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FERRUS ERBE

„Meister, er kommt zu sich.“
„Danke, Bruder Tulius. Eure Arbeit ist getan. Nun lasst uns allein.“
„Jawohl, Meister.“

Bruder Tulius verbeugte sich kurz und verschwand dann lautlos in der Dunkelheit. Inmitten dieser Dunkelheit lag ein Mann auf einem hell erleuchteten Tisch. Von seinem Gesicht her zu urteilen, konnte er noch nicht älter als 18 Jahre sein. Der nackte Körper des jungen Mannes war durch tiefe Wunden und andere Verletzungen schrecklich entstellt. Der Boden rund um den metallenen Tisch war blutig rot gefärbt.

Der Mann öffnete langsam seine Augen. Sie waren blutunterlaufen, rabenschwarz und aufgrund des grellen Lichtes zu kleinen Schlitzen verengt. Die Schmerzen waren unerträglich, doch er war zu schwach, um zu schreien. Er konnte gerade so seine Augen offen halten. Doch das, was er sah, minderte seine Furcht nicht im Geringsten.
An den ansonsten kahlen Wänden der Kammer waren unzählige gläserne und zylinderförmige Behälter und Gefäße angebracht, in denen sich blasse seltsame Organe und Flüssigkeiten befanden. Sein Blick wanderte weiter völlig verängstigt und verwirrt durch den Raum und erblickte fesselartige am Tisch befestigte Vorrichtungen, die seinem gepeinigten Körper keine noch so kleine Bewegung erlaubten. Schließlich wanderte sein Blick auf eine schwarze unheimliche Gestalt, die neben ihm stand. Sie war in eine lange Robe gehüllt,sodass ihr Gesicht im Schatten verborgen blieb.

Der Mann auf dem Tisch bewegte nun hektisch seine Lippen. Doch kein einziger Laut außer einem schwachen Hecheln war zu vernehmen.

„Spare deine Kräfte, Aspirant. Du wirst sie brauchen.“

Der Mann aber versuchte sich verzweifelt aus seiner Umklammerung zu befreien. Er zerrte unaufhaltsam an seinen Fesseln, doch es hatte keinen Sinn. Wenig später sank er erschöpft und vor Schmerzen stöhnend in sich zusammen.
Die dunkle verhüllte Gestalt flüsterte nun etwas in seine Robe hinein und wenig später betraten mehrere ebenfalls in dunkle Gewänder gehüllte Wesen den Raum.

Diese bizarren Wesen schienen halb Mensch und halb Maschine zu sein. Wo ein Mensch sonst Arme besaß, waren mehrgliedrige Roboterarme angebracht, die in den vielfältigsten Werkzeugen und Geräten endeten. Die maschinenartigen Wesen waren mit Schläuchen und Kabeln überwuchert, die an allen erdenkbaren Stellen des Körpers angebracht waren. In der Dunkelheit konnte man ihre unter schwarzen Kapuzen versteckten Gesichter nur schwer erkennen, doch das wenige, was man erblicken konnte, ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Die größten Teile ihrer Schädel waren massiven Metallplatten gewichen und grotesk aussehende Apparaturen verschwanden in ihren Mündern. Sogar unter der bleichen Haut ihrer Gesichter konnte man etliche Kabel und Drähte verlaufen sehen.

Sie näherten sich langsam dem Tisch und verteilten sich rund um den verletzten Mann. Dessen Augen waren vor Angst weit aufgerissen und sein ganzer Körper zuckte.

„Dein Körper muss nun beweisen, wie stark er wirklich ist, und dein Geist wird auf eine noch viel härtere Probe gestellt werden. Bestehe die Probe und du wirst in Ferrus’ Namen die Galaxie mit heiligem Licht überziehen und sie von den Unreinen und Schwachen befreien. Bestehe sie nicht und dir wird die Gnade des Imperators zuteil werden.“

Fast synchron erwachten die vielen Arme der maschinenartigen Wesen zum Leben, die bis jetzt nur leblos zu Boden gehangen hatten. Seltsame Flüssigkeiten wurden von den Schläuchen der merkwürdigen Kreaturen durch ihre Körper gepumpt und verschiedenartige Zangen, Bohrer und Nadeln richteten sich auf den mittlerweile vor Furcht erstarrten Körper aus. Doch kurz bevor sie ins Fleisch eindrangen, hielten sie plötzlich in abwartender Position inne.

Der Mann auf dem Tisch verlor vor Angst beinahe das Bewusstsein. Er war seinem Schicksal nun völlig hilflos ausgeliefert.

Ein unnachgiebiger Geist in einem unnachgiebigem Körper. So wie Ferrus es wollte und immer noch will. Möge dir nun sein Erbe übergeben werden.“

Noch während die verhüllte Gestalt den dunklen Raum verließ, begannen die maschinenartigen Wesen ihre Arbeit.



Urheberrecht: Klemens Bock, 2003



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