Interview mit Markus Trenkner

von Huân Vu & Stefan Oswald

Markus Trenkner alias "Pappa Nurgle" ist gerade bei den jüngeren Warhammer Spielern eher unbekannt. Ältere Veteranen kennen ihn natürlich als Chefredakteur des deutschen White Dwarf. Beim Games Day ist er stets als ständiger Ehrengast anzutreffen, und dieses Mal haben wir auch ihn zum Interview gebeten.
Das Protokoll führte Stefan "Odysseus" Oswald von Warhammer.de. Wir möchten darauf hinweisen, dass das folgende Interview nicht wortwörtlich so stattgefunden hat, und dass somit jegliche Aussagen nicht als Zitate angesehen werden sollten.


Huân Vu: Woher kommt eigentlich der Spitzname „Pappa Nurgle“? Nennt man dich in England auch so?
Markus Trenkner: Nein, der Name stammt noch aus meiner Zeit hier in Deutschland und ist vor allem darauf zurückzuführen, dass ich ständig verschnupft ins Büro gekommen bin.

HuVu: Du hast dich ja ganz schön weit hocharbeiten können bei Games Workshop. Erzähl doch mal von deinem Werdegang und was du momentan für eine Funktion hast.
Markus: Ich begann 1994 als Mail Order Troll für Games Workshop zu arbeiten und half mit den Standort Deutschland aufzubauen. Als das Studio nach Düsseldorf zog bin ich in Nottingham geblieben. In meinem derzeitigen Job als der Arts & Graphics Manager des operativen Teams bin ich aber erst seit 2001 tätig. Meine Aufgabe ist es die Projektarbeiten zu koordinieren und dafür zu sorgen dass die Deadlines eingehalten werden. Wir arbeiten allgemein gesagt an der Visualisierung von Konzepten für GW-Spiele, vor kurzem war ich z.B. stark bei Herr der Ringe involviert. Die Arbeit ist recht locker gehalten, da man Kreativität bekanntlich nicht erzwingen kann, aber dennoch sind wir voll ausgelastet und haben sauviel zu tun. Wir sind immer zu 100% dabei.

HuVu: Was hat es mit diesem „Operativen Team“ auf sich?
Markus: Neben mir gibt es noch weitere Manager, einer kümmert sich z.B. um die Miniaturendesigner, und ein anderer um die Spieldesigner. Wir bilden zusammen dieses operative Team und sorgen dafür dass am Ende alles zusammengefügt wird. Dieses System gibt es bei Games Workshop noch nicht so lange, aber es funktioniert derzeit sehr gut so.

HuVu: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Teilen der Entwicklermannschaft?
Markus: Mein Team arbeitet vor allem sehr eng mit den Miniaturendesignern zusammen. Wir sprechen untereinander ab, wie die Modelle aussehen sollen, welche Änderungen notwendig sind und wie man alle Ideen so zusammenbringen kann, damit jedes Mitglied einer Armee als Bestandteil eben dieser Armee, und sonst keiner anderen, erkennbar ist. Das bedeutet, dass gewisse Konzepte einer Armee für jedes Regiment und jedes Charaktermodell beibehalten werden, sodass sie optisch zusammen passen. Dass so etwas für in Reihe und Glied stehende Marines relevant ist, leuchtet ein, aber z.B. auch ein Chaos-Modell muss optisch sofort einer Gottheit zugeordnet werden können.

HuVu: Gibt es dann auch mal richtige Parties wenn ein Projekt abgeschlossen ist? Oder vertstreut sich das schnell und die einzelnen Künstler stürzen sich sofort auf das nächste?
Markus: Doch doch, gelegentlich schon. Wenn wir die Zeit dafür haben. Work hard, play hard :-)

HuVu: Und mit welchen Projekten seit ihr derzeit so beschäftigt?
Markus: Wir haben die Bretonia Armee für Warhammer Fantasy vor Kurzem abgeschlossen. Neu angefangen haben wir nun mit den Arbeiten für die Hexenjäger für Warhammer 40k.

Stefan Oswald: Apropos Bretonia – kannst du uns ein paar Details zu dieser Armee verraten?
Markus: Die neuen Modelle werden alle etwas „weniger französisch“ aussehen als bisher. Es gibt keinen Grund, den Hauptaugenmerk so sehr auf dieses Detail zu legen. Viel wichtiger wird in der Neuauflage der Unterschied zwischen edlen Rittern und dem einfachen Pöbel, der die Fußtruppen stellt: Während Ritter strahlende, gesunde Recken in blitzenden Rüstungen mit edlen Pferden und bunten Gewandungen sind, zeichnen sich beim gemeinen Volk Anzeichen von Krankheiten, Geschwülste usw. ab. In der Zeit, in der diese Armee angesiedelt war, zählte ein Menschenleben nicht viel – nur die Oberschicht hatte die Möglichkeit, ihre Gesundheit zu erhalten. Gralsritter wiederum sind die totalen „Übermenschen“, schließlich haben sie ja auch aus dem Heiligen Gral getrunken und sind von überirdischer Stelle favorisiert. Das wird sich auch in den Spielwerten widerspiegeln.
Diesen große Kontrast sieht man z.B. im Film „Excalibur“ auch ganz gut.

Stefan: Die Spielerschaft rechnet für diese bisher relativ eintönige Armee mit einem „Knaller“, wie z.B. Pegasusreiter. Wie sieht es damit aus?
Markus: Ja, es wird Pegasusreiter geben, die als Regiment auftreten. Es wird sich um eine Elite- oder Seltene Auswahl handeln, die außerdem auf 0-1 beschränkt ist.
Stefan: Hört sich teuer an ... ;-)
Markus: Punktemäßig sicherlich, aber die Modelle werden aus Plastik sein. Wir haben bisher viel zu wenige Bausätze für Warhammer Fantasy, wohingegen bei den neuen 40k Armeen teilweise sogar mehrere Bausätze vorhanden sind, z.B. die Destruktoren der Necrons oder die monströsen Tyranidenkreaturen. Deswegen wird es für die Bretonen eine Box mit Pegasusreitern geben, in der sich drei Modelle befinden. Mit zwei, drei solchen Boxen kann man also bereits ein Regiment aufstellen.
Außerdem werden die Ritter „eigene“ Pferde bekommen, und nicht das imperiale Standard-Pferd-Modell. Die Waldelfen haben ja bisher auch schon ein eigenes Pferdemodell gehabt, das wollen wir nun auch für andere Armeen machen.

Stefan: Mit welche Boxen dürfen die Bretonenspieler noch rechnen?
Markus: Es wird zwei verschiedene Boxen für Landsknechte und Bogenschützen geben. Die vierte Box neben diesen und den Pegasusreiter sind natürlich Ritter, die man Wahlweise als Fahrende Ritter oder Ritter des Königs zusammenbauen kann. Quest- und Gralsritter sind nach wie vor Zinnminiaturen, da man deren Pracht einfach nicht in Plastik gießen kann.

Stefan: Stimmen die Gerüchte über die neue Armee der Ogerkönige? Wenn ja, was kannst du uns darüber erzählen? Die meisten Spieler können sich darunter nichts vorstellen.
Markus: In der Tat, das ist die neue Warhammer Fantasy Armee, die z.B. von Phil Kelly vorangetrieben wird. Allerdings befinden sich die Konzepte dieser Armee erst in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Es gibt jedoch bereits einige Miniaturentwürfe. Diese Armee wird – wie für die 6. Warhammer Fantasy Edition typisch – sehr regimentslastig, wobei die Miniaturen sehr groß werden.

Stefan: Viele Spieler sind damit unzufrieden, dass ihr bereits neue Armeen entwickelt, während noch nicht mal alle 15 bisherigen Warhammer Fantasy Armeen neu aufgelegt wurden. Was ist denn z.B. mit den Waldelfen? Diese Armee hat eine charmante und einzigartige Spielweise – es wäre sehr schade, wenn die unter den Tisch fällt.
Markus: Die Waldelfen kommen auf jeden Fall erst nach den Ogern an die Reihe. Unsere Planungen gehen bis zu 5 Jahre in die Zukunft, und für die Waldelfen gibt es keine konkreten Ideen. Meistens kommen die wirklich tollen Ideen ja auch erst zwei Wochen vor der „Deadline“, also dem letzen Abgabetermin. ;-) Mit den Waldelfen haben wir wirklich unsere Probleme, da sie – wie du richtig anmerkst – eine komplett andere Spielweise haben: Weg von großen Regimentern, hin zu sehr kleinen Einsatztrupps. Waldelfenspieler wissen, dass man mit dieser Taktik viele Vorteile der 6. Edition nicht nutzen kann. Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, ist noch sehr viel Arbeit nötig.

HuVu: 5 Jahre im Voraus? Was erwartet uns denn so alles in 5 Jahren?
Markus: Selbst wenn ich das verraten dürfte, es wäre unsinnig. Wir haben diesen rollenden Zeitplan ja schon seit längerem, und da kann ich aus Erfahrung sagen, dass sich plötzlich alles von heut auf morgen wieder ändern kann. Es sind sehr sehr vage Pläne.
HuVu: Wenigstens etwas über die nächste Sommerkampagne?
Markus: Nächstes Jahr machen wir eine Warhammer Fantasy Kampagne, da wir ja dieses Jahr mit dem Sturm des Chaos für genug frische Luft im 40k Universum gesorgt haben. Die Details sind natürlich noch streng geheim. :-)

HuVu: Zum Schluss noch ein paar persönliche Fragen: Seit wann spielst du selbst Tabletop Spiele?

Markus: Angefangen hat alles 1989 mit einem Bloodbowl Spielfeld aus Styropor. Zu dieser Zeit haben ich und ein paar Freunde auch schon Rollenspiele gespielt. Auf der Messe „S.T.A.R.D.“ in Hamburg hatten wir dann unseren ersten Kontakt mit Games Workshop Spielen.

HuVu: Was spielst du heutzutage am liebsten?
Markus: Vor allem spiele ich auf der Arbeit – Testspiele eben, aber auch Fun-Matches mit anderen Mitarbeitern. Meine Lieblingsarmeen sind derzeit Chaos (nicht Nurgle!) und Imperiale Armee. Für Turnierspiele fehlt mir einfach die Zeit, aber ich bastle viel an meinen eigenen Miniaturen. Momentan entstehen ein paar fiese Mutanten für meine Chaoshorde.

HuVu: Hast du auch Zeit für andere Hobbies?
Markus: Klar! Ich bin großer Musikfan, vor allem Punk und Hardcore höre ich sehr viel. Ich gehe auch gerne auf verschiedene Konzerte, aber ich spiele selbst leider kein Instrument. Ansonsten spiele ich auch in meiner Freizeit viele alternative War Games – also nicht von GW – wie zum Beispiel historische Schlachten. Vor allem amerikanische GIs im Vietnamkrieg.

HuVu: Oh, das hör ich recht häufig von GW Mitarbeitern. Scheinen ja sehr beliebt zu sein diese historischen Spiele.
Markus: Ja, mir persönlich gibt das irgendwie am meisten. Es sind im Grunde genommen ja auch die Urwurzeln des Tabletop-Hobbies.

HuVu: Ich habe gar nichts mehr von „Panzer Battles“ gehört, der 2.WK Wh40k-Adaption, die mal von Fanatic geplant war.
Markus: Das Projekt ist definitiv noch am Laufen, aber wie weit sie sind und wann und wie es herauskommen wird kann ich nicht sagen. Mit Fanatic habe ich auch nicht viel zu tun. Ich weiß nur dass im historischen Bereich die „Ancient Battles“ Reihe sehr gut läuft.

HuVu und Stefan: Wir danken für das Interview.




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