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DAS LETZTE OPFER

Die feuchte, warme Luft und der Nebel lagen drückend auf der imperialen Kolonne.
Ungefähr 1500 Mann zu Fuß flankierten 3 gepanzerte Kompanien die sich einen Weg durch das Dickicht bahnten.
Es war das Erste Bakkara, auch genannt die Sandratten, das hier marschierte.
Wie so oft hatte eine Laune des Adeptus Munitorum die Ratten auf eine Welt verschlagen, die so gar nicht ihrer Gründungswelt entsprach. Dichte Dschungel statt endloser Sandebenen und eine Luftfeuchtigkeit, welche die Haut aufquellen ließ, statt flimmernder Hitze.
Aber das war das Los eines verfluchten Regiments.
Gebrandmarkt vom Verdacht der Häresie und ständig beobachtet durch Adepten des Mechanicus, welche die freimütige Art wie dieses Regiment seine Fahrzeuge modifizierte als Vorstufe zur Ketzerei definierten, war es dessen Schicksal oft in aussichtslose Situationen befohlen zu werden.

So wie dieses Mal.

Faustus XIII war verloren seid die ersten Sporen der verfluchten Aliens seine Atmosphäre berührt hatten. Es gab keine Hoffnung mehr diese Welt zu retten, nur vielleicht noch einen Nutzen aus dem Unvermeidbaren zu ziehen...
Das Ziel der Kolonne waren die Geothermalen Kraftwerke. Eine schwere Schmelzladung sollte in dem Hauptschacht hinabgelassen werden, dann schnelle Evakuierung aus dem Orbit, dann von weitem zusehen wie diese Welt von innen zerrissen wird und die halbe Tyranidenflotte zur Hölle jagt.
Soweit der Plan.
Einfach.
"Abgesehen von den paar Aliens..." hatte der Oberst gemeint.
Den paar...
Lt. Solberg konnte das Bild nicht aus seinem Kopf verdrängen das sich ihm so oft zeigte seid er hier auf dieser, vom Imperator verlassenen, Welt war. Die wogende Masse aus Klauen und Mäulern die auf einen zustampfte, die biologischen Geschosse, die einen anzugrinsen schienen bevor sie trafen, das grauenhafte Geschrei all dieser Bestien,....
Den paar Aliens... unglaublich!
Solberg intonierte leise die Litanei der Beruhigung und befahl seinem Komm Offizier ebenfalls Litaneien und Gebete des Imperators auf den Truppfrequenzen zu senden.
Wenn er schon Nervös war, wie würde es erst den armen Schweinen draußen gehen, die nicht von Adamantium umgeben waren, oder die Kontrolle über ein Kampfgeschütz innehatten.
Mit Flakweste und einer besseren Taschenlampe gegen Tyraniden zu stehen war nun wirklich keine schöne Vorstellung.

Mit seinem neuen IR-Fernglas tastete er die Umgebung von seiner Kanzel aus ab. Solberg hatte das Ding so einem Lamettahengst abgeluchst und war ziemlich Stolz auf seinen neuen Besitz. Nicht das die Vergrößerung ihm hier viel genutzt hätte, aber die Wärmesicht war unbezahlbar in dieser Umgebung.
Nur er konnte, abgesehen von seinen Kameraden draußen, keine Wärmequellen erkennen.
Nichts.
Rein gar nichts.
Keine Spur von überhaupt irgendetwas Lebendigem.
Schon seid Tagen fragte Solberg sich, wo all die Tiere wären, die er in einer solchen grünen Hölle vermutet hätte.
Seid dem Angriff vor zwei Tagen, als er sah wie die Tyraniden einige Verwundete weggeschleppt hatten, kam ihm ein furchtbarer Verdacht. Der Tod war unwillkommen, egal in welcher Form, aber gefressen zu werden war eine der allerübelsten Vorstellungen.
Solberg schüttelte die Gedanken aus seinem Kopf. Er mußte sich auf das Konzentrieren, was bevorstand. Der Kraftwerkkomplex strahlte Wärme ab, die er bereits durch sein Fernglas über sich im Blätterdach wahrnehmen konnte.
Es war nicht mehr weit.
Wie als Bestätigung kam über Funk der Befehl aufzufächern und Angriffsformation einzunehmen.
Es würde keinen Zwischenstop geben, kein Eingraben und keine Vorbereitungsphase. Wenn sie auf die Lichtung kämen, die den Komplex umgab, würde unmittelbar der Sturmangriff beginnen. Es galt keine Zeit zu verlieren! Die Aliens würden augenblicklich Verstärkungen aus allen Himmelsrichtungen schicken, sobald sie die Anwesenheit des imperialen Kampfverbands bemerken würden, und bemerken würden sie ihn schon lange vor dem eigentlichen Angriff anhand der Vibrationen, die die schweren Panzer verursachten.

Mit voller Leistung und laut röhrenden Motoren brachen über dreißig Panzer auf breiter Front aus dem Dschungel hervor.
Die Augen konnten sich kaum an die Helligkeit anpassen, so abrupt war der Übergang vom dichten Dschungel auf die künstliche, völlig ebene Lichtung um das Kraftwerk.
Solberg erkannte die enormen Umrisse des Gebäudes und, als er sich an das Licht gewöhnte, auch was sich darauf und darum herum befand. Es mußten Tausende, dieser albtraumhaften Kreaturen sein die alle nur ihn anzustarren schienen. Er wurde schlagartig blaß und seine Hände verkrampften sich um den Rand seiner Aussichtskanzel, daß die Knöchel weiß hervortraten.
Er hatte Angst!



"Feuer!!!" Ertönte es aus unzähligen Kehlen um ihn herum und aus seinem Funkohrstöpsel gleichzeitig.
Großkalibrige Geschütze und Tausende Laserwaffen erwachten mit ohrenbetäubendem Donner und Fauchen zum Leben als sie aus vollem Lauf heraus abgeschossen wurden. In den Lärm fügte sich das Zischen und die klatschenden Treffergeräusche lebendiger Munition ein, als die Tyraniden das Feuer erwiderten.
Sergeant Hafflon wurde von etwas getroffen, das in seine Körperöffnungen zu dringen schien, er brach schreiend zusammen und wurde von einer folgenden Chimäre überrollt. Etwas Großes schlug direkt vor dem Halbkettenfahrzeug von Lt. Mobarack ein und nur Augenblicke später umschlangen pulsierende Tentakel das Fahrzeug. Mobarack versuchte durch ein Seitenfenster zu entkommen aber die Tentakel zerquetschten den leichten Panzer wie einen Schwamm und nur ein zuckender Oberkörper schaffte es ins Freie.
Der imperiale Beschuß erzielte ebenfalls Wirkung. Ganze Rotten wurden in Sekunden zu Asche verbrannt als die Geschütze ihr Ziel fanden. Gleißende Lichtfinger tasteten nach den Kreaturen die sich den Sandratten entgegenwarfen und die Luft füllte sich mit dem Gestank verbrannten Fleisches und den Haßerfüllten Schreien der Tyraniden. Der Durabeton begann Blasen zu werfen und ganze Wandsegmente schienen zu glühen unter dem Dauerbeschuß von 1500 Lasergewehren, die eine Kreatur nach der anderen in schwarze, qualmende Kadaver verwandelten.
Das Erste rückte schnell und entschlossen vor. Kein einziges dieser grotesken Wesen schaffte es bis in Nahkampfreichweite.
Plötzlich, und nur für einen Moment schien das Gebäude selbst sich zu bewegen.
Ein tragender Teil des Kraftwerks mußte getroffen worden sein, denn die, dem imperialen Angriff zugewandte, Gebäudefront brach tosend in sich zusammen und begrub einen Großteil der Tyraniden unter sich.

"Achtung hier Oberst Strakken! Kaputtschießen kann die Flotte das Scheißding auch ihr dämlichen Hunde! Wir wollen da rein also haltet das Feuer zurück! Achtung Geschütztrupps! Zur Bresche vorstürmen!"

Ihre Angst und Wut herausschreiend stürmte die Infanterie auf einer breite von einem Kilometer dem klaffenden Loch in der Außenmauer entgegen. Die Panzerfahrzeuge, die dazu noch fähig waren, gaben Unterstützungsfeuer, bis es zu gefährlich wurde die eigenen Leute zu treffen.
Aus sechzig Meter Entfernung konnte Solberg beobachten wie die Masse der Soldaten über die Ruinen hinein strömte. Er hörte ihre verzweifelten Nachrichten über Funk und die Befehle, die Oberst Strakken zurück bellte als der Nahkampf im Gebäude begann.
Doch er hörte noch mehr und das lies es ihm kalt den Rücken runterlaufen. Es war weniger das, was er hörte, als viel mehr woher er es hörte.
Hinter seiner Angriffsformation brach eine Flut aus Körpern, Klauen und geifernden Fangzähnen aus dem Dschungel hervor.
Meterhohe, abstoßende Gestalten mit vielen tödlichen Gliedmaßen, umringt von unzähligen kleineren Kreaturen zu ihren Hufen, preschten den Imperialen entgegen.
"Gunna! Wenden! Sofort wenden!"
"Wir sind alle tot! Wir sind alle tot"
"Schnauze! Dreh endlich den Panzer, los!"
Mit kreischenden Ketten schwang der sechzig Tonnen Panzer auf der Stelle herum bis seine Front dem neuen Feind zugewandt war.
"Kampfgeschütz, Feuer!"
Ein Glockenschlag als hätte ein Riese dem Leman Russ eins mit dem Hammer verpaßt kündete davon dass ein Geschoß den Lauf verlassen hatte.
"Laserkanone, Feuer!"
Nur ein leises Zischen.
"Fehlfunktion!"
"Beim Imperator!"
Die ersten Teile der lebendigen Flut hatten die dünne Linie erreicht, die nur noch aus einundzwanzig Panzern bestand.
Vor Solbergs Augen wurde die Ewige Wacht, ein uralter Leman Russ, von einem riesigen Carnifex aufgeschnitten wie eine Konserve. Das Monster griff ins innere und holte, völlig unbeeindruckt von Laserfeuer, das ihm entgegenschlug, den Kommandanten heraus und biß ihm den Kopf ab.
"Rückwärtsgang! Los zurück!"
"Die machen uns alle Kalt!" Kam wie immer Gunnas Antwort
"Ruhe im Tank!" Bellte Solberg zurück. Er schrie so laut, daß er selbst den Motorenlärm des getunten Leman Russ übertönte.
Sie entfernten sich schnell von dem Gemetzel und einige andere Panzer taten es ihnen gleich.
Andere blieben.
Und starben.
Aber sie würden alle hier sterben, das war Leutnant Solberg nun klar. Die Fluchtschiffe wären, selbst wenn sie sofort von dem Schiff im Orbit starten würden, das auf sie wartete, nicht schnell genug hier um noch jemand lebend vorzufinden. Zumindest keinen Menschen. Das Kommsystem erwachte plötzlich rauschend zum Leben.
"Achtung hier Dünenläufer. Mission beendet. Evac! Wiederhole: Evac!"
Das kam von Hauptmann Jericko. Er war anscheinend erfolgreich mit der Plazierung der Bombe gewesen, aber er wußte nicht um der verzweifelten Lage hier draußen. Die Tyraniden würden jeden Moment den letzten Panzer vernichten und das Kraftwerk anschließend stürmen. Niemand hier würde die nächsten Minuten überleben.
Solberg ließ sich auf Flottenfrequenz schalten und sprach so in sein Funkgerät, das seine Besatzung nichts hören konnte.
"Achtung Flotte, hier Leutnant Solberg, Erstes Bakkara. Lage aussichtslos. Evakuierung abbrechen. Ich wiederhole..."



"...Lage aussichtslos! Evakuierung abbrechen! Rettet euch selbst Leute. Oh Nein! Beim Imperator!!!"
Ein letzter Schrei hallte über die Brücke der Ausgleichende Gerechtigkeit dann erstarb die Stimme wieder und wich dem beständigen statischen Rauschen des Funkterminals. Der Tod des Mannes dem die Stimme gehört hatte lag bereits drei Minuten zurück, solange brauchte ein Funksignal von der Oberfläche der entfernten Welt bis zu den imperialen Kriegsschiffen.
Generallord Cassius wandte sich wieder der Aussichtskuppel zu. Faustus XIII war eine kleine Kugel weit weg, umringt von vielen noch viel kleineren Punkten, jeder ein gigantischer, lebender Organismus- die Schwarmschiffe.
Er hatte die imperiale Flotte bereits vor Stunden auf diese Position in sichere Entfernung verlegt. Niemals würde er eins seiner kostbaren Schiffe riskieren um einen pöbelnden, stinkenden Haufen verlauster Halbkrimmineler und Taugenichtse zu retten. Erstens hatte er es ihnen nicht zugetraut diese Mission zu bewältigen und zweitens war er sich sicher sein kostbares IR-Fernglas an einen dieser Taschendiebe verloren zu haben. Es mußte während der Parade geschehen sein. Er war sich ganz sicher!
Ein häßliches Grinsen überkam Cassius in dem Wissen immer am längeren Hebel zu sitzen.
Die Bakkarianer hatten ihre Schlacht zwar gewonnen aber bald schon würden sie alle tot sein und er hätte einen weiteren Sieg errungen.
"Die Toten werden geehrt aber nur die Lebenden können belohnt werden." Hatte sein Vater immer gesagt.
Von seinem Vater hatte er in jungen Jahren auch das Fernglas erhalten, es war ein Erbstück seines Ururgroßvaters gewesen.
Sein Lächeln verschwand als ihm aufging, daß er es nie wieder sehen würde.

Die kleine Kugel draußen am Fenster zerplatzte lautlos und nahm all die kleinen Punkte um sich herum mit in den Tod. Grelle Farben von Rot über Grün bis Blau tanzten in weiter Ferne und waren Zeugnisse titanischer Energien, die da entfesselt wurden und den tiefen Raum erbeben ließen.

"Es war ein gutes Fernglas." Sagte Generallord Cassius traurig zu sich selbst.



Urheberrecht: Tino Wittkamp, 2006



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