| JäGER | 
           
           
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  Der Krieg erzwingt eine völlig neue, andere Moralvorstellung. 
  Die Worte hallten immer wieder im Kopf des Soldaten. Dies sagte der Leutnant, 
  nachdem bekannt wurde, dass der Kontakt mit der wenige Kilometer entfernten 
  Stadt Arrakon abgebrochen war. Sie sollten das Schlimmste erwarten. Jetzt war 
  die Stadt kaum mehr als ein Trümmerfeld, von den meisten Gebäuden standen nur 
  noch Fragmente der Grundmauern, stumme Zeugen der Ereignisse, die Arrakon wiederfahren 
  waren. Die Bevölkerung war verschwunden, nur wenige Leichen säumten den Weg 
  des Soldaten. Er hatte schon so viele Leichen gesehen, aber dies war etwas anderes 
  - es waren Zivilisten, unbewaffnete Zivilisten. Wahrscheinlich konnten sie sich 
  gegen den Feind nicht einmal zur Wehr setzen. Er hatte gegen die bestialischen 
  Orks gekämpft, aber der Zustand dieser Leichen war schlimmer, als er es jemals 
  erlebt hatte. Sie waren geradezu zerfleischt. Es gab nur zwei Fragen zu klären: 
  wer war der mysteriöse Angreifer und wo waren die vielen Zivilisten. Kein Mitglied 
  des Trupps war bisher auf etwas gestoßen, was auf die Identität der Angreifer 
  schließen ließe. Dabei waren sie nur zwei Stunden nach Abbruch der Kommunikation 
  mit der Stadt bereits mit ihren Chimären angekommen. Drei mobile Infanterietrupps. 
  Diese Stadt war die bestverteidigte Siedlung auf dem Planeten, doch von den 
  Verteidigungsanlagen und den Truppen war nichts mehr übrig. Es sah wie nach 
  einem schweren Bombenangriff aus. Doch welche Macht könnte eine solche Zerstörung 
  verursachen, ohne dabei entdeckt zu werden und ebenso mysteriös und unsichtbar 
  wieder verschwinden? 
  Die Chimäre seines Trupps rollte eine Straße neben ihm durchs Geröll, als sie 
  plötzlich von Energietentakeln erfasst wurde. Die Chimäre konnte sich nicht 
  mehr bewegen, die elektrischen Systeme schmolzen zusammen und die Temperatur 
  im Inneren des Fahrzeugs stieg auf unerträgliche Werte an. Der Antrieb spie 
  Funken und setzte so den Treibstoff in Brand, der die Chimäre innerhalb eines 
  Augenblickes in einem Feuerball verschlang. Eine elektronische Mine, dachte 
  der Soldat. Die Angreifer hatten also noch einige Überraschungen hinterlassen. 
  Aber auch verwertbare Spuren. Er und die Mitglieder der drei Trupps waren Veteranen 
  und zu erfahren, um sofort in Panik zu geraten und so sah er sich die Straße 
  genau an und entdeckte im Schutt einen kleinen, unbeschädigt wirkenden Kasten, 
  kaum größer als eine Granate. Er näherte sich der Mine und kniete vor ihr auf 
  dem Boden. Zwei kleine, rote Leuchten verrieten Aktivität der Mine. Er nahm 
  das Funkgerät in die Hand, als drei Metallbänder aus der Ruine zu seiner Rechten 
  angeflogen kamen und sich um seine Beine und um seinen Oberkörper wickelten. 
  Er ließ das Funkgerät fallen und fiel zu Boden, sich unfähig zu bewegen oder 
  sich von den Fesseln zu befreien. Er sah zur Ruine, aus der die Fesseln gekommen 
  waren. Im Schutt versteckt hockten drei dunkel gepanzerte Soldaten, ihre Rüstungen 
  reich verziert. Zwei von ihnen trugen Helme, doch er glaubte den Tod in ihren 
  Blicken zu sehen. Die dritte, eine Kriegerin trug keinen Helm, er sah ihre spitzen 
  Ohren. Sie lächelte kalt und hielt ihn mit ihrem Blick fixiert, bis er vor ihren 
  Augen in einem kleinen Lichtblitz verschwand. Kalt lächelnd warf sie Blicke 
  auf die anderen Jagdtrupps. Die Jagd ist eröffnet, dachte sie und lachte 
  dabei leise. 
  
 
 
 
 
 
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