dunkle Umrisse von Gestalten bewegten 
              sich im Nebel überall um sie herum. Gedungen und vorsichtig näherten 
              sie sich der Empore. Tian Dan vernahm das beständige Fauchen eines 
              Flammenwerfers und griff das Heft des Tutan Khamen, aber ein kurzer 
              amüsierter Blick der Phönixkönigin ließ ihn innehalten.
              Wie ein menschengroßer Käfer schälte sich ein Eldar-Gardist am Fuße 
              der Empore aus dem Nebel.
              Seine Rüstung war nachtschwarz und bedeckt mit rot leuchtenden Seelensteinen. 
              Die Gesichtspartie seines Helmes war in einem goldgelbem Ton gehalten 
              und zwei blutrot leuchtende Augen funkelten sie an. In seiner Linken 
              hielt er ein Schwert, mit der Rechten eine Shurikenpistole. Ein 
              zweiter Gardist trat aus dem Nebel, einen Flammenwerfer auf sie 
              richtend. Die Haltung des ersten Gardisten versteifte sich und er 
              drehte sich in einer zackigen 90 Grad Drehung nach rechts. "Asurya!" 
              erklang voll und klar seine Stimme und er und sein Kamerad sanken 
              beim Anblick Jain Zars ehrfurchtsvoll auf die Knie.
              Der Nebel schien wie von einem riesigen Staubsauger angesogen, auf 
              einen Punkt in der Halle zuzuströmen. Er wandte sich in Strudeln, 
              wie von einem Wirbelsturm erfasst und verschwand schließlich gänzlich 
              an seinem Ursprungsort. Tian Dan erkannte die in schwarze Roben 
              gehüllte Gestalt eines Runenlesers, der eine goldgelbe Runenrüstung 
              und ein Runenschwert trug.
              In der großen Halle, die ihn umgab, konnte er jetzt die knienden 
              Gardisten sehen, die zum Schutz um sie versammelt waren. Es waren 
              zwanzig an der Zahl, zwei Runenleser vervollständigten den Verteidigungskordon 
              der knienden Gardisten. Hoch über einem schwarzem Tor erstrahlte 
              das Auge Ishas in goldenem Feuer.
              "Ulthwé! Wir sind auf dem Weltenschiff Ulthwé!" keuchte 
              Eldaromin.
              Jain Zar schritt die Treppe hinab und zwischen den knienden Gardisten 
              hindurch auf das Tor zu, das in den Rest des Weltenschiffs führte.
              Der Runenleser, der den Nebel erzeugt hatte, erhob sich, ergriff 
              den Stiel eines goldenen Schlegels und schlug einmal auf einen großen, 
              goldenen Gong.
              Ein dunkler Ton erfüllte das Innere der Kammer und schien die Luft 
              zum Vibrieren zu bringen.
              Die Tore öffneten sich und gaben den Blick auf eine verdutzt dreinblickende 
              Eldarmenge frei.
              Jain Zar trat über die Torschwelle auf den Platz hinaus. Ein zweites 
              Mal ertönte der Gong.
              
              Vor ihnen fiel die Menge, wie eine Welle die auf den Strand fällt, 
              auf die Knie und senkte ehrfurchtsvoll den Blick vor der Asurya. 
              Tian Dan schritt hinter Jain Zar aus dem Tor hinaus, auf Biel-Tan 
              hatten die Aspektkrieger des Klingensturms immer getobt und gewütet, 
              wie der Todbringende Wind, der ihnen seinen Namen lieh, wenn einer 
              der Phönixkönige das Weltenschiff betrat. Ulthwé war ganz 
              anders! Eldaromin kicherte.
              Jain Zar bahnte sich ihren Weg durch die Menge und Tian Dan und 
              Eldaromin hatten Mühe ihr zu folgen.
              Von überall auf dem Weltenschiff strömten die Eldar herbei, einen 
              Blick auf die Asurya zu erhaschen, nur um bei ihrem Anblick auf 
              die Knie zu fallen und das Haupt zu senken, wo immer sie gerade 
              standen.
              Das Chaos schien perfekt!
              Unter lautem Rufen bahnte sich eine Gruppe Aspektkrieger vom Schrein 
              der Banshee, angeführt von ihrer Exarchin, eine Gasse durch die 
              Menge. Jain Zar blieb stehen, um ihren Schwestern Gelegenheit zu 
              geben sie zu begrüßen. Die Gruppe fiel auf die Knie und senkte das 
              Haupt. "Asurya!" erklang die Stimme der Exarchin. Jain Zar trat 
              an ihr vorbei und schritt die Gasse hinab, die die Kriegerinnen 
              der Todessänger gebahnt hatten. Hastig erhoben sich die Aspektkrieger, 
              um die Phönixkönigin und ihre Begleitung zu eskortieren.
              Wieder kicherte Eldaromin. Tian Dan sah ihn missbilligend an.
              Um sie herum drängte die Menge beiseite. Die freudige Erwartung, 
              einen Blick oder gar eine Berührung der Phönixkönigin zu erhaschen, 
              war der Furcht vor einem schmerzhaftem Tritt der Aspektkriegerinnen 
              gewichen. Endlose Minuten schritt die Prozession durch die Gänge 
              und über die Plätze Ulthwés, bis sie in einem abgelegenen 
              Gang vor einem bewachten Tor zum Stehen kam.
              Jain Zar drehte sich zu Tian Dan um. "Hinter dieser Tür erwartet 
              dich dein Schicksal! Trete ihm entgegen!"
              Tian Dan schritt die Stufen zu dem Tor hinauf. Der Führer des Gardistentrupps 
              tänzelte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Sein Blick wanderte 
              ständig zwischen Jain Zar, Tian Dan und dem Tor hin und her.
              
              Eldrad Ulthran stand, umgeben von den Mitgliedern des ersten Zirkels 
              der Runenpropheten Ulthwés, in der Mitte des Runenkreises 
              und beschwor die letzten Runen des Schicksalsrituals, das ihm einen 
              Blick in die unendlichen Pfade der möglichen Zukunft gewähren würde.
              Vor drei Monaten hatte er den Vorschlag vor den Hohen Rat gebracht, 
              die Janias Mash il Morenn Black Guard Assault Division, die für 
              die letzten 6000 Jahre die Unendlichkeitsmatrix Ulthwés bewacht 
              hatte, in den aktiven Dienst zu überführen. Das an sich war nichts 
              Ungewöhnliches, die Division war eine Elite-Einheit, die die letzten 
              6000 Jahre praktisch Garnisonsdienst geleistet hatte. Es war Zeit, 
              sie durch eine andere Einheit zu ersetzen und ihr wieder ein wenig 
              Schlachterfahrung zukommen zu lassen. Eldrad hatte große Ereignisse 
              vorausgesehen, und die Division würde ihm gute Dienste leisten. 
              Allerdings war zwei Wochen nachdem er seinen Vorschlag vorgelegt 
              hatte, der Shan-shidar der Division einem bedauerlichen Unfall zum 
              Opfer gefallen und nun hielten einige seiner nichtswissenden Kollegen 
              dies für ein böses Omen. Also..., Schicksalsritual! Vier Stunden 
              höchste Konzentration, für fünf Minuten einer möglichen Zukunft. 
              Naja, mal sehen was die Zukunft für uns bereit hält!
              Stimmen vor dem Tor unterbrachen seine Konzentration.
              "Halt! ihr könnt hier nicht rein!" erklang die Stimme des befehlshabenden 
              Wachoffiziers.
              "Ich kann!" mit diesen Worten schlug das Tor zu beiden Richtungen 
              auf und der Körper des Gardisten flog in den Raum. Er schlug hart 
              auf und rollte noch ein Stück bis er schließlich liegenblieb.
              Durch das Tor hindurch trat ein Eldar mit langem, schwarzem Haar 
              und der abgerissenen Kleidung eines Ausgestoßenen. Er trat vor Eldrad 
              und kniete nieder, dann senkte er sein Haupt, zog sein Schwert und 
              bot es dem Propheten dar. Es war eine herrliche Klinge und Eldrad 
              erkannte es sofort, genau wie die Stigmata des Khaine im Gesicht 
              des Fremden. Alle Blicke im Raum waren auf ihn gerichtet. Die Wachmannschaft 
              war durch das Tor gestürmt und hielt ihre Waffen auf den Fremden 
              im Anschlag, ja einige seiner Kollegen hatten sogar ihre Runenschwerter 
              aus den Scheiden gezogen und waren offensichtlich damit bemüht, 
              sich durch das Gewicht der Klinge nicht aus der Balance werfen zu 
              lassen.
              ´Sie sind zu alt für eine Schlacht und doch wollen sie im 
              Angesicht der Jugend einen kriegerischen Eindruck machen.´
              Eldrad hob bedeutungsvoll die Hand: "Und du, Träger des Tutan Khamen, 
              wirst die Janias Mash il Morenn in die Schlacht führen!" 
              
              FORTSETZUNG FOLGT...