Portal <
Info/Impressum <
Team <
Forum <
 [ 241024/M3 ]
[ Suche | Einloggen | Kontakt ]
 




ODE AN DEN IMPERATOR

Verdammte Scheiße, wo bleibt die Verstärkung? Die Grünen sammeln sich dahinten schon wieder.“
Kenneth McDermot, Soldat der 42. Caledokischen Infanterie schrie gegen das Donnern der Geschützstellung in das Ohr des Schützen, der den schweren Bolter, der auf ein Dreibein montiert war hin und herschwang um die fliehenden Orks niederzumähen. Zusammen mit dem 9. Panzerregiment von Qujiang hatten sie der heranstürmenden Orkhorde Einhalt geboten und sie zurück in den verdammten Dschungel getrieben, wo sie wegen ihrer grünen Hautfarbe eh kaum auffielen. Von den Panzern der 9. war nach dem letzten Angriff der Orks allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Die Orks hatten irrsinnige Verluste hingenommen um die letzten einsatzbereiten Panzerfahrzeuge mit Bomben zu sprengen.
Der Bolterschütze, Arthur Kent, ließ den Abzug der schweren Waffe los als die letzten Orks außer Reichweite liefen. Dicke Schweißperlen bedeckten sein Gesicht und verschwitztes, dunkelbraunes Haar klebte ihm am Kopf. Er blinzelte mit den brennenden Augen und grinste McDermot an.
„Denen haben wir es gezeigt, was?“
McDermot wischte sich sein eigenes, vor Schweiß triefendes Gesicht mit einer Hand ab und fingerte sich dann eine Zigarette aus einer Tasche.
„Nein, Scheißdreck haben wir! Die kommen wieder und wir haben über die Hälfte unserer Leute verloren.“
Er deutete mit der zerfledderten Zigarette auf einen Stapel von leeren Holzkisten, die neben dem Bolter lagen.
„Munition ist auch fast alle. Was meinst du was passiert wenn nicht innerhalb der nächsten Stunde Verstärkung kommt, häh?“
McDermot spuckte aus und hielt das Ende der Zigarette an das vor Hitze knackende Metall des Bolterlaufes. Der ausgetrocknete Tabak fing an zu glimmen und McDermot sog hastig an dem anderen Ende um die Zigarette nicht wieder ausgehen zu lassen.
„Ahh...das ist besser. Hab schon gedacht ich krieg gar nichts mehr zu rauchen bevor ich draufgehe.“
Kent winkte ab.
„Red nicht so’n Scheiß. Wir packen das schon. Haben es bisher immer gepackt.“
McDermot inhalierte tief ein und sprach dann mit qualmendem Mund weiter.
„Sonst saßen wir auch nicht mit 140 Soldaten und drei Geschützstellungen auf einem winzigen Hügel mitten in einer Dschungellichtung. Ach, ja. Die paar hundert Orks nicht zu vergessen. Wie konnte ich nur?“
Er ließ den Kopf gegen die aufgetürmten Sandsäcke sinken, die als Schutzbarriere dienten und die ihm Halbkreis um den Bolter aufgetürmt waren. Dort wo der Lauf der schweren Waffe über die Sandsäcke ragte war eine Lücke im Wall.
„Ich hasse die verdammte Hitze. Warum schicken die uns nach Qujiang? Warum nicht die Catachaner, die sind das doch gewohnt in so einem scheiß Klima. Aber nein. Es müssen ja die Caledokier sein. Scheiß Oberkommando!“
Der Heimatplanet von McDermot und Kent, Caledok, besaß ein vollkommen anderes Klima als die schwülheißen Dschungel von Quijang. Die höchsten Temperaturen die ein heißer Sommertag auf Caledok erreichen konnte lagen um 25° C, während es auf Quijang schon nachts über 30° C heiß wurde.
Kent duckte sich und sah nervös von einer Seite zur anderen.
„Paß bloß auf was du sagst! Wenn einer der anderen oder der Sarge dich hört bist du wegen Ketzerei dran.“
„Aaach..“
McDermot winkte abfällig ab. Kent wollte etwas sagen, doch mit einem Mal hob er die Hand an sein Gesicht und sah dann nach oben in den Himmel. Im ersten Moment wollte McDermot fragen, was das sollte, doch dann besann er sich.
„Nicht schon wieder“, stöhnte er und zog sich schnell das Stück Plane über den Kopf, das neben ihm gelegen hatte. Kent tat es ihm gleich und im nächsten Moment schien der Himmel seine Schleusen zu öffnen. Wahre Sturzbäche von Regenschauern trommelten auf die Caledokier nieder und verringerten die Sicht auf der abgeholzten Lichtung auf weniger als fünfzig Meter. Verzweifelt versuchte McDermot seine Zigarette vor Spritzwasser zu schützen. Wasser lief schmatzend in den Schützengraben der über die Hügellinie verlief und in dem die beiden Caledokier standen. Kent schrie McDermot gegen den donnernden Regen etwas zu, doch der schüttelte nur den Kopf und zeigte auf seine Ohren. Kent griff nach seinem Kopf und drehte ihn in eine Richtung. Durch den Regenschleier hastete eine gedruckte Gestalt auf die Geschützstellung zu. Ohne einen schützenden Überwurf war der Soldat nach wenigen Augenblicken nass bis auf die Knochen. Seine Stiefel versanken fast in dem schlagartig entstehenden Matsch und er schlug der Lange nach in den Schlamm ehe er die Stellung erreicht hatte und in den Graben sprang. Fluchend wischte er sich den Schlamm aus dem Gesicht als er neben Kent und McDermot kniete.
„IST DAS HIER DAS 42. CALEDOKISCHE INFANTERIEREGIMENT?“ schrie er gegen das Tosen der Wassermassen an.
McDermot schirmte weiterhin seine Zigarette gegen das Wasser ab, doch Kent nickte bejahend. Der andere Soldat schrie weiter.
„WER IST DER KOMMANDANT UND WO IST ER?“
Kent schielte an dem Soldaten in den Regenschleier und wedelte in die ungefähre Richtung wo sich das Zelt des Obersten befinden musste.
„DA HINTEN“, schrie Kent und zeigte weiter in die Richtung.
„OBERST McBRUCE IST UNSER KOMMANDANT. IRGENDWO DAHINTEN!“
Der andere verzog unwillig das Gesicht und machte sich daran aufzustehen, doch McDermot hielt ihn am Arm fest.
„WAS IST DENN LOS? KOMMT DIE VERSTÄRKUNG ENDLICH“, brüllte er und schüttete sich das in der Plane angesammelte Wasser durch seine Bewegung über den Kopf.Durch den plötzlichen Guß brach seine Zigarette ab und klatschte in den Schlamm. McDermots Augen drohten ihm aus den Höhlen zu quellen und der andere Soldat war intelligent genug um sich schnell aus dem Staub (bzw. dem Schlamm) zu machen bevor McDermot ihm an den Hals sprang. Fluchend und mit hochrotem Kopf warf McDermot ihm Händeweise leere Patronenhülsen, die sich neben dem Bolter aufgetürmt hatten und kleine Steine hinterher. Kent starrte abwechselnd zu dem davonlaufendem Soldaten und dem tobendem McDermot hinüber und konnte sich ein Grinsen nur mühsam verkneifen. Mit verkniffenem Gesicht sah McDermot Kent an und hob plötzlich sein Lasergewehr auf, das neben ihm auf einem Sandsack gelegen hatte. Erschrocken hob Kent die Hände.
„HE, NUN MACH MAL LANGSAM. ES WAR DOCH NUR NE KIPPE!“
Ein grellroter Laserstrahl fauchte über seine Schulter und in den Kopf des Orks, der sich hinter Kent aufgerichtet hatte. Mit einem rauchendem Krater, wo einmal ein Auge gewesen war, stürzte der Ork über die Sandsackbarriere und blieb neben dem völlig überraschten Kent liegen. McDermot war aufgesprungen und hatte den schweren Bolter ausgerichtet. Kent starrte schockiert auf das gewaltige Beil in der Hand des Orks.
„WACH AUF; MANN! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN.“
McDermots Geschrei riss Kent aus der Lethargie und er sprang auf und riss eine Munitionskiste auf um einen Gurt mit Geschossen in den Bolter zu legen. Kaum war der Gurt eingerastet feuerte McDermot wild auf zwei weitere Orks die sich im Schutz des Regenschauers an die Linien der Caledokier schlichen. Überall an den Stellungen der imperialen wurde jetzt geschossen. Durch die Regenschleier sahen Kent und McDermot das Aufblitzen von Lasergewehren, während die Geräusche alle von den herab fallenden Wassermassen verschluckt wurden. Nach wenigen Minuten war das Gefecht vorüber und die Orks waren wieder einmal zurückgeschlagen worden. Kent stemmte den Fuß gegen einen Ork, der bäuchlings über der Sandsackbarriere hing und trat ihn herunter. Der Leichnam klatschte in den Schlamm und wurde von dem leichten Gefälle des Hügels hinuntergezogen. Ganze Bäche aus Schlamm rissen Tote - Imperiale und Orks - mit sich, stürzten den Hügel hinunter und sammelten sich zwischen den Bäumen, wo die Kadaver im Gestrüpp hängen blieben.
Der schwere Bolter zischte, wo der Regen auf den heißen Waffenlauf hämmerte und eine Dampfwolke hatte sich um ihn gebildet. Urplötzlich hörte der Regen auf und einzelnen Sonnenstrahlen fingen an durch die aufreißende Wolkendecke zu scheinen.
„War ja klar“, knurrte McDermot. Er blutete aus einer Stirnwunde und hatte die linke Hand gegen die Wunde gepresst wo ihm ein Spalta beinahe den Schädel zertrümmert hatte und nur durch den nun zerschmetterten Helm aufgehalten worden war. Kent hatte sich ein Tuch um die rechte Hand gewickelt, wo ein verirrter imperialer Laserstrahl ihm ein Loch in den Handteller gebrannt hatte. Die Wunde blutete zum Glück nicht, da der Laser die Blutgefäße verschweißt hatte, aber er musste sich unbedingt beim Sani melden, damit er sich keine Infektion einhandelte. McDermot sah sich um. Überall lagen tote Orks und Caledokier. Zum Glück waren es mehr Orks als imperiale und die Sanitäter rannten umher und versorgten Verwundete. Von den Schlammbedeckten Hügelflanken stieg Dampf auf, als die Sonne begann das Wasser zu verdunsten. Bald würde der Schlamm zu einer harten Kruste erstarrt sein, jedenfalls solange bis es wieder zu regnen anfing. Morgen oder so, dachte McDermot. Er bückte sich und hob seinen zerschmetterten Helm auf, den er einen Moment betrachtete.
„Mann, hab ich ein Glück gehabt“, murmelte er und warf den Helm den Abhang hinunter. Er hörte ein Motorgeräusch hinter sich und drehte sich um. Ein kleiner Konvoi aus drei Chimären und zwei Jeeps fuhren den gesicherten Weg in das Lager hinein, wo sie hielten. McDermot schluckte und sah zu Kent hinüber der mit zusammengebissenen Zähnen auf einer Munitionskiste hockte und seine Hand festhielt.
Aus dem vordersten Jeep sprang ein Mann in der Uniform eines Offiziers. Auf die Entfernung konnte McDermot nicht genau erkennen war für Abzeichen er trug. Er lief zu der lahm gelegten Chimäre des Obersts hin, vor die ein Zelt gespannt worden war und die nun das HQ für die Caladokier war. Der Offizier sprach kurz mit den wachhabenden Soldaten und verschwand dann im Innern des Zeltes. McDermot rieb sich das unrasierte Kinn und verteilte dabei unabsichtlich trocknendes Blut und Schlamm in seinem Gesicht. Neben ihm atmete Kent erleichtert auf als ein Sanitäter zu ihrem Geschützstand kam und sich seine Hand ansah. McDermot kniff die Augen zusammen. Da stimmte irgendetwas nicht. Warum stieg niemand aus den Chimären aus? Wollten die etwa gleich wieder abhauen? Oberst McBruce erschien im Zelteingang und ging mit dem fremden Offizier auf die wartenden Fahrzeuge zu. In der vordersten Chimäre öffnete sich eine Klappe und McBruce sprach mit irgendjemandem im Innern. McDermot wünschte sich, er könnte etwas verstehen, denn McBruce wurde gerade äußerst wütend und schrie denjenigen in der Chimäre an. Ein Knall ertönte und McBruces Kopfinhalt verteilte sich über mehrere Meter hinter ihm.
„VERDAMMT NOCH MAL! DIE HABEN DEN OBERST ABGEKNALLT“, schrie McDermot und griff nach seinem Lasergewehr.
Sein Ruf hatte mehrere Soldaten aufmerksam gemacht und mehr als zwanzig Caladokier rannten mit Waffen im Anschlag auf die Fahrzeuge zu. Aus der Einstiegsklappe der Chimäre kam ein hochgewachsener Mann mit einer makellosen Uniform. Er hatte eine gelbgraue Haut und steingraue, streng zurück gekämmte Haare. Seine Augen waren hinter einer dunklen Brille verborgen und sein Mund hatte einen harten Zug. In der rechten Hand hielt er eine Boltpistole und mit der linken stützte er sich auf einen schwarz polierten Gehstock, der mehrere Zentimeter im Schlamm einsackte. Er richtete die Pistole auf die heranstürmenden Caledokier.
„Im Namen des glorreichen Imperators! Ich werde jeden erschießen der es wagt näher als zwei Meter an mich heranzukommen. Dieser Mann hier hat sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht. Dem Verbrechen, dem Imperator nicht mit ganzem Herzen gedient zu haben.“
Er wies mit der Pistole auf den Leichnam von Oberst McBruce. Tatsächlich blieben die Caledokier stehen. Sie hatten es hier mit einem Kommissar zu tun und jeder wusste was das bedeutete. Von nun an würde ihr Leben keinen Credit mehr wert sein. Der Kommissar erhob seine Stimme wieder.
„Ich bin ausgewählt worden diesen Feldabschnitt von Orks zu säubern und dies werde ich mit der Gnade des Imperators auch tun! Und wer immer sich mir bei dieser Aufgabe in den Weg stellt oder sich weigert seiner Pflicht gegenüber dem Imperator nachzukommen wird von mir für seinen Verrat an der Menschheit und dem göttlichen Imperator exekutiert werden!“
Er nickte dem Offizier zu den McDermot schon gesehen hat und der den Oberst aus seinem Zelt geholt hatte.
„Übernehmen Sie, Sergeant!“
Dann drehte er sich um und stieg wieder in die Chimäre hinein. Die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf den Sergeant, einen mittelgroßem, leicht untersetztem Mann mit rötlichbraunem Haar, das allmählich grau zu werden schien.
„Ich bin Sergeant Kline! Ich bin die rechte Hand von Kommissar Derek, den ihr eben kennen gelernt habt! Unter seiner Führung werdet ihr siegreich gegen die ketzerischen Xenos sein, die sich in diesem Dschungel versteckt haben. Zu diesem Zweck ist euch eine ganz besondere Unterstützung gewährt worden.“
Er drehte sich leicht mit der Hüfte und zeigte auf die Fahrzeuge, die hinter ihm standen. An allen Chimären öffneten sich nun Luken aus denen Männer in tadelloser Uniform stiegen.
„Dies ist das glorreiche 1. IMC Regiment von Taranos. Es wird euch unterstützen und zum Sieg führen! Alles Weitere erfahrt ihr später. WEGGETRETEN!“
Mehr verdutzt als eingeschüchtert ließen die Caledokier ihre Lasergewehre sinken und kehrten in ihre Schützengräben zurück.
In den folgenden Stunden beobachteten die Caledokier misstrauisch und verwirrt wie das 1. IMC hinter einem großen Sichtschutz aus Plane etwas bauten. Keiner konnte sich darauf einen Reim machen und etliche der Caledokier waren schlechtgelaunt wegen der Exekution von Oberst McBruce. Kent trug einen frischen Verband um seine Hand und McDermot hatten die Sanitäter einen Kopfverband verpasst.
„Mit dem Drecksding kann ich noch nicht mal einen Helm tragen. Und er ist so weiß, dass er fast leuchtet. Wenn die Grünen nicht so beschissene Schützen wären, hätten sie mir bestimmt schon die Birne weggepustet.“
Kent lachte verhalten und zeigte auf einen Punkt hinter McDermot.
„Da geht dieser Kommissar schon wieder. Sieh dir den mal an! Ich hab noch nie einen Kommissar mit einem Gehstock gesehen. Wie kann man so einen ins Feld schicken?“
McDermot drehte sich um und sah gerade noch wie Kommissar Derek hinter der Plane verschwand, welche den mysteriösen Bau des 1. IMC verdeckte.
„Möchte wissen was die da drin anstellen. So ’ne komische Verstärkung hab ich noch nie gesehen. Keiner von denen ist mit mehr als einer Laserpistole bewaffnet. Was sollen die hier?“
Kent zuckte mit den Schultern. In dem Moment kam Kommissar Derek wieder hinter der Plane hervor und winkte mit einer herrischen Geste Sergeant Kline zu sich heran. Kline salutierte vor dem Kommissar und stampfte dann auf die Reihen der Caledokier in ihren Schützengräben zu. Ein Angehöriger des 1. IMC lief hinter ihm her und trug ein Megaphon in seinen Händen, das Kline ihm abnahm und enthusiastisch hineinbrüllte. Begleitet von kreischenden Fehlkopplungen hallte seine Stimme über den Hügel.
„MÄNNER DES 42. CALEDOKISCHEN INFANTERIEREGIMENTS! HEUTE IST DER TAG AN DEM DER IMPERATOR EUCH SEINE BESONDERE GNADE ZU TEIL WERDEN LÄSST! UNTER DER FÜHRUNG VON KOMMISSAR DEREK WIRD DAS GLORREICHE 1. IMC EUCH ZUM SIEG ÜBER DEN XENOABSCHAUM BEGLEITEN!“
Er drehte sich auf dem Absatz um und machte ein paar Schritte auf den mit der Plane verdeckten Bereich zu. Kline winkte mit der Hand und ein IMCler brachte einen Podest den er vor den Bereich der Plane stellte. Kommissar Derek humpelte heran und stellte sich auf den Podest. Er hatte sich etwas Langes, Schmales unter den Arm geklemmt, das McDermot nicht erkennen konnte.
In dem Schützengraben herrschte Grabesstille. Jeder wollte wissen wie die Unterstützung denn nun wirklich aussehen sollte. McDermot hoffte auf ein Geschütz oder etwas in der Richtung.
Kline Stimme ertönte wieder.
„AAAAAACHTUUUUNG!“
Die Plane fiel. Zu sehen war eine zehn-mal-zwanzig Meter große Holzplattform die nach hinten hin tribünenartig anstieg. Auf den Reihen der Tribüne saßen das 1. IMC.
McDermot spürte wie sein Mund unkontrolliert aufklappte und wie Kent ihm immer wieder gegen den rechten Arm stieß.
„Das... das...das...kann... nicht...sein“, stammelte er.
Die Angehörigen des glorreichen 1. IMC von Taranos hielten in ihren Händen Blasinstrumente, Streichinstrumente und in den hinteren Rängen konnte McDermot sogar zwei Pauken und ein Glockenspiel entdecken. Kline‘s Stimme, die wieder erscholl nahm er nur am Rande wahr.
„MÄNNER DES 42. INFANTERIEREGIMENTS VON CALEDOK! DAS 1. IMPERIALE MUSIK CORPS VON TARANOS WIRD NUN ZUR HEBUNG DER KAMPFMORAL UND DES UNGEBEUGTEN SIEGESWILLEN DEN GÖTTLICHEN MARSCH ZU EHREN DES IMPERATORS SPIELEN! MIT DIESER HILFE WERDEN WIR EINEN VORSTOSS UNTERNEHMEN UM DIE STINKENDEN XENOS AUS IHREN LÖCHERN ZU TREIBEN!“
Kommissar Derek hatte seinen Gehstock gegen den Podest gelehnt und den Dirigentenstock unter seinem Arm hervorgeholt. In einer wilden Geste schwang er ihn und das 1. IMC von Taranos begann den bombastischen imperialen Marsch „Ehre dem Imperator auf seinem Thron“ zu spielen.
McDermot drehte sich mit zitternden Fingern zu Kent herum, der einen leeren Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Er hatte gewusst, dass die imperialen Kommissare nicht ganz klar im Kopf waren, doch der hier schlug alles was McDermot je gehört hatte um Längen.
Von links kam ein Bote durch den Graben gerannt.
„Alles bereitmachen für einen Angriff. Wir verlassen den Hügel in drei Wellen, die sich gegenseitig Deckung geben. Vormarsch auf Sergeant Klines Zeichen.“
Kent zeigte ihm den Mittelfinger und der Bote rannte weiter zum nächsten Grabenabschnitt in dem Soldaten warteten. Nach etwa zehn Minuten, das 1. IMC spielte gerade „Der Tod des Verräters“, ein mächtiges paukenlastiges Stück, kam der Angriffsbefehl. Die Caledokier stürzten mit wilden Kampfschreien den Hügel hinunter und feuerten wahllos zwischen die Bäume des Dschungels in dem sie die Orks vermuteten. Tatsächlich rannten etliche Orks ihnen entgegen und ein erbitterter Nahkampf entbrannte, den die imperialen nur durch die zahlenmäßige Unterlegenheit der Orks gewannen, die aus unerfindlichen Gründen nicht vollständig am Kampf teilnahmen. Nach zwanzig Minuten schleppten sich noch etwa neunzig verwundete und erschöpfte Soldaten den Hügel wieder herauf, wo sie von dem 1. IMC mit der Hymne „Der Segen des Imperators liegt auf dem Soldaten“ begrüßt wurden.
Kent drückte McDermot sein Lasergewehr in die Hand.
„Hier der dämliche Ork hat’s nicht geschafft. Bitte, erschieß mich!“
McDermot schielte über den Grabenrand zu Kommissar Derek hinüber, der das 1. IMC mit wilden Bewegungen durch die Berg- und Talfahrt der Hymne leitete. Er legte das Lasergewehr zur Seite.
„Nee, Arthur, dich nicht. Aber wie wär’s wenn er nen kleinen Unfall hätte?“
Kent zog die Brauen zusammen und wischte sich Dreck und Schweiß aus der Stirn.
„Es ist ja nicht nur der Kommissar. Sergeant Kline ist genauso bekloppt und das ganze 1. IMC wäre ja auch noch da.“
McDermot sah zum Himmel. Wolken zogen auf und wurden von Minute zu Minute dunkler.
„War ja auch nur so‘n Gedanke“, brummte er als die ersten Regentropfen ihm ins Gesicht klatschten.
Von der Tribüne schallte „Mein Leben für Dich, o Göttlicher auf Terra“ herüber...

Es dämmerte bereits als der Regen endlich aufhörte. Die Caledokier standen mittlerweile bis zu den Knien in ihren Schützengräben im schlammigen Wasser, während das 1. IMC unter dem rasch aufgebautem Dach saß und das fröhliche
Kent schmetterte seinen Helm bewehrten Kopf gegen die matschige Grabenwand.
„Das ist das erste Mal, dass ich es verfluche wenn der Regen aufhört. Bei dem Lärm konnte man wenigstens die da hinten nicht richtig hören.“
Er sah auf und ein flehender Blick trat in seine Augen, als er McDermot an den Uniformaufschlägen ergriff.
„Mann Kenneth, die müssen doch mal müde werden. Ich... ich halte das nicht mehr aus! Wenn ich noch mal „Dein Licht ersetzt die Sonne“ hören muss, dann... dann weiß ich nicht mehr was ich noch tun soll.“
McDermot klopfte ihm auf die Schulter, dass das Wasser spritzte.
„Ganz ruhig, Alter. Wir haben schon ganz andere Sachen mitgemacht. Die hören bestimmt bald auf.“
Nicht ganz überzeugt von seinen eigenen Worten sah McDermot misstrauisch über den Grabenrand in Richtung des 1. IMC. Kommissar Derek zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen und dirigierte das Musik Corps geradewegs in die „Space Marine Symphonie“ hinein. McDermot hob die Hand und wischte sich über die müden Augen.
Vier Stunden später hob McDermot ruckartig den Kopf als ein schreiender Arthur Kent neben ihm aus dem Schlaf schreckte. Die donnernden Pauken von „Ein Tod in Deinem Namen –das ist es was ich will“ hatten ihn aus dem Alptraumbehafteten Schlaf gerissen.
„Das reicht“, knurrte McDermot und schüttelte Kent solange, bis er sich wieder beruhigt hatte.
„Hör zu! Ich laufe jetzt rüber zu Bill Wallace, der hat bestimmt eine Idee wie wir hier sauber wieder rauskommen. Dreh mir nur nicht durch!“
Kent nickte abwesend und ließ sich in den zähen Matsch sinken, in den sich der Boden des Grabens nach Ablaufen des Regenwassers verwandelt hatte. Keine fünfzehn Minuten später kam McDermot mit klatschenden Schritten in die Geschützstellung zurück. Gerade rechtzeitig um die tobende Stimme des Kommissars aus nächster Nähe zu erleben.
„ANTRETEN! ALLE SOFORT ANTRETEN! WER NICHT IN 2 MINUTEN ANGETRETEN IST WIRD ALS FEIND DES IMPERIUMS EXEKUTIERT!“
Im Laufschritt verließen die Soldaten den Schützengraben und stellten sich in Habacht Stellung vor die Tribüne des 1. IMC. Kommissar Derek hatte fünf große Scheinwerfer aufstellen lassen um die Reihen der Soldaten begutachten zu können. Mit seinem humpelnden Gang schritt er die Linie der Caledokier entlang. Eine Hand lag auf dem Griff der Boltpistole.
„Mit ist zu Ohren gekommen, dass es einige Ketzer unter euch gibt die sich die Gehörgänge mit irgendwelchen Dingen verschließen. Das ist Verrat! Verrat am Imperator und Verrat am Imperium! Ich habe Sergeant Kline beauftragt augenblicklich jeden zu erschießen, der bei solchen Handlungen angetroffen wird. Gleiches wird mit jenen geschehen die sich ihr Trommelfell durchstochen haben und es als Kampfverletzung tarnen, wie es Soldat John Ryan getan hat.“
Er winkte mit der Hand und Sergeant Kline brachte den gefesselten und tauben, aber irgendwie selig aussehenden, John Ryan. Kommissar Derek zog seine Boltpistole und richtete sie auf Ryan.
„Im Namen des göttlichen Imperators, verurteile ich diesen Ketzer und Verräter zum Tod. Auf das sein schändlicher Tod die getreuen Soldaten unter euch inspiriere und auf den rechten Pfad leiten möge.“
Ein Mündungsblitz schoss aus der Pistole des Kommissars und Ryan’s Kopf platze auseinander wie eine faule Frucht. Sergeant Kline ließ den Kadaver los und Ryan’s kopflose Leiche schlug zu Boden. Kommissar Derek wandte sich erneut an die Caledokier.
„Lasst euch dies eine Lehre sein. Ist noch jemand unter euch der einen weiteren Ketzer seinem verdienten Schicksal zuführen will?“
Ungefähr vier Meter neben Kent und McDermot trat ein hoch gewachsener Caledokier mit blonden Haaren aus der Reihe.
„Sir! Ich bitte darum sprechen zu dürfen, Sir!“
Kommissar Derek humpelte auf den Soldaten zu. Kline lief hinter ihm her.
„Wie ist dein Name Soldat?“
„Sir! Bill Wallace, Sir“
„Was hast du zu sagen, Soldat Wallace?“
„Sir! Die Männer sind durch das glorreiche 1. IMC derart motiviert, dass sie sich wünschen morgen früh eine Offensive gegen die Grünhäute machen zu dürfen. Sie wünschen sich, dass das glorreiche 1. IMC an der Spitze der Streitmacht marschiert und an unseren Sieg teilnimmt, Sir!“
Kommissar Derek starrte Wallace einen Augenblick mit versteinertem Gesicht an. Dann schlug er ihm auf die Schulter und rief in die Menge.
„Seht! Das ist der Geist, den ich in jedem von euch wecken wollte. Morgen früh werde ich an der Spitze des 1. IMC vorneweg marschieren und euch zum Sieg gegen die dreckige Xenobrut führen. Geht nun in eure Stellungen und betet. Dankt dem göttlichen Imperator für die Gnade die er euch erweist! Geht nun!“
Eilig verschwanden die Caledokier in den Schützengräben. Ein fassungsloser Kent lief hinter McDermot und Bill Wallace her, die vor ihm rannten und sich nur mühsam das Lachen verkneifen konnten.
„Seid ihr jetzt völlig wahnsinnig geworden? Wollt ihr uns alle umbringen?“
Wallace hielt an und schüttelte Kent aufmunternd an der Schulter.
„Ach Arthur. Hab ein bisschen Vertrauen!“
Kent warf erst ihm und dann McDermot einen zweifelnden Blick zu. Wallace räusperte sich.
„Na gut. Du musst es sowieso erfahren. Pass auf...“

Als der Morgen graute war das 1. IMC bereits aufmarschiert. In geordneten Reihen von je drei Musikern standen sie in perfekten Uniformen bereit um den Schützengraben zu überqueren und die Offensive anzuführen. Kommissar Derek inspizierte persönlich jeden Angehörigen des 1. IMC. Neben ihm schritt ein zufrieden aussehender Sergeant Kline. Schließlich hatte der Kommissar seine Inspektion abgeschlossen und wandte sich Kline zu.
„Alles ist bereit! Hol schon mal den Wagen“, sagte er und sah dem eifrig davoneilenden Kline hinterher. Wenige Augenblicke später fuhr ein Jeep an die Spitze des 1. IMC, in dessen Heck Kommissar Derek stand und einen prächtig aussehenden Stab in der Hand hielt, den er auf und nieder schwenkte.
Kent stieß McDermot gegen den Arm und raunte ihm etwas zu.
„Der Kerl denkt wir machen hier ‚ne verdammte Parade!“
„Ssscht! Lass nur. Bis jetzt sieht es gut aus.“
Mit dem Jeep an der Spitze setzte sich das 1. IMC in Bewegung und überquerte den Schützengraben über eine provisorische Brücke, welche die Caladokier eiligst errichtet hatten. Kommissar Derek hob den Stab und das 1. IMC fing an zu spielen. Die „Ode an das Licht des Imperators“ hallte über den Hügel und den nebelbedeckten Dschungel weiter unten. Langsam marschierte das 1. IMC den Abhang hinunter, der Jeep mit dem Kommissartauchte bereits in die Nebelschwaden ein. Langsam kletterte McDermot aus dem Graben heraus und spähte angestrengt auf die im Bodennebel liegende Lichtung unter sich. Kent trat neben ihn, gefolgt von Bill Wallace, der aus seinem Abschnitt zu den beiden herüber kam. McDermot sah sich um. Überall krochen die Caladokischen Soldaten aus dem Schützengraben um zu sehen wie die letzten Angehörigen des 1. IMC im Nebel verschwanden. Die „Ode an das Licht des Imperators“ wurde durch den Nebel zunächst etwas dumpf und schließlich brach sie vollkommen ab. McDermot glaubte überraschte Schreie und Rufen zu hören. Bill Wallace trat zwischen ihn und Kent. Er stütze sich auf den Schultern der beiden ab und grinste.
„Was für Trottel.“
Kent schüttelte seine Hand ab.
„Ich will jetzt wissen was hier gelaufen ist.“
„Ist das nicht offensichtlich? Nein? Na gut, ich erklär es dir.“
Wallace ging ein paar Schritte auf und ab und setzte ein paar Mal theatralisch an zu sprechen ehe er dann wirklich anfing.
„Also eigentlich hatte ich mich schon halb damit abgefunden, dass uns dieser Kommissar in einer Offensive gegen die Orks treibt, bei der wir alle draufgehen. Aber dann habe ich Besuch bekommen. Jemand schlich sich in meinen Grabenabschnitt und ... ach egal, komm mit ich zeig’s dir einfach.“
Er winkte Kent freundlich zu und sprang dann in den Schützengraben. Kent und McDermot folgten ihm und rannten hinter Wallace her. Als sie an der Stelle ankamen, wo Wallace Dienst tat klopfte er an eine Kiste mit Munition die gegen die Grabenwand gelehnt war. Für einen Moment glaubte Kent, er habe den Verstand verloren, doch dann klappte der Deckel der Kiste weg und ein kleines, grünes und extrem hässliches Wesen kam zum Vorschein. Kent riss das Lasergewehr hoch, doch McDermot schob es zur Seite.
„Das ist Hok’möl! Er hat mir das Angebot gemacht, das die Orks hier abziehen, wenn wir ihnen das 1. IMC geben. Sein Chäfobaboss Golnkarr war total begeistert von der Kapelle.“
Kent starrte den Grot fassungslos an, der sich hinter dem Kistendeckel versteckte und nervös mit einer grünen Hand winkte.
„Das... ist ...BRILLIANT!“
„Äää“, quiekte der Grot und kam hinter dem Deckel hervor.
„Kannich jez wida zu meim Boss? Sons hauta onä mich ab.“
Wallace winke großmächtig mit einer Hand.
„Ja, hau ab. Verpiß dich!“
Der Grot sprang auf und kletterte so schnell wie möglich die Grabenwand hinauf, wobei seine Hände und Füße kleine Schlammlawinen auslösten ehe er es schaffte sich über den Rand zu ziehen. Kent, McDermot und Wallace sahen ihm nach wie er im Nebel verschwand, ehe sie in brüllendes Gelächter ausbrachen, als sie an die neue Stellung des 1. IMC unter der Leitung von Kommissar Derek dachten.



Urheberrecht: Heiko Stallmann, 2003



Bewerte diesen Beitrag:

 




www.sphaerentor.com
[ Copyright © 2001 by Tobias Reinold & Huân Vu | Alle Rechte vorbehalten ]
Impressum | Datenschutz
 
>