Demnächst wird Guillermo Del Toro mit seiner Familie nach Neuseeland ziehen, um sich nun voll und ganz der Arbeit an der "Hobbit"-Verfilmung zu widmen. Hier eine Zusammenfassung seiner interessantesten Aussagen der letzten Tage:
* Im Interview mit MTV sprach Del Toro über Bilbo und dessen Charakterisierung. Seine Ehrlichkeit und Güte sehe er in direktem Kontrast zu der Gier von Smaug und auch Thorin. Bilbo tue immer das Richtige, doch genauso wie Tolkien würde ihn an der Figur am meisten interessieren, auf welchem Wege er dies erreichen würde. Er liebe die Stelle im Buch, in welcher beschrieben wird, dass die Beutlins eigentlich sehr berechenbarer Natur wären. Doch Bilbo sei aufgrund des Einflusses seiner mütterlichen Tuk-Seite anders und werde daher mit moralischen Dilemmas konfrontiert. Die Momente, in denen er solche moralischen Entscheidungen zu treffen hat, seien wundervoll.
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MTV: Movies Blog
* Smaug wird hauptsächlich eine digital erstellte Kreatur sein und derzeit bereits von John Howe und Alan Lee entworfen.
* Sein Stamm-Darsteller für exotische Charaktere, Doug Jones, wird von ihm nicht als Elbenkönig Thranduil in Betracht gezogen, aber er hofft eine andere Rolle für ihn parat zu haben.
* Abgesehen von Schauspielern, die definitiv angesprochen werden müssten - Hugo Weaving als Elrond, Andy Serkis als Gollum und Ian McKellen als Gandalf - müsse man erst abwarten wie sich das Drehbuch entwickelt. Er möchte nicht bereits jetzt schon mit Schauspielern wie Viggo Mortensen sprechen, da sich am Ende immer noch herausstellen könnte, dass Aragorn gar nicht auftauchen wird.
* Angesprochen auf seine Vielbeschäftigkeit, meint Del Toro, dass das nur den Anschein habe, da er bei vielen Filmen, in deren Zusammenhang er genannt wird, schon lange das Drehbuch oder das Entwurfsskript geschrieben habe. Die meisten seiner Filme seien bei Universal Pictures in der Pipeline.
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MTV
* In der aktuellen Ausgabe der SpaceView gab Del Toro das Budget der beiden Hobbit-Filme mit zusammen 300 Mio. US-Dollar an.
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HdR Film-News
* Beide Filme werden wieder am Stück gedreht und auch als ein Film behandelt. Er sei anfangs offen damit umgegangen, ob es nun nur ein Film oder zwei Filmen sein sollten, ist mittlerweile aber überzeugt davon, dass zwei gerechtfertigt sind. Drei Filme daraus zu machen stand dagegen nie wirklich zur Debatte.
* Die Zusammenarbeit mit Peter Jackson, Fran Walsh und Philippa Boyens verlaufe sehr harmonisch. Er betrachte sie fast schon als eine zusammengewachsene Entität - als den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Es gebe aber schon Unterschiede, Philippa und auch Fran seien das Orakel und das Gesetz, welche alles wüssten, um was es auch ginge, wie z.B. das Bergbauwesen der Zwerge. Er und Peter würden wiederum mehr von der inuititiven Filmemacherseite her kommen, welche eher das Publikum im Blickfeld hätten. Del Toro bezeichnet den Prozess als großes PingPong-Spiel, jede Gruppe erfülle ihre Aufgaben und lasse das Ergebnis dann an der anderen abprallen. Es seien nicht vier Seiten am Werk, sondern derzeit zwei, und am Ende werde vermutlich alles zu einer einzigen Kraft zusammengeschmolzen sein, so wie bei seinen bisherigen gemeinsamen Drehbüchern mit anderen Autoren.
* Momentan erstellt Guillermo ein großes Set aus insgesamt dann vielleicht 300 bis 900 Karteikarten, auf welchen er einzelne Storyelemente notiert, um so dann eine narrative Linie erstellen zu können. Dabei handelt es sich nicht um komplette Szenen sondern wirklich nur um kleine Momente, wie z.B. als Gandalf Bilbos Meisterdieb-Eigenschaften erläutert oder die Legende des Einsamen Bergs.
* Beim Casting werde vor allem auf Bilbo und Thorin und allgemein den Zwergen das Hauptaugenmerk in Sachen Chemie liegen. Die schauspielerisch forderndsten Szenen wären die Begegnung von Smaug und Bilbo und die Entscheidung Bilbos im Zusammenhang mit dem Arkenstein.
* Ansonsten sei natürlich Smaug die größte Herausforderung. Guillermo ist es wichtig, dass Smaug, den er für den besten geschriebenen Drachen der Literatur hält, auch vom Aussehen her authentisch wirkt, und nicht nur cool aussieht. Smaug zu entwerfen bedeute auch den Einsamen Berg zu entwerfen, da er dort ja hause. Dasselbe Prinzip könne man auch bei seinen anderen Filmen sehen, wie z.B. dem Faun aus "Pan's Labyrinth", dem man es sofort ansehe, wo er lebt und wie er lebe.
* Dasselbe gelte auch für die dreizehn Zwerge, bei denen er einige nicht als Nebencharaktere behandeln, sondern jedem genau die Charakterisierung zuteil kommen lassen möchte, wie sie im Buch vorgegeben ist. Es müsse so sein wie bei den "Sieben Samurai" oder dessen Western-Remake "Den Glorreichen Sieben", wo jeder Einzelne eine Funktion in der Gruppe einnehme.
* Über technische Aspekte wurde bislang nur am Kaffeetisch mal kurz gesprochen. Ob wie bei "The Dark Knight" einzelne Sequenzen im bildqualitativ höherwertigerem IMAX-Filmformat gedreht werden, oder wie bei James Camerons SciFi-Film "Avatar" auch die neue 3D-Technologie zum Einsatz kommen soll, wisse man daher noch nicht. Es gebe laut ihm wichtigere Dinge derzeit.
* Howard Shore arbeite bereits an der Musik und habe wie auch John Howe und Alan Lee erst einmal komplett freie Hand, so dass er sich dann überraschen lassen kann. Alle drei seien ja ohnehin bereits feste Säulen der Filmwelt, von daher müsse man sich da keine Gedanken machen.
* Er selbst setzt wie auch bei seinen vorherigen Filmen die eigene Zeichenarbeit fort. Für den "Hobbit" habe er auch beim Privatunterricht eine neue Technik erlernt, bei der er Wasser- und Pastellfarben sowie Graphit und Kohle verwendet. Er orientiere sich an einigen Illustrationen von Tolkien und viktorianischer Kunst.
* In seinem Kopf gebe es derzeit noch weitere Filme. Neben einer neuen "Frankenstein"- und "Dr. Jekyll & Mr. Hyde" Verfilmung, wäre da zum einen noch ein sehr viel kleinerer Film namens "Saturn and the End of Days", welcher eventuell auf Spanisch gedreht wird, und bei dem die Sorte von Büchern, die er für den "Hobbit" liest (1. Weltkrieg und England im Industriellen Zeitalter), glücklicherweise gut passe. Dann möchte er kundtun, dass seine lang geplante H.P. Lovecraft Verfilmung "At the Mountains of Madness" noch immer in der Konzeption stünde. Er habe Künstler, die seit Jahren an dem Design der Stadt und der Kreaturen werkeln, und das würden sie auch während der Hobbit-Produktion fortsetzen. Der Film werde parallel zum "Hobbit" wachsen, und Del Toro glaubt auch, dass ihm Erkenntnisse aus dem "Hobbit" in Sachen digitaler Effekte und Makeup-Techniken zugute kommen werden.
* Guillermo Del Toro will mit seiner Familie nun nach Neuseeland ziehen. Das Familienhaus möchte er verkaufen, das zweite Haus, welches er als Bibliothek und Büro nutzt, werde er jedoch behalten. Da er aber auf viele Bücher und DVDs seiner riesigen Sammlung nicht verzichten könne, erlaube er sich nun den Luxus einen Teil davon als Duplikat in Neuseeland wieder einzurichten, so dass er dann zwei Bibliotheken haben werde. Ihm gefalle es nicht die Bücher beim Umzug mitzunehmen, da sie dabei kaputt gehen könnten. Er gehöre zu jenen Leuten, die Bücher nur ganz vorsichtig lesen würden, und Seiten auch nie ganz umblätterten.
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TheOneRing.net: Del Toro Interview - Part I
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TheOneRing.net: Del Toro Interview - Part II
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TheOneRing.net: Del Toro Interview - Part III