Auferstehung des Windes

von Jörg Nemitz

Torga'rekh stieß sich mit den Füßen vom Boden ab. Der Antigravitationsgenerator in seinen Falkenflügeln machte ihn beinahe schwerelos. Mit ausgebreiteten Flügeln flog der Exarch der Kriegsfalken über die leere Ebene der Wüste auf diesem Menschenplaneten. Heiße Ströme trugen ihn höher und höher, bis er die Berge am Horizont erkennen konnte.
Links und rechts kamen weitere Kriegsfalken in seine Nähe. In perfekter Formation flogen die Eldar am Rand der Wüste entlang. Sie suchten ein Menschenlager, das nach Vorhersage der Runenpropheten das Ziel eines Angriffes sein würde. Und sie fanden es sehr schnell. Denn eine dünne Rauchfahne stieg in den blauen Himmel.
"Krandieck, nehm dir vier weitere Krieger und steige höher. Meldet ankommende Objekte," befahl Torga'rekh. Sofort setzten sich fünf Kriegsfalken aus der Formation ab, während die anderen die Antigravitationsgeneratoren ausschalteten und nur noch mit den Flügeln der Erde entgegenglitten. Sofort versammelten sich Menschen aus der primitiven Siedlung, die aus Tuchzelten bestand. Ein Mensch mit einem reich verzierten Stab kam näher und sank vor Torga'rekh auf die Knie. "Oh, Geflügelte, wie ihr uns mit eurem Erscheinen ehrt. Wie können wir euch dienen?" fragte der Mensch in imperialem Gotisch. "Wir wollen euch warnen. Feinde werden euch angreifen," antwortet Torga'rekh. Entsetzt stand der Mensch auf. "Feinde werden kommen? ... Sie wollen sicherlich das Artefakt!" rief er aus. "Welches Artefakt?" fragte Torga'rekh. "Natürlich das Artefakt, das der Wanderer der Welten, einer aus eurem Volk, uns zur Bewachung hinterlassen hat," antwortete er und deutete auf eine Höhle in einer natürlichen Felsformation.
Neugierig ging Torga'rekh auf die Höhle zu. Als er sie betrat, schaltete sein Helm auf Lichtverstärker, so dass der Exarch sofort das Höhleninnere sehen konnte. Räucherwerk war über den Boden verstreut, direkt vor einem altarähnlichen Felsen. Und auf dem Altar drapiert lag... ein Helm.
Torga'rekh konnte es nicht glauben. Der Helm wurde umrahmt von Flügeln, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten. Auf Bildern hatte er diese Flügel bereits gesehen.
Ehrfürchtig nahm Torga'rekh den Helm in die Hände. Setz mich auf, kam der Befehl in seinen Gedanken. Nicht überrascht antwortet Torga'rekh leise: "Ja." Schnell öffnete Torga'rekh seinen Helm und warf ihn auf den Boden.
Der Hohepriester der Menschen schaute dem Exarchen zu, aber als dieser den Helm aufsetzte musste er den Blick von der Gestalt wenden. Lichtstrahlen, heller als die Sonne an ihrem höchsten Stand, drangen aus der Höhle. Die Eldarkrieger fühlten alle gleichzeitig ein unerklärliches Gefühl von Erlösung. Alle Aufmerksamkeit lag nun auf dem Höhleneingang.
Lange bewegte sich nichts. Dann kam ein grauer Stiefel in das Licht des Tages. Ein großer Krieger erschien vor der Höhle. Sofort sanken alle auf die Knie. "Baharroth," war von einzelnen Kriegsfalken zu hören. Ich bin der Erste, der erste der sich hoch in die Lüfte geschwungen hat, der erste Kriegsfalke. Jeder hörte die Stimme, aber nicht mit den Ohren.
Ehrfürchtig sahen sie zu, wie der Krieger die Arme ausbreitete und einen markerschütternden Schrei in die Luft entließ.
"Achtung," unterbrach eine Stimme die Atmosphäre durch den Funkkanal der Helme. "Objekte kommen aus nördlicher Richtung auf uns zu," meldete Krandieck.
Baharroth sah in die angegebene Richtung und sah eine Staubwolke. Torga'rekh gab es nicht mehr, sein Name würde auf der endlosen Liste hinter dem Namen Baharroth erscheinen. Doch das Wissen, warum sie hergekommen sind, bestand noch. Der Phönixlord erkannte, dass sie das Chaos durch die Auferstehung und die daraus resultierte psionische Schockwelle angelockt hatten.
Was sollte er sich beschweren, er würde nach so langer Zeit Übung benötigen. Nach einigen starken Schritten schwang sich Baharroth in die Luft. Schnell verfolgten die Kriegsfalken ihren Phönixlord und formierten sich um ihn herum. Auf heißen Aufwinden flogen die Kriegsfalken mit beträchtlicher Geschwindigkeit den Chaoskriegern entgegen.
Beim ersten Überflug warfen die über zwanzig Kriegsfalken Sprenggranaten ab, teilten sich dann in kleine Gruppen auf und landeten. Baharroth und eine Handvoll Eldarkrieger landeten in der Mitte der World Eater Chaos Marines und stellten sich Rücken an Rücken. So schnell sie konnten feuerten sie Laserimpulse und warfen Granaten in die Menge. Und obwohl die Chaos Marines in der Überzahl waren blieben die Kriegsfalken, inspiriert durch ihren Phönixlord, stehen. Aber genauso wenig wie das Chaos die Oberhand gewinnen konnte, so schwer hatten es die Eldar die dicke Panzerung zu durchdringen.
Plötzlich wurde die Hitze der Wüste noch heißer. Ein Berserker, der seine Kettenaxt zum Schlag gegen Baharroth erhoben hatte, wurde von einem lavaheißen Strahl beinahe zerschmolzen. Ich grüße dich, Schrei des Windes, hörte Baharroth die plötzlich aufgetauchte Gestalt sagen. Ich grüße dich auch, Fackel des Todes, antwortete Baharroth dem Phönixlord der Feuerdrachen. Die Luft um Fuegan flimmerte stark. Seite an Seite kämpften sich Baharroth und Fuegan durch die Menge der Chaos Marines. Die Feueraxt hinterließ geschmolzene Ränder dort, wo sie sich durch die Panzer brannte. Der Laserblaster feuerte so schnell, dass vor ihnen eine Schneise aus Leichen entstand. Und der Himmel gehörte den Aspektkriegern, die alle Feinde im Rücken ihrer Phönixlords vernichteten. Als die Hauptstreitmacht der Eldar in ihren Falcons und Serpents ankam, gab es kaum noch Chaoskrieger zu bekämpfen.



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