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AUF DER REISE

Das Wetter war schlecht. Gut man sollte sich vergegenwärtigen das es auf Necromunda eigentlich kein richtiges Wetter gibt. Auch mit Jahreszeiten, ja sogar mit Tag- und Nachtgrenzen tut man sich schwer. In den Makropolen, jene riesigen Kegelförmigen Gebilde, die wie Pockennarben aus dem zerstörten und ausgeplünderten Boden des Planeten schießen, gibt es nur ewiges Zwielicht. In den wenigen Siedlungen, die verstreut in den Aschewüsten liegen, gibt es manchmal schwache Lichtschwankungen zu sehen. Wenn es die Sonne Necromundas ab und zu schafft ihre Strahlen durch den dicken Vorhang aus Staub, Ruß, Asche und Giftgas auf diese sterbende Welt zu senden... Das Wetter war schlecht. Diese Aussage würde wohl am ehesten zutreffen, wenn man den Aschesturm, der über die Siedlung "Dust Falls" hinwegzog, als klimatischen Umstand und nicht einfach als eine Ansammlung vom Wind aufgepeitschte Rußpartikel sehen wollte. Dust Falls liegt wenige Kilometer zu Füssen der Primus Makropole, der größten Termitenstadt auf Necromunda. Möglich, das die "Gäste", die sich im REED`S INN versammelt hatten, sich wenig um den Aschesturm scherten der draußen durch die dreckigen Straßen der Siedlung tobte. Das REED`S INN war eine der beliebtesten Kneipen in der ganzen Gegend, und nicht einmal der Aschesturm konnte Reeds Stammgäste davon abhalten dick vermummt in der Schenke zu erscheinen. Unterweltabschaum lümmelte am Tresen der Kneipe, eine Gruppe Orlock-Ganger spülten den Verlust eines Kameraden mit einigen Gläsern Wild Snake herunter und in einer dunklen Ecke drückten sich ein paar Delaque herum. Es herrschte also reges treiben. Trotz des schlechten...Wetters...

Die Tür, oder besser der Bretterverschlag, der sich nach Innen wie Außen drücken lies, wurde geöffnet. Normalerweise riskiert ein Unterweltler schon mal einen Blick auf etwaige Neuankömmlinge. Es könnte ja sein, das sich alte Bekannte, ob nun freundlicher oder feindlicher Natur, sehen lassen. Normalerweise ist es auch kein Grund sich in seinen eigenen Angelegenheiten stören zu lassen, aber diesmal riskierten die Versammelten mehr als einen Blick und manche ließen sich sogar zu einem offenen Starren hinreißen. Alle Anwesenden jedoch verstummten, als die Neuankömmlinge den Schankraum betraten...
Es waren drei in schwere Kapuzenmäntel gehüllte Gestalten. Groß und schlank und trotz ihrer Mäntel ein wenig hager wirkend. Ihre Mäntel waren von Grau-Brauner Färbung, was eigentlich der Alltagskleidung der Bewohner von Dust Falls entsprach und nicht weiter aufsehen erregte. Wunderlich war aber, das sie ihre Kapuzen tief in die Gesichter gezogen hatten und man beim besten Willen nur einen Schatten erkennen konnte. Wenigstens einer von ihnen schien Waffen unter seinem (kein bisschen von wirbelnder Asche bedecktem) Mantel zu tragen. Die drei machten keinerlei Anstalten sich ihren Kleidungsstücken zu entledigen und bahnten sich mit schweren Schritten einen Weg zum Tresen. Reed, der Barkeeper schien ganz auf Ärger eingestellt, das gab er mit einem nervösen Schielen nach seiner unter der Theke verborgenen Schrotflinte kund. Eine der Gestalten hob die behandschuhte Hand und schob seine Kapuze zurück... Dem schwachen Raunen nach, was durch die Versammelten ging war der Anblick der sich ihnen bot nicht alltäglich.
Der Fremde hatten langes, blondes Haar, was seine Ohren verdeckte und ihm fast über die Schultern fiel. Seine Gesichtszüge waren fein geschnitten, seine Hautfarbe hell. Über einem seiner eisblauen Augen war eine rote Tätowierung zu erkennen. Das rote Stirnband verschwand fast unter seiner Haartracht. Er...Es war definitiv ein er...beugte sich über die Theke zu Reed. "Wir úchen ´nformationen." sagte der Fremde in weichem, fast träumerischen imperialen Gotisch. Langsam nahm der Lärmpegel in der Kneipe wieder normale Ausmaße an. "Informationen eh?" fragte Reed, der sofort ein Geschäft witterte. "Nun welcher Art denn? Gildetransporte? Kopfgelder? Gladiatorenkämpfe?" "´ein!" flüsterte der hagere Fremde wieder. Seine beiden Begleiter, die jetzt links und rechts neben ihm standen hatten bis jetzt nicht einen Muskel gerührt. "Wir óllen etwas über én Aufenthaltsort ínger Subjekte íssen." "Ah ja?" fragte Reed ohne großes Interesse. "Wen sucht ihr?"
"Orks." sagte der Fremde leise. Er war wohl bemüht diese Tatsache nicht allzu sehr an die große Glocke zu hängen, und nur zwei andere Gäste, die auch am Tresen lehnten beugten sich interessiert näher. "Orks?!" sagte Reed laut. Logischerweise senkte sich der Geräuschpegel in der Taverne wieder ein wenig. Normalen Menschen ist normalerweise nur wenig über Außerirdische bekannt. Aber jeder imperiale Bürger hat schon einmal Geschichten über Orks gehört. "Ihr meint diese grünen, muskulösen Wilden mit dem Grammatikverständnis eines Dreijährigen?" Reeds Gegenüber nickte. "Tja, ich weiß bloß, das es welche in den untersten Ebenen der Primusmakropole geben soll. Ab und zu hör ich von sogenannten "Säuberungskommandos" aber nichts bestimmtes. Fragt mal die Jolly´s Rogues. Ne´ prominente Orlock-Gang drüben in Primus. Ihr könnt sie sicher irgendwo in der nähe von Downtown finden." "ówntown" wiederholte der Fremde betont. "ánke." Er und seine Begleiter wandten sich zum gehen. "Ey Freund!" rief Reed. "Meinst du nicht du schuldest mir was für die Informationen? Ich meine natürlich nur ´nen kleinen Obolus. Wenn ihr schon nichts trinkt!" Die drei blieben stehen. Der Sprecher der Gruppe fixierte Reed kurz über die Schulter mit schmalen Augen. Dann drehte er sich zu dem Barkeeper um und hatte plötzlich einen kleinen Beutel in der Hand. "Währung!" sagte der Fremde und warf es dem älteren Mann zu. Reed fing den Beutel in der Luft und öffnete ihn. Seine Augen fielen fast aus ihren dunklen Höhlen, als er ganze vierzig imperiale Credits erblickte. "Vierzig!" keuchte der Bartender. "Oh man Sir, vielen Dank Sir. Hey wenn ihr Typen irgendwas braucht, ich meine ein Nachtlager oder Frauen oder so... kein Problem! Kommt zum alten Reed." Der Fremde schien kurz zu überlegen. "ánke Freund," sagte er dann. "Wir ómmen zurück."
Die Gruppe wandte sich wieder zum gehen, als sich einer der Thekengäste den Fremden zuwandte und sagte: "Ey, reicher Mann! Ich weiß auch was über diese Zorks die du suchst!" Reed beugte sich zu dem vorlauten Störenfried. "Klappe Naums! Du bringst dich in Schwierigkeiten!" Der große, schmutzig-braun gekleidete Mann hörte nicht auf den Barkeeper. Keiner der Fremden reagierte. Sie bahnten sich weiter ihren Weg Richtung Ausgang.. "Ey, bleib gefälligst stehen wenn ich mit dir rede, klar!" Keine Reaktion. Offensichtlich von Wut und Alkohol gepackt riss der Mann eine Automatikpistole aus seinem Holster am Bein.
In diesem Augenblick fuhr einer der Begleiter des Blonden blitzschnell herum. Sein Mantel flog in hohem Bogen davon, als er herumwirbelte und seine Hand nach vorne schoss. Ein nasses Geräusch, und das dumpfe Splittern von Holz wurden durch ein würgendes Gurgeln übertönt, das Naums von sich gab, als er sich bemühte seine zerfetzte Halsschlagader und das daraus fontänengleich spritzende Blut zu umfassen. Schließlich ging der Mann zu Boden. Sein Angreifer stand immer noch in angespannter Haltung da. Nun, unverhüllt durch sein langes Kleidungsstück konnte man seine schwach schimmernde, grüne Körperpanzerung erkennen. Am Rücken hatte er zwei gekreuzte Schwerter, an einem Wehrgehänge befestigt. Seine starre Hand hatte eine pistolenförmige Waffe umklammert und mit starren, leeren Augen funkelte er in die Runde. Seine Gesichtszüge waren zu einem verzerrten, bösartigen Grinsen verformt, das sich buchstäblich von einem Ohr zum andern zog. Die Ohren... Sie waren spitz zulaufend und verschwanden ohne Ohrläppchen im Schädel des ... Aliens? Vielleicht... Sein dunkelblondes Haar war ziemlich kurzgeschoren. Nur zwei geflochtene Zöpfchen hingen ihm von der rechten Schläfe. Kein Geräusch war zu hören. Es schien so, als hätten mit einemmal alle versammelten Saufbolde und Trinkkumpane das Atmen verlernt. Oder, als ob das imperiale Haus Helmwar ein neues Edikt verhängt hatte, was das Atmen am Nachmittag bei Todesstrafe verbietet.
Irgendwann ergriff der Anführer der...Reisenden das Wort. "Nicht noch einmal ´ersuchen!" "Lunder! Kawa´brokmen ´sheuila! ´sheuila!" Damit waren er und der andere Vermummte bereits zur Tür hinaus. Lunder nahm sich noch Zeit geräuschvoll auszuspucken bevor er ihnen folgte...



Urheberrecht: Michael Zupp, 2002



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