Fotis et Honus Teil 2

von Michael Zupp & Stefan Bernhard

"Vorwärts, Vorwärts! Bewegung da hinten Yeats, nicht so lahm! Harwood, Knarre nicht vergessen!" Sergeant Corly trieb den Trupp Gardisten mit barscher Kommandostimme an.
Grelle, gelbe Warnlichter durchfluteten das Haupthangardeck der Wort des Imperators. Die Flugdeckbesatzung hatte den Bereich um das große Langstreckenshuttle des Adeptus Mechanicus und um Fingerwoods Marauder weiträumig freigemacht. Keeths Gardistentruppe stürmte in voller Kampfmontur zu dem Landungsschiff. Es war soweit. Vor einer Stunde waren sie aus dem Warp in den realen Raum zurückgesprungen. Nun hatte die "Wort" eine optimale Umlaufbahn um den Planeten Baroteph erreicht. Doch um zu landen war das Schiff viel zu groß. Der Forschertrupp um Inquisitor Palmer musste andere Fortbewegungsmittel wählen.
Corly riss die große, hintere Einstiegsluke auf und die Gardisten erklommen einer nach dem anderen das Fahrzeug.
Keeth beeindruckte diese gekünstelte Hektik überhaupt nicht. Langsam, fast gemächlich schlenderte er über das Hangardeck in Richtung der Raumfahrzeuge. Seine schwarze Uniform hatte er, wie der Rest seiner Truppe, gegen den markanten, ockerfarbenen Kampfanzug eingetauscht, der das Aushängeschild einer Gruppe kampfbereiter, imperialer Gardisten war.
Keeth bückte sich, um in der Bewegung seine Metallfarbenen Schienbeinpanzer um seine Waden zu schließen. Erdbraunes, festes Schuhwerk gehörten ebenso zur Ausrüstung der Elitesoldaten wie das über der Brustplatte aus harten Ceramit zusammenlaufende und für unkundige äußerst komplizierte Koppelsystem aus ledernen Riemen, Taschen und allerlei Ausrüstungsgegenständen.
An anatomisch wichtigen Stellen seines Körpers schütze die Rüstung ihren Träger mit Ceramit-Panzerplatten. Jedoch bedarf es jahrelanger Übung sich von der starren und unbeweglichen Plattenrüstung in seiner Motorik nicht behindern zu lassen.
Keeth sah auf die Miniarmatur auf seinem rechten, behandschuhten Arm. Kompass, Peilsender, Chronometer, Lebensmesser... mit dieser Vorrichtung würde er immer sehen, wo sich die verschiedenen Mitglieder seines Trupps aufhielten und in welchen Zustand sie sich befänden.
Der Hauptmann konnte sich den Anflug eines Lächelns nicht verkneifen, als alle Gardisten im Shuttle verschwunden waren und Sergeant Corly ihm ein breites Grinsen schenkte. Der Sergeant hatte zusätzlich zur standardisierten Ausrüstung der Gardisten noch einen schwarzen Auspex Scanner am Gürtel.
"Nun Doug? Alles verpackt?" fragte Keeth, während er auf das Mikrofon seines schweren Mk 3 Helms mit dem eingebauten Visier klopfte.
"Klar doch Chef. Alles in Ordnung soweit..." Corlys blick schweifte von seinem kommandierenden Offizier ab und richtete sich auf ein weiter entferntes Zugangsschott zum Flugdeck, das soeben von Inquisitor Palmer nebst Anhang und den Techadepten des Magos Benedikt durchschritten wurde.
"Na wunderbar...," zischte Keeth zu seinem Sergeant. "Jetzt kann´s ja losgehen." Keeth hatte Corly in die Sache zwischen ihm und Palmer eingeweiht. Obwohl Corly das alles mehr amüsant als unheimlich fand konnte sich Keeth auf seinen Sergeant in solchen Dingen immer verlassen. "Also komm Doug, Zeit nett zu sein..."
Die beiden Gardisten überquerten das Flugdeck und trafen die Anderen auf halber Strecke. Keeth salutierte. "Inquisitor Palmer, Magos Benedikt, der Imperator lächelt auf uns herab an diesem wunderschönen Morgen." "Sparen sie sich das Hauptmann..." Die Stimme von Benedikt kam nicht aus dessen Mund. Wie sollte sie auch? Keeth vermied es, in das von Bionics und Anschlüssen übersäte Gesicht zu sehen. Die Stimme des Magos kam von einem etwa radiogroßen, eckigen Kasten, der über seine Brust geschnallt war. Die Kapuze der einfachen Robe des Magos war zurückgeschlagen, so dass man seinen haarlosen, bleichen Schädel gut sehen konnte. Nur ein Auge war dem Techpriester noch geblieben. Das andere wurde von einem hässlichen, recht grob wirkenden Implantat verdeckt.
Keeths automatisiertes Lächeln verschwand und er blickte zu dem Magos Secundus hinüber, der Benedikt begleitete. Wie war sein Name noch gewesen? Liton? Egal...sofort wünschte sich Keeth er hätte es nicht getan. Liton oder wie auch immer fehlte der ganze Unterkiefer. Stattdessen führte ein ganzes Bündel stromkabeldicker Anschlüsse seinen offenen Hals hinunter und verschwand in der engen Robe des Adepten. Wirbelnde Mechandriten peitschten wie unkontrolliert vom Rücken des schweigsamen Dieners des Osmniah.
Die beiden Anhänger des Maschinengottes schoben sich unsanft an Sergeant Corly vorbei, der ihnen aber nur allzu gerne Platz machte.
Keeths Stimmung besserte sich jedoch gleich, als Palmer, McVey und ein recht alt wirkender Mann in einer grauen, nichtssagenden Tunika zu ihm aufschlossen. Der Alte hielt sich im Hintergrund und der ehemalige Makropolenbewohner beschloss, dass man ihn schon noch vorstellen würde.
Palmer grinste hinüber zu Keeth. Das war immer noch etwas ungewohnt für den Hauptmann. Ricos Implantat war von allererster Qualität, aber irgendwie war Keeth an die schwarze Augenklappe des ehemaligen Leutnants des Todeskorps gewöhnt. Palmer und McVey trugen im Gegensatz zu den Adepten des Maschinenkults zweckdienliche Kleidung. Der Inquisitor trug einen zweiteiligen Kampfanzug, wie er auch von einfachen Infanteristen der Imperialen Armee getragen wurde. Die Grundfarbe der Kleidung war ein helles Braun, bedeckt mit schwarzen, weißen und dunkelbraunen Sprenkeln. Über der Kleidung trug er eine einfache Plattenrüstung, die jemand mit demselben Tarnmuster bemalt hatte. Beine, Arme und Oberkörper waren gut geschützt. An Palmers Koppel hing eine Plasmapistole, die Keeth aufgrund des abgenutzten Griffes sofort wiedererkannte.
Sie war seit Skaltra Infernum Ricos ständige Begleiterin gewesen. An seiner linken Seite hing ein Energieschwert, welches in einer schmucklosen schwarzen Scheide steckte. Auf den Rücken hatte er sich eine Kampfschrotflinte geschnallt.
McVey trug die gleiche Kleidung und Panzerung wie Inquisitor Palmer. Auf seinem Kopf trug er einen Stahlhelm, dessen hellgrauer Tarnüberzug zerrissen und fadenscheinig war. Nur ein alter Lederriemen hielt ihn noch an seinem Platz. Der hünenhafte Mann war mit einem Plasmawerfer bewaffnet, den er sich umgehängt hatte. An seinem Koppel hingen zwei Holster, in denen sich großkalibrige Pistolen befanden.
Der alte Mann schien unbewaffnet zu sein.
Palmer erwiderte Keeths Grinsen. "Nun Hauptmann? Alles in Ordnung bei ihren Leuten?" "Selbstverständlich...Inquisitor" Keeth wusste nicht, in wie weit Ricos Gefolge eingeweiht war und er hätte es unpassend gefunden, ein Mitglied der Inquisition im Beisein anderer beim Vornamen zu nennen.

"Dann können wir unsere Mission ja beginnen. Gehen wir an Bord." Die beiden Gardisten folgten dem Inquisitor und seinem Gefolge, als diese auf das Shuttle des Maschinenkultes zusteuerten. Soweit Keeth informiert war, würde der Magos Secundus das kleine Raumfahrzeug hinunter auf die Planetenoberfläche steuern.
Mit gemischten Gefühlen blickte Keeth sich in der Bewegung um und bemerkte Pilot Sven Fingerwood, wie er die letzten Startvorbereitungen an dem Marauder Bomber traf. Keeth war nicht wohl dabei gewesen, dass ein einzelner Mann ein schwer bewaffnetes Flugzeug steuerte, dessen normale Mannschaftsstärke sechs Crewmitglieder umfasste. Deswegen war es Keeth gelungen, seinen Operator Domac Pfeif mit Sven fliegen zu lassen. Auch wenn sich Pfeifs Begeisterung über diesen Auftrag in Grenzen hielt, so fügte er sich doch Keeths Befehl. Der Hauptmann konnte sich richtig vorstellen, wie Fingerwood den armen Pfeif mit seinem Pilotenlatein nervte. Keeth hoffte, das ein paar Nerven alles waren, was Pfeif in der nächsten Stunde verlieren würde.
Das kleine Raumfahrzeug hatte neben der Luke am Heck noch einen weiteren Zugang. Das Cockpit war über eine steile, kurze Rampe an der Seite des Shuttles zu erklimmen. Keeth und Corley ließen dem Inquisitor und seinen Leuten den Vortritt, wobei McVey dem gealterten Adepten, der Keeth schon vorhin aufgefallen war, ins Cockpit half.
Der in mit rotem Licht ausgeleuchtete, kleine Kommandoraum war für 7 Personen wirklich etwas eng geraten. Magos Liton saß an den Kontrollen des Piloten, während sich Magos Benedikt mit einem murmelnden Gebet auf den Lippen auf dem Platz des Copiloten niedergelassen hatte.
Keeth hatte mit Palmer und den Techadepten ausgemacht, dass ihr schweres Bergungs- und Grabungsgerät, sowie die Kampfservitoren und Rico´s Arcoflagellanten erst bei der zweiten Landung auf die Oberfläche gebracht werden sollten.
Keeth war es lieber, erst einmal die Bedingungen und Gegebenheiten da unten zu untersuchen, bevor er schweres und vor allem teures Gerät in Gefahr brachte.
Der Gardistenhauptmann ließ seinen schwer gepanzerten Körper auf den Sitz des Operators fallen. Palmer, McVey und der alte Adept setzten sich auf Drucksessel im hinteren Teil des mit den blinkenden Leuchten und Dioden erfüllten Cockpits.
Nur für Sergeant Corley war kein Platz mehr frei. Aber der Staffsergeant hatte sowieso vorgehabt, die Reise bei seinem Platoon zu verbringen. Er nickte Keeth noch ein letztes mal zu, salutierte vor Palmer, drückte seinen mit einem Lederriemen über der Schulter verstauten Astartes Bolter an sich und verschwand mit eingezogenem Kopf in der kleinen Schleuse, die das 40 Meter lange Schiff in zwei separate Abteilungen teilte.
Keeth seufzte hörbar. Als er merkte, das alle ihn anstarrten versuchte er sofort wieder Herr der Situation zu werden.
"Na denn...äh..Liton? Dann bringen sie den Kahn mal schön in Fahrt, ja?" Der Techadept sah den Gardisten mit ausdruckslosen, milchigen Augen an. "Äh...wollte sagen...Volle Kraft voraus!" Keine Reaktion. "Energie!" versuchte es Keeth. "Aufsatteln, Mädels" Keine Reaktion. Keeth versuchte es etwas verzweifelter...er konnte schwören, dass McVey und Palmer irgendwie belustigt wirkten.
"Bringen sie uns einfach runter, okay?" Jetzt endlich nickte der Techadept. Er legte mehrere Hebel und Schalter um, die Einstiegsluke links neben dem Gardistenhauptmann schloss sich und verriegelte sich mit einem hydraulischen Zischen vakuumdicht.
Die Beleuchtung in der kleinen Steuerkabine wurde abgeschaltet, aber gleich darauf sprang eine rotes Licht spendende Lampe an, die das ganze Cockpit in ihren düsteren Schein tauchte.
Weil sich Keeth nicht ganz sicher war, ob die Röte der Umgebung sein eigenes, gerötetes Gesicht verbergen konnte, betätigte er mittels eines leichten Vorschiebens seines Unterkiefers die Visierautomatik seines Helms.
Blitzschnell aber lautlos schlossen sich der obere und der untere Teil des Visiers. Knapp unter Keeths Nase trafen sich die beiden Verschlüsse und ein leises, dumpfes Zischen kündete davon, das der letzte Rest Luft jetzt durch die beiden großen Filter auf den Wangenflächen der Maske hinausgepresst wurden, und das Keeth ab sofort von dem Lebenserhaltungssystem seines Kampfanzuges versorgt wurde.
Keeth wusste, das die Lederfarbene Maske oftmals beängstigend auf Andere wirkte. Mit den großen Filtern auf den Wangen, den empfindlichen, optischen Sensoren und dem langgezogenen, schnabelartigen Verschluss wirkte eine Gruppe Gardisten beim Nachtkampf oft wie Dämonen aus der Hölle des Chaos, oder wie die schlimmsten Aliens.
Keeth schüttelte sich bei dem Gedanken. Nach seinen Erlebnissen auf Ramar 4, mochten sie noch so lange her sein, hatte er die Kreaturen des Chaos nie mehr leichtfertig beim Namen genannt.
Liton forderte die Starterlaubnis der Hangarkontrolle an. Keeth bewegte seinen behelmten Kopf zu Palmer hinüber Dieser wirkte ruhig und gelassen und Keeth fühlte, wie er sich selbst entspannte. Nun...so gut es eben ging, wenn man versucht, mit einem Plattenpanzeranzug auf einem niedrigen Kontrollstuhl eine bequeme Position zu finden.
Das Flugdeck wurde nun mit dem Vakuum des Weltalls geflutet und die großen Hangartore öffneten sich. Der kreischende Alarm war für die Menschen im Shuttle nicht zu hören. Die Flugdeckcrew leitete die Startsequenz hinter ihren mit Panzerglas versehenen Schotts ein.
Langsam hob sich das Shuttle vom Hangardeck, dann dröhnten die Triebwerke auf und das Shuttle katapultierte sich durch das magnetische Energiefeld in die Schwärze des Weltalls hinaus. Kaum hatte das Schiff den sicheren Bauch der Wort des Imperators verlassen, erstarben die Geräusche des Antriebs, da sich im All kein Schall fortpflanzen kann.

Das kleine Raumfahrzeug steuerte auf die orange, riesige Kugel zu, die der Planet Barothep, ihr Ziel war.
"Oh, es geht los! Imperator, es geht los" Gardist Baum krallte sich in die Haltegurte seines Drucksessels. Er und seine Kameraden waren zu gleicher Anzahl auf beiden Seiten der Shuttlewände in die Drucksessel eingelassen. Wobei man von den Hängevorrichtungen nicht unbedingt von Sesseln sprechen konnte. In einer leicht vorgebeugten Position "hingen" sie eher in den Gurten. "Klappe jetzt, Baum!" Sergeant Leeland wies den Gardisten zurecht, aber es war eher ein Reflex, denn als das Raumschiff in die Atmosphäre von Barothep eintrat wurden sie durch die furchtbaren Reibungskräfte gehörig durchgeschüttelt, so dass die Elitesoldaten alle durcheinander johlten und fluchten.
"Was ist den los mit dir, Nover?" Meienhoffs hämisches Grinsen war hinter seinem bereits geschlossenen Visier nur zu erahnen. Stöhnend blickte die Gardistin in Richtung Meienhoffs. "Mach...mach lieber dein verdammtes Visier wieder auf du Penner...wenn du kotzen musst läuft dir das Zeug zu den Filtern raus und dann versaust du mir den Tag bei deinem würgenden Anblick..." Sie brachte ein boshaftes Kichern zustande. "Wäre ja nicht das erste Mal!"

So wie sie durch die dichten Wolkenformationen von Barothep jagten, kam ihr Flug Gardistenhauptmann Keeth wie eine Ewigkeit vor. Aber dann ging das Shuttle tiefer und Keeth wusste, dass sie kaum eine Viertelstunde von der Wort des Imperators entfernt sein konnten, die hoffentlich auf ihrem vorgegebenen Kurs den Planeten umrundete. Die ganze Landschaft, die Keeth durch das winzige Sichtfenster des Shuttles sehen konnte, die Adepten des Maschinenkultes flogen eher nach ihren Instrumenten und weniger nach Sicht, war eine öde, felsige und trostlose Gegend. Die riesige rote Sonne tauchte alles in eine unangenehm schwüle Atmosphäre. Eine recht trockene Hitze herrschte und die besagte Felsenwüste war überzogen von orangen Wüstensand und gewaltigen Felsblöcken.
Unwillkürlich schaltete Keeth die einzelnen Sichtdarstellungen seines integrierten Visors durch. Ultraviolett, Infrarot, Nachtsicht... Alles schien okay. Auch das trockene Klima sollte ihm und seinen Gardisten wenig zu schaffen machen, da ihr Kampfanzug Körperflüssigkeiten recycelte und dem Körper in Form von reinem Wasser wieder zuführte. Außerdem konnte das integrierte Kühlsystem bis zu sieben Stunden ununterbrochen laufen, bis es eine Wiederaufladung benötigte.
Als sie über einen weitläufigen, ausgetrockneten Flusscanyon hinwegflogen glaubte Keeth plötzlich eine Ansammlung merkwürdiger Bauten zu bemerken und wie auf seinen Gedanken hin ging Liton tiefer, fuhr die Landestützen der Raumfähre aus und setzte den Vogel auf den warmen, weichen, orangen Sand von Barotephs Wüste. Es schien eine Mischung aus in eine große Felswand gehauenen, groben Steinwohnungen zu sein, zusammen mit bunt bemalten und mit stoffbespannten Zelten von beeindruckender Größe und mehreren Stockwerken, bis hin zu einfachen Lehmhütten zu sein. Umzäunt von einem recht zusammengeflickt wirkenden, niedrigen Zaun, der wohl eher dazu diente domestizierte Tiere einzupferchen als Eindringlinge abzuwehren.
Vor dem Tor der Umzäunung hatten sich offensichtlich mehrere Dutzend Menschen versammelt. Es schienen Männer, Frauen und Kinder zu sein. Wegen der offensichtlichen Hitze waren sie nur spärlich bekleidet. Die Männer größtenteils mit freiem Oberkörper und die Frauen mit einfachen aber farbenprächtigen Tuniken aus grobem Stoff.
Einige bronzehäutige, recht gut gebaut wirkende Männer schienen Waffen zu tragen. Keeth würde sich das aus der Nähe ansehen müssen um festzustellen, ob es Eisenwaffen waren.
Ein kurzer Griff an sein behelmtes Kinn öffnete den Vox Kanal zu den Helmfunkverbindungen seiner Leute. Gleichzeitig spiegelte der Miniaturprojektor ein taktisches Display auf seiner rechten Netzhaut wieder. Sogleich begannen Wärmescanner und optische Scanner noch im Shuttle die Umgebung abzusuchen und Keeth wusste, dass alles was er hörte und sah auch seine Soldaten hören und sehen würden und umgekehrt.
Er war besonders stolz auf diese Einrichtung seines Kampfanzuges und er hatte sich sagen lassen, dass nicht einmal die Space Marines des Adeptus Astartes so etwas hatten.
Höchstwahrscheinlich, weil deren Ausrüstung nicht mehr produziert, sondern nur noch in Stand gehalten wurde. Aber die Techadepten der Schola Progenium arbeiteten rund um die Uhr daran die Kampfanzüge der Gardisten zu verbessern. Eine leichte Verbitterung huschte über Keeths unsichtbare Züge, als er an die wenig nett gemeinten Spitznamen dachte, die die gewöhnlichen imperialen Soldaten für ihn und seinesgleichen übrig hatten. Zinnsoldaten...Goldjungen...ha!
Palmer und McVey sahen sich an. Dann nickten sie Keeth zu und der Gardist gab das Zeichen die Luke zu öffnen. Sie waren also angekommen.

Häuptling Sorgo versuchte so gelassen und ruhig wie nur möglich zu wirken. Gewiss, die Ankunft der Gesandten des Himmelsherrschers war ihm schon vor Wochen im Traum geweissagt worden, aber nun, da sie mit ihrem Donnervogel wahrhaftig vor ihm standen! Er versuchte seine Beine unter Kontrolle zu bringen, als er sich aus den Reihen seines staunenden Volkes nach vorne arbeitete. Begleitet und beschützt von zwei seiner Söhne. Sie kamen ohne Waffen um die Himmelsboten nicht zu verärgern. Der alte Häuptling dachte an die großen Komplimente, die ihm seine Berater aufgrund seines klugen Verhandlungsgeschicks mit dem Flussvolk gemacht hatte. Damals war es ihm gelungen, 60 statt der üblichen 40 Felsrennerfelle zu bekommen. Er versuchte dieselbe Mine aufzusetzen wie damals, vor so vielen Sommern bei den Verhandlungen als er so viel jünger gewesen war und gewiss nicht so müde und ebenso...
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als der Donnervogel plötzlich bizarre Gestalten unter seinen Flügeln offenbarte. Über ein Dutzend furchterregender Krieger des Himmelsherrschers sprangen von ihrem göttlichen Reittier und bezogen Aufstellung. Manche knieten sich hin, andere zielten mit kurzen, silberfarbenen Speeren über die Schultern ihrer Brüder hinweg, wieder andere gingen hinter den mächtigen Fängen des Donnervogels in Stellung.
Sorgo schluckte hart und er spürte, dass seine Söhne ihn ansahen. Aber er durfte keine Schwäche zeigen. Nicht hier! Immerhin hatte er die Sprache der Götter von seinem Vater gelernt. Es war ein Privileg, das Gotisch zu sprechen, in dem sich auch der gesegnete Himmelsherrscher mit seinen Kriegern unterhielt.
Er ging weiter auf den Donnervogel zu.

Die Luke des Cockpits öffnete sich und Keeth sprang fast drei Meter nach unten in den warmen Wüstensand. Die anderen warteten, bis die Landerampe runtergefahren war.
"Leeland! Fächern sie ihre Leute auf und behaltet mir die Menge im Auge. Corly, ich will, dass du mit Darter und Harwood ein Stück zurückgehst. Verängstige mir die Drei, die auf uns zugekommen sind, nicht." Keeth klopfte auf den Griff seiner Boltpistole, die er immer noch im Holster trug. Wenn schon Leelands Leute mit ihren Hochenergielasergewehren hier so dramatisch rumfuchteln mussten, dann musste er die Einheimischen hier ja nicht zusätzlich verschrecken. Rico hatte ihm zwar Bescheid gesagt, dass ein Astropath den psionische sensitiven Häuptling der Eingeborenen bereits auf ihre Ankunft vorbereitet hatte, aber er wollte den Kulturschock so glimpflich wie möglich abhalten.
Rico und McVey kamen die Rampe herunter. Keeth ließ einen gebührenden Abstand zwischen dem Inquisitor, während sein taktisches Display weiterhin nach Gefahren suchte. Er schaltete schnell zwischen Corlys und Leelands Display hin und her, aber auch seine beiden Sergeanten hatten nichts entdeckt, was auf eine Geschwindigkeit von 10 KpS beschleunigt werden und damit dem Refraktorfeld des Inquisitors gefährlich werden könnte.
Keeth und McVey folgten Palmer, der auf die Gruppe aus drei Einheimischen zuging von denen einer wohl unzweifelhaft was zu sagen hatte. Sie alle hatten Schulterlange dunkle Haare und trugen Stirnbänder aus groben Leinen. Der Häuptling oder so hatte eine Kette aus farbigen Flachen Steinen und mehrere bunte Perlen in sein Haar geflochten. Sein altes, wettergegerbtes Gesicht zeigte eine Mischung aus Erfurcht und ein wenig Neugier.
Wohl wissend, das ihn die ganzen Primitiven beobachteten winkte, er seinem Zug zu ohne sich umzudrehen und die Gardisten rückten geführt von Corly und Leeland weiter vor. Die Leute schienen nervös zu werden, aber dies hier musste das Spektakel ihres Lebens sein und deswegen liefen sie wohl nicht weg.
Palmer erreichte die Gruppe und überragte den alten Häuptling wohl um zwei Köpfe. Der Inquisitor hob langsam seine Hände, formte sie vor der Brust zum doppelköpfigen Adler und senkte den Kopf: "Häuptling Sorgo, ich bin der Abgesandte des Himmelsherrschers, der in euren Träumen angekündigt wurde." Der kleinere Mann ahmte Palmers Geste nach: "Seid willkommen, erhabener Abgesandter. Wie kann ich euch helfen?" Rico wandte sich um: "Hauptmann Keeth, eure Krieger sollen sich entspannen. Wir sind unter Freunden." Keeth verstand den Wink und spielte mit, wissend, dass sein breites Grinsen vom Visier verdeckt wurde: "Sofort, erhabener Abgesandter des allmächtigen Himmelsherrschers." Ein flüchtiges Lächeln erschien auf Palmers Lippen, bevor er sich wieder dem Häuptling zuwandte: "Hoheit, dürfte ich vorschlagen, dass wir unser Gespräch in eurem Dorf fortsetzen? Ich bin die Sonne nicht gewohnt." Sorgo senkte den Kopf: "Selbstverständlich, Erhabener." Der Häuptling wandte sich um und ging, gestützt von seinen Söhnen, voran. Palmer und seine Männer folgten. Die Dorfbewohner hatten etwas von ihrer Furcht verloren und betasteten die Gardisten und ihre Ausrüstungsgegenstände. Sie wurden von Keeths Männern sanft aber bestimmt zurückgeschoben.
Aus der Ferne ertönte ein tiefes Brummen, das immer lauter wurde. Ein glitzernder Punkt wurde am Himmel sichtbar, der rasend schnell größer wurde. Es war ein Marauder, der im Tiefflug über das karge Land donnerte. Die Dorfbewohner warfen sich erschocken zu Boden, als das schwere Flugzeug über das Dorf fegte. Nur Sorgo blieb stehen und versuchte, durch die entstandenen Luftwirbel nicht den Halt zu verlieren. Der Marauder zog hoch und vollführte einen perfekten Looping. Ein ohrenbetäubendes Geheule tönte aus den Vox-Links der Imperialen. Langsam stieg der Marauder höher, wackelte mit den Flügeln und verschwand am Horizont.
Keeth schüttelte den Kopf und grinste. Er hatte schon von Anfang an gewusst, dass dieser Fingerwood einen Sprung in der Schüssel hatte. Er fragte sich, wie es Pfeif wohl gehen mochte. Palmer ließ sich zurückfallen, bis er neben dem Hauptmann ging: "Hast du dich schon an die Umgebung gewöhnt?" Keeth schaltete seinen Vox-Link ab: "Ja, Rico. Es sieht hier nicht anders aus, als beim Komplex. Steine, Sand... und noch mehr Steine."
"Dann können wir das schwere Gerät runterholen?" fragte der Inquisitor. Keeth nickte und schaltete seinen Vox-Link wieder ein, während Palmer den Magos anfunkte: "Magos Benedikt? Ihr könnt starten. Bringt das schwere Gerät zum Komplex. Wir treffen uns in drei Stunden dort." Er wartete eine Bestätigung nicht ab, sondern schloss wieder zu Sorgo auf, der mit einladender Geste vor einer Hütte stand: "Tretet ein, Erhabener." Palmer nickte freundlich: "Habt Dank, Häuptling. Keeth, Certinus? Ihr begleitet mich. McVey, sie schauen hier draußen nach dem Rechten." Der alte Adept und Mick McVey kamen näher.
Das Innere war angenehm kühl und schattig. Die Männer setzten sich im Schneidersitz zu Boden und nahmen dankbar das kühle Wasser entgegen, das von einigen Frauen gebracht worden war. Keeth zog es vor sein Anzugwasser zu trinken. Er wollte den Häuptling nicht mit dem Abnehmen seiner Maske verwirren oder ängstigen. Sollte er der hakennasige Kampfteufel bleiben, für den sie ihn unzweifelhaft hielten.
"Hoheit, der Himmelsherrscher hat vor vielen Monden etwas von größter Wichtigkeit hier zurückgelassen. Wir sind hier, um es seiner Herrlichkeit zurückzubringen. Wir vermuten, dass es in einem eisernen Dorf gefunden werden kann, welches östlich von hier liegt." Sorgo erblasste sichtlich. Einer seiner Söhne flüsterte ihm etwas zu, doch der Häuptling winkte verärgert ab. "Erhabener, ihr meint sicherlich das "Dorf der Schnitter". Es ist ein gefährlicher, böser Ort. Schon viele meiner Stammesbrüder sind von den blitzschleudernden Schnitterlanzen oder dem Zaun des Schmerzes getötet worden. Seit vielen Monden ist keiner von uns mehr dort gewesen. Nur die Männer des Flussvolkes versuchen regelmäßig, das Geheimnis dieses Ortes zu lüften." Der Häuptling schüttelte traurig den Kopf: "Auch bei ihnen ist keiner, der es je versucht hat wieder zurückgekehrt." Palmer nickte verstehend und wollte umständlich eine Zigarette anzünden. Keeth schüttelte heftig das behelmte Gesicht. Der Inquisitor seufzte fast enttäuscht. "Das ist alles, was ich wissen wollte, Hoheit. Keeth, informieren sie ihre Männer. Wir brechen sofort auf. Es sind nur fünf Kilometer bis an unser Ziel." Sorgo erhob sich langsam: "Ich habe eine Bitte, Erhabener. Erlaubt mir, euch zu begleiten. Ich bin alt und habe nicht mehr viele Monde vor mir. Noch einmal möchte ich dem Himmelsherrscher nahe sein, bevor ich sterbe." Der Inquisitor runzelte die Stirn: "Hoheit... wir haben keine Transportmittel..." Der Häuptling winkte ab: "Wir besitzen zwar keine Donnervögel, Erhabener, aber mein Stamm kann einige der schnellsten Reittiere auf dieser Seite des Flusses sein Eigen nennen. Meine beiden ältesten Söhne werden mich begleiten." Palmer nickte: "Wie ihr wünscht, Hoheit."
Die Reittiere, von denen Sorgo so stolz gesprochen hatte, waren groxähnliche, stinkende Tiere. Sie bewegten sich in etwa so schnell wie ein Mensch, so dass die Gardisten und Palmers Leute keine Mühe hatten, mit ihnen Schritt zu halten. Für die kleinwüchsigen Eingeborenen mochten diese Tiere wohl wirklich schnell sein. Für Certinus hatte man ebenfalls eines der Tiere organisiert. Der alte Mann ertrug den Gestank und die Rüttelei mit stoischer Ruhe. Die kurze Reise führte die Gruppe durch hügeliges Ödland mit spärlicher Vegetation. Der Boden war trocken und rissig und von der Hitze aufgesprungen. Hier und da ragte ein sandfarbener Felsblock aus dem Boden und spendete der kurzen Karawane für einige Sekunden Schatten.
Nach etwas mehr als einer Stunde blickten die Männer in ein enges Tal hinab, in dem der Komplex lag. Die Witterung hatte ihre Spuren hinterlassen, doch wirkte alles noch recht intakt. Das Hauptgebäude war ein kuppelförmiger Bau, auf dem mehrere Antennen befestigt waren. Mehrere kleine Gebäude dienten wohl als Geräteschuppen, vermutete Palmer. Bemerkenswert war aber eine große Halle, welche in Tarnfarben bemalt worden war. Auf dem Film war sie nicht zu sehen gewesen. Das Ganze wurde von einem dreifach gestaffelten Zaun umgeben, der unter Spannung stand. Mehrere Kuppeln mit Laserkanonen waren an strategisch wichtigen Orten platziert worden. "Dann wollen wir mal sehen, ob der Code akzeptiert wird," murmelte Palmer und zog ein kleines Gerät hervor. Er tippte eine mehrstellige Folge von Symbolen ein und wartete. Keeth starrte gespannt auf eine rote Leuchtdiode auf dem Gerät. Vielleicht war das Ganze schon zu Ende, bevor es überhaupt begonnen hatte. Seine Hoffnungen wurden enttäuscht. Nach einigen Sekunden wurde die Diode grün und der Inquisitor nickte zufrieden: "Sehr gut. Weiter geht's. Schauen wir uns den Komplex von Innen an."
Langsam, vorsichtig und unter den staunenden Blicken des Häuptlings der das ganze mehrmals als "Wunder" titulierte, stiegen die Männer den geröllübersäten Hang hinunter, bis sie vor dem Tor des Komplexes standen. "Menschlichen Ursprungs," meinte McVey und deutete auf das Symbol des Adeptus Mechanicus, welches auf einem Schaltkasten angebracht worden war. "Offensichtlich," meinte Palmer lakonisch und stieß das Tor auf. Mit einem ächzenden Geräusch schwangen die beiden Flügel nach Innen. "Keeth, teilen sie die Männer ein. Sie sollen die Schuppen und das Hauptgebäude durchsuchen. Seien sie vorsichtig. Wir wissen nicht, was hier geschehen ist. Jede Information wird an Certinus weitergegeben, der sie sammeln und ordnen wird. Macht schnell, bevor Magos Benedikt hier eintrifft. McVey und ich sehen uns die Halle an." Keeth nickte und begann, den Gardisten Befehle zu erteilen. "Certinus, würdest du dich um Häuptling Sorgo kümmern?" fragte Palmer. Der alte Mann nickte gehorsam. Mick und Rico schlenderten langsam zur Halle hinüber.
"Glaubst du...," begann McVey. Palmer schüttelte den Kopf und zündete eine Zigarette an: "Kein Wort mehr, Mick. Ich... ich hoffe nicht. Denn wenn es so ist, wird Varl eine Menge Fragen stellen, die ihn nichts angehen." McVey nickte: "Wegen dem Ordo Obscurum?" Palmer winkte ab: "Dieser Narr würde alles zerstören. Er würde versuchen, ihre Macht für das Imperium einzusetzen und uns damit alle vernichten. Nein, Varl hat in der Vergangenheit schon genug Schaden mit seinen häretischen Studien angerichtet. Eines Tages werde ich den Lordinquisitor dafür anklagen." Der Inquisitor streckte die Hand aus und öffnete die Tür.
In der Halle war es düster und heiß. "Was... was ist das?" fragte McVey. "Eine Ausgrabungsstätte," sagte Palmer. In der Mitte der Halle führte eine Rampe in eine Grube hinunter. Im felsigen Untergrund konnte man einen Eingang erkennen, dessen Einfassung mit Runen und Symbolen bedeckt war. Palmer verzog ob der kunstvollen Verzierungen angewidert das Gesicht: "Eldar." Er zog eine Lampe aus der Tasche und schaltete sie ein. Ein schmaler Tunnel führte in die Tiefe, dessen Wände mit Fresken bedeckt waren. Die beiden Männer folgten ihm etwa zehn Minuten lang, bis sie auf eine Kreuzung stießen. Palmer ließ den Lichtstrahl hin und her gleiten: "Hat keinen Zweck, dass wir uns verirren. Gehen wir zurück und..." Er hielt Inne. Etwa fünf Meter weit im linken Tunnel lag etwas Glitzerndes am Boden. Palmer ging hin und hob es auf. Es war eine kleine, runde Metallplatte. Auf ihrer Vorderseite war ein verschlungenes Symbol zu sehen, welches der Inquisitor nur zu gut kannte. Auf der anderen Seite war eine stilisierte Sonne abgebildet. "Beim Imperator!" flüsterte Palmer und ließ das Plättchen in eine Tasche gleiten. "McVey, wir müssen den Orden verständigen." Mick nickte und die beiden Männer eilten aus der Halle. "Glaubst du, dass die Eldar davon wussten?" Palmer schüttelte den Kopf: "Nein, ich glaube nicht. Der linke Tunnel war relativ neu. Es waren keine Fresken zu sehen. Das Adeptus Mechanicus muss ihn gegraben haben."
Sie betraten das Hauptgebäude und wurden von einem Gardisten angesprochen. "Inquisitor, ich habe die Datenspeicher durchsucht und mehrere verdächtige Dateien gefunden, die sich nicht öffnen ließen," sagte Gardist Meienhoff und salutierte zackig. Palmer nickte abgehackt: "Danke, Soldat. Verlassen sie jetzt bitte den Kommandoraum." Meienhoff zögerte: "Sir, Hauptmann Keeth..." Der Inquisitor zündete sich eine neue Zigarette aus seinem wundersamen Etui an und musterte den Gardisten mit seinem verbliebenen Auge: "Ich kenne die Befehle des Hauptmanns. Verlassen sie den Raum. Sofort." Meienhoff salutierte und verschwand. "Ein echtes Ekelpaket," bemerkte McVey. Palmer sagte nichts und begann, das Funkgerät zu bedienen: "Dornenkrone kommen. Dornenkrone, hier Bote." Es rauschte einige Sekunden lang: "Hier Dornenkrone." Palmer nickte zufrieden: "Dornenkrone, senden sie Zorn der Anderen in fünf. Bestätigen."
"Dornenkrone bestätigt: Zorn der Anderen in fünf. Dornenkrone Ende." Der Inquisitor schaltete das Funkgerät aus und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. "Was sollte das, Rico?" fragte eine Stimme. Palmer wandte sich um und sah Keeth in der Türe stehen.
"Fängst du jetzt auch an, Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten? Ich dachte ich kenne dich." Der Inquisitor blickte kurz zu McVey hinüber, worauf dieser nickte: "Ich werde vor der Türe warten." Der hünenhafte Mann drängte sich am Hauptmann vorbei und schloss die Tür. "Ich warte auf eine Erklärung, Rico."
Palmer trat die Zigarette aus und wollte sich eine neue anzünden. "Hör auf mit dem Scheiß und rede endlich!" Palmer sah auf. "Was ich dir jetzt sagen werde, wird diesen Raum niemals verlassen. Hast du das verstanden?" Keeth nickte, doch es lag noch immer ein misstrauischer Ausdruck auf seinem Gesicht. "Du hast Recht. Die Bergung der STK-Daten ist nicht der einzige Grund, warum ich hier bin. Kurz nachdem ich von Varl den Auftrag erhielt, wurde ich vom Ordo Ob... von einem geheimen Orden kontaktiert. Da ich das kleinste Glied in der Kette bin, übernehme ich oft die Funktion, Informationen zu beschaffen, die ich dann an ihn weiterleite. Jedenfalls habe ich Informationen über eine alte Bedrohung hier gefunden." "Was für eine Bedrohung?" unterbrach Keeth. Palmers Mine verfinsterte sich: "Eine Bedrohung, die älter als die dunklen Götter sind. Älter noch als die Necrontyr. Mehr darf und werde ich dir nicht sagen." Keeth nickte schwer: "Rico es gibt immer eine Bedrohung...immer...ob alt oder neu was macht das für einen Unterschied? Ob Ein Ork uns mit einem Spalta erschlägt oder ein Verrätermarine uns über den Haufen schießt... was tut's? Aber gut, Rico. Was sollen wir dann hier tun? Und was sollte dieser Funkspruch?"

Der Inquisitor betrachtete seine Zigarette jungfräuliche Zigarette. "Ich habe ein Team hochrangiger Spezialisten meines... dieses Ordens angefordert. Es wird einige Tage dauern bis sie hier sind. Bis es soweit ist, werden wir unserer Primäraufgabe nachgehen: Sichtung und Sicherung von STK-Daten und Vernichtung von Eldar-Artefakten, die McVey und ich in der Halle vermuten. Danach sind wir hier fertig."
Keeth nickte: "Okay. Nicht noch irgendwelche Überraschungen, von denen ich wissen sollte?" Ein Lächeln stahl sich auf Palmers Gesicht: "Nicht das ich wüsste." Keeth nickte erneut und verließ den Raum. Kurze Zeit später trat McVey ein: "Hast du es ihm gesagt?" Der Inquisitor schüttelte den Kopf: "Nicht alles, Mick. Ich will ihn nicht mit Wissen belasten, das selbst mich an den Rand des Wahnsinns gebracht hat." Mick nickte: "Glaubst du, dass die Eldar von ihnen wissen?" Der Inquisitor nickte: "Vielleicht. Aber in den bekannten Legenden spiegelt sich nichts von diesem Wissen wieder. Und, wie schon gesagt, glaube ich nicht, dass sie von ihrer Anwesenheit auf diesem Planeten wussten. Es ist ein unglaublicher Zufall, dass zwei Stätten von Feinden der Menschheit so nah beieinander liegen." "Um noch mal auf das Plättchen zurückzukommen," begann McVey, "Es sieht genau so aus, wie die, die..." Palmer nickte: "Wie die, die auf Terra gefunden wurde. Ich weiß."

***


"Wir sind da," sagte Cruz und blickte auf den Bildschirm. Der Planet Baroteph hing einsam im Raum. "Wie sieht's mit der Ortung aus?" Ein stämmiger Pirat drehte sich um: "Die Wort des Imperators ist im Ortungsschatten auf der anderen Seite des Planeten. Wir sehen sie nicht, sie sehen uns nicht." Cruz nickte zufrieden: "O'Brady, halten sie diese Position." O'Brady nickte. "Captain, ich orte eine Ionensignatur, die ich nicht zuordnen kann. Das Schiff, welches sie hinterlassen haben muss, ist einfach nicht da." Cruz fuhr sich über den Kinnbart: "Ich will volle Gefechtsbereitschaft. Ich will nicht auf diesem öden Felsbrocken stranden. Halten sie die Augen offen."
Der Captain wandte sich ab und verließ die Brücke. Es war Zeit, Geld zu verdienen. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, als er den Aufzug bestieg, welcher ihn zum Hangar bringen würde. Schon bald könnte er sich zur Ruhe setzen. Den ganzen Tag könnte er auf dem Landsitz seiner Familie jagen und das Leben in vollen Zügen geniessen. Die Tür öffnete sich und Cruz betrat Hangar C. Ein schweres Frachtshuttle stand startbereit in der Mitte. 30 Piraten standen in drei Gruppen eingeteilt davor. Sie wurden von Fiona, Pay und Vane angeführt. Jelleby kam dem Captain der White Lady langsam entgegen. "Wie sieht's aus, Jel?" fragte Cruz. "Gut, Captain," sagte der alte Mann lächelnd. "Sie haben sich nicht so dumm angestellt, wie ich damals." Cruz blickte zufrieden über die Männer. Alle waren sehr abenteuerlich gekleidet und trugen eine Vielzahl verschiedenster Waffen. Ein wahrhaft verwegener Haufen. "Männer, ich bin kein guter Redner. Aber wenn wir das hier sauber über die Bühne bringen, braucht keiner von euch jemals wieder zu arbeiten," sagte Cruz. Jubelschreie brandeten auf und der Captain lachte breit. Das genügte wohl schon. "Gut so. Haltet euch stets den Gewinn dieses Unternehmens vor Augen, dann wird alles klappen." Erneute Jubelrufe und Pfiffe. "Einsteigen, Jungs! Ruhm und Geld erwartet uns," schrie Cruz noch immer lachend. Mit lautem Gebrüll kletterten die Männer in das Shuttle. Cruz selbst nahm auf dem Co-Pilotensitz Platz. "Heyer, bringen sie uns in der Nähe dieser Koordinaten runter. Möglichst außer Hörweite." Heyer grinste und enthüllte einen Mund voller verfaulter Stümpfe: "Geht klar, Boss."
In einem steilen Winkel flog das Shuttle auf die Planetenoberfläche zu. Ein Gürtel aus Dschungel, Meeren und Bergen umfasste den Äquator Barotephs. Auf der Nord- und Südhalbkugel herrschte trockene Öde, die nur von wenigen Flüssen durchschnitten wurde. "Was für ein öder Klumpen Dreck," maulte Heyer und steuerte das Shuttle tiefer. Nach einigen Minuten legte Cruz dem Piloten die Hand auf die Schulter: "Langsam. Wir sind gleich da." Der Captain schaute aus dem Cockpit und deutete auf einen kleinen Hügel: "Geh da runter. Bis zum Abend werden wir den Ort erreicht haben." Heyer nickte. Als das Shuttle aufsetze, wurde eine riesige Staubwolke aufgewirbelt, die zum Glück aber rasch von einem schwachen Wind aufgelöst wurde.
Die Sonne brannte auf die Köpfe der vor dem Shuttle angetretenen Piraten herab. Einige stöhnten lautstark und durchsuchten ihre Rucksäcke nach den mitgebrachten Feldflaschen. Cruz hatte sich zusammen mit Fiona, Vane, Pay und Jelleby vor den Männern aufgestellt. "Hört zu, Männer," begann der Captain. "Wir haben etwa acht Kilometer Marsch vor uns. Ich will, dass in dieser Zeit nicht geredet wird. Wir wollen unsere Ankunft ja nicht zu früh verraten." Die verwegen aussehende Meute nickte schweigsam. Cruz drehte sich zu Jelleby um, in dessen Augen ein seltsames Feuer glomm: "Alles in Ordnung, Jel?" Der alte Mann nickte und setzte sich lachend einen alten, verbeulten Helm auf: "Klar doch. Es ist schön, mal wieder festen Boden unter den Stiefeln zu haben. Ich freue mich schon richtig auf dieses Unternehmen." Er schulterte sein Lasergewehr, stampfte mit seinem bionischen Fuß auf und nickte: "Es kann losgehen, Cruz."
Der Marsch war, abgesehen von der trockenen Hitze, nicht besonders schwer. Die Männer marschierten sehr diszipliniert in eine Ebene hinunter, wo sie der Sonne ungeschützt ausgesetzt waren. Doch alle hielten durch. Cruz dankte innerlich Jelleby, der den Piraten wohl den einen oder anderen Kniff beigebracht hatte. Als die Sonne fast den Horizont berührte, erreichten sie einen steilen Hügel, hinter dem ihr Ziel lag. Cruz winkte Jelleby und Fiona zu und die Drei kletterten vorsichtig durch das lockere Geröll, jedes Geräusch vermeidend. Oben angekommen legten sie sich auf den Bauch und der Captain zog ein Fernglas aus einer Manteltasche. "Dann wollen wir mal sehen," murmelte er.
Sorgfältig beobachtete er den Komplex. Im Hauptgebäude brannten Lichter, ebenso drang aus der Tür einer großen Halle ein wenig Licht. Auf dem Platz zwischen Hauptgebäude und Halle standen ein Shuttle und ein Marauder-Destroyer. Sechs Gardisten waren damit beschäftigt, über das Gelände zu patrouillieren. Soweit Cruz feststellen konnte, waren die Kuppeln mit den Laserkanonen in Betrieb. "Die lassen nichts anbrennen," fluchte Cruz leise. Jelleby streckte die Hand aus: "Gib mal her." Er nahm das Fernglas entgegen und schaute hindurch. "Goldjungen, sieh mal einer an. Dieser Inquisitor weiß, wie man ein Areal verteidigt. Der Zaun scheint unter Strom zu stehen. Hm..." Jelleby hob das Fernglas ein wenig an. "Da ist aber kein Komplex mehr," zischte Fiona. Jelleby nickte. "Ja, aber ich hab da was gesehen. Wo war es noch gleich... Ah, da. Was zum.... Verdammt, das sind Aspektkrieger der Eldar!"

***


Die geräumige Lagerhalle, in deren Mitte sich das Ausgrabungszentrum befand, war jetzt großzügig beleuchtet. Einige der Servitoren des Adeptus Mechanicus hatten zwei große Flutlichtscheinwerfer herangeschleppt, die den aufgewühlten Erdteil, und den Eingang zu dem Eldarartefakt beschienen.
Der Zugang selbst befand sich in einer Senke, inmitten des Betonbodens, den man schon vor ewigen Zeiten ausgehoben hatte. Mittels einer wackeligen Gangway aus Leichtmetall, konnte man den kaum 5 x 5 Meter großen Grubenboden betreten.
Die kalkweißen Steine des Eingangs schimmerten grell in den Strahlen der Flutlichter. Einige der den Eingang verzierenden Säulen waren umgestürzt und bedeckten den Grubenboden. Zeitgleich machten sie den in die Tiefe führenden Eingang des Artefakts nur schwer zugänglich.
Hauptmann Keeth hatte dennoch darauf bestanden, das ein Bewegungsmelder am oberen wie am unteren Ende der Gangway angebracht wurde.
Auch hatten die Expeditionsmitglieder die Lagerhalle benutzt, um ihre Geräte abzustellen. Magos Benedikt und die Adepten des Maschinenkultes hatten ihre Grabungsausrüstungen in sauber beschrifteten, riesigen Containern gestapelt. Das zusätzliche Equipment der Gardisten ruhte in versiegelten Kisten und Ricos Arco Flagellanten waren in gesicherten Statsisbehältern untergebracht.
Gardistin Nover vermied es, zu den milchigweißen, von kondensierender Luft feuchten Behältern zu schauen. Die alptraumhaften Schemen der Arcoflagellanten des Inquisitors waren sogar von der anderen Seite der gewaltigen Werkhalle gut zu erkennen.
Nover beugte sich wieder über ihre Arbeit. Hauptmann Keeth hatte ihr gestattet einige der herumliegenden Steinplatten zu untersuchen. Sie nahm ihren Gravurstift und die dünne Feile erneut zur Hand und fuhr fort, eine mit wunderbar verschnörkelten Schriftzeichen versehene Scherbe zu bearbeiten.
Nover hatte das Oberteil ihres Kampfanzuges ausgezogen und behielt nur noch ihre Tarnhose und ihre schweren Gardistenstiefel an. Das weiße Einheitshirt kratzte unangenehm auf ihrer Haut.
Sicherlich hätte sie sich auch dieses Kleidungsstückes entledigt, wenn sie nicht den Raum mit Gardistenoperator Pfeif teilen müsste.
Aber der schweigsame Operator war kein angenehmer Gesprächspartner. Im Moment hockte er bucklig an einem wuchtigen Tisch, dessen elektronische Anschlüsse mit Dutzenden von Glasfaserkabeln, Steckern und Leitungen vollgestopft waren. Sechs oder sieben kleine Holobildschirme verbanden den Spezialisten mit den Sensoren, die im Camp aufgestellt worden waren, sowie mit den sechs sich auf Patrouille befindenden Gardisten aus Sergeant Leelands Trupp. Der Rest der imperialen Expedition hatte Ruhephase. Die Adepten des Maschinenkultes hatten einen großräumigen Geräteschuppen für sich okkupiert, der Rest der Gardisten war in einer gut erhaltenen, auf gegossenem Beton stehenden Baracke untergebracht. Inquisitor Palmer und sein Gefolge hatten ein großes Zelt aufgeschlagen, in dem sie sich nun wohl gerade befanden.
Pfeif sah ein wenig müde aus.
Das Camp war auch nach so langer Zeit gut erhalten und den Zwecken des Inquisitors dienlich, wie immer diese auch aussehen mochten...
"So allein, schöne Frau?" Nover blickte auf. Gardist Parks schloss leise die Wellblechtür, durch die er die Halle betreten hatte. Sein charmantes Grinsen verflog für eine Sekunde, als er Pfeif bemerkte, aber der Operator winkte dem Neuankömmling nur einen schwachen Gruß zu und konzentrierte sich wieder auf die grünlich leuchtenden Datenschirme vor ihm. Irgendwas schien ihn dabei sehr zu amüsieren.
"Ich dachte, ich komme mal vorbei und leiste dir ein wenig Gesellschaft..." Parks zog immer noch lächelnd einen Klappstuhl heran und setzte sich.
Nover nahm ihre Vergrößerungsgläser von der Stirn, durch die sie das Eldarartefakt untersucht hatte.
Sie rieb sich ihre schmerzende Nasenwurzel und schloss für einen Moment die Augen. "Das ist wirklich nett von dir Parks. Leider hast du keinen Kaffee mitgebracht..." Parks Grinsen wuchs jetzt fast von Ohr zu Ohr. "Na ja...sieht so aus als müssten wir noch an unserer Beziehung arbeiten." Nover betrachtete den Mann.
Parks hatte ein grob geschnittenes, gutmütiges Gesicht. Seine braunen Haare waren kurz und standen nach allen Seiten hin weg. Auch er hatte seine schwere Plattenrüstung abgelegt. Sein Helm baumelte an einem Karabinerhaken an seinem Gürtel. "Parks..." Begann Nover seufzend. "Wir haben überhaupt keine Beziehung." Der Gardist stand auf und umrundete den Tisch. "Na ja... ich muss zugeben, das ich momentan noch dabei bin an den Details zu feilen." Parks musste bemerkt haben, das Nover das nicht unbedingt witzig fand und er lenkte schnell ab. "An was arbeitest du denn da?" Nover blickte auf die Scherbe vor ihr. "Das ist ein Alienartefakt. Es ist zweifelsohne Eldar. Sie dir die Schriftzeichen an..." "Kannst du denn Eldarin?" "Nun...ich hatte auf der Schola meinen Kurs in Xenolinguistik mit Auszeichnung bestanden. Mein Lieblingsfach war das Eldarin der Kriegerschreine."

Parks musterte Nover mit gehörigem Respekt. "Nun...ich muss zugeben, ich weiß nicht mal was "Guten Tag" auf orkisch heißt!" Nover musste lächeln. "Ich denke, die Orks haben gar keine solche Floskel in ihrem ohnehin begrenzten Sprachschatz." Parks beugte sich weiter runter und begutachtete das Fragment. "Was steht da?" Nover seufzte und ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen. "Das ist es ja, ich weiß es nicht. Das ist in einem anderen Eldardialekt geschrieben, als den, den ich kenne. Es ist keine der Kriegerdialekte. Es ist möglich, dass sie von einer religiösen Kaste der Eldar gesprochen wird oder wurde, denn diese Ruinen hier sind ungeheuer alt. Über 10.000 Jahre!"
Parks pfiff leise. "Ganz schön angestaubt...wie unser Hauptmann." Novers Blick verfinsterte sich. "Keeth ist in Ordnung, Parks. Zur Zeit hat er´s bloß nicht leicht..." "Nicht leicht? Er scheint uns zu verabscheuen! Jedes Mal wenn er mit uns spricht macht, er deutlich, wie wenig wir ihm bedeuten, weil wir "Frisch von der Schola Progenium" kommen... ha!" "Er hat nur Angst um euch, das ist alles." "Angst? Wovor? Auf dieser öden Scheißkugel gibt es nichts außer Sand, Felsen, ein paar bekloppte Eingeborene, eine überaus attraktive Gardisten und..." Parks wurde von einem weiteren Gardisten unterbrochen, der die Wellblechtür aufdrückte und den Raum betrat. "...und einem psychotischen Schwachkopf?", fragte Gardist Meienhoff, als er sich den Beiden näherte und Pfeif mit einem verächtlichen Grunzen bedachte.
Novers Miene verdüsterte sich. Sie mochte Meienhoff nicht. Nicht mal jetzt hatte der Gardist seine schwere Plattenrüstung abgelegt. Immer noch trug er den massiven Kampfanzug und sein Hochenergielasergewehr über der Schulter. Nur seinen Helm hatte er abgenommen. Meienhoff hatte blasse, olivgrüne Augen. Sein Gesicht war so glatt, dass man es sofort wieder vergaß. Die Wangenknochen des Mannes standen scharf hervor, so als hätte man die Haut künstlich gestrafft. Seine blonden, zum Irokesenschnitt geformten Haare waren jetzt mit öliger Pomade dicht an den Schädel geklebt. Alles in allem keine schöne Erscheinung.
"Hallo Meienhoff, wir haben nicht von dir gesprochen...," sagte Nover. Meienhoff hatte die Anspielung entweder nicht verstanden oder überhört. "Aber es ging doch gerade um den Hauptmann, oder? Ich denke, Keeth ist eine Schande für alle imperialen Gardisten." "Warum denn das?" erkundigte sich Parks und Nover fiel ein, dass er nichts von Meienhoffs brodelnder Feindschaft gegenüber dem Hauptmann wusste. Meienhoff schnaubte verächtlich. Sein wässriger Blick fiel auf den anderen Gardisten. "Weil er kein Familienmitglied eines imperialen Beamten ist! Er hat die Verehrung des Imperators niemals so gelernt wie wir! Er weiß nichts von der Glorie seiner unsterblichen Herrlichkeit zu Terra. Er betreibt sogar offen Blasphemie gegen den Herrscher der Menschheit und nicht nur das...er hält sich sogar deswegen für was Besseres!"
Nover biss sich auf die Zunge. Zugegeben, Keeth war nicht wie sie alle und jeder normale Gardist bereits im Kindesalter zur Schola gekommen, wo sie alle ihren tiefen Glauben an den Imperator gefunden hatten. Viele Kommissare und Inquisitoren entsprangen diesem strengen Waisenhaus des Ministorums.
Keeth war ein regulärer Soldat in der imperialen Armee gewesen. Ein ganz ordinärer "Dreckfresser", wie die Gardisten die normalen Soldaten bezeichneten.
Aber Meienhoffs Wut darüber von einem dieser "Dreckfresser" kommandiert zu werden, war noch viel tiefer verankert.
Nover wusste nicht alle Details, aber vor einem Jahr hatte der Hauptmann Meienhoff angeblich dabei erwischt, wie er und ein paar Andere die verlassenen Wohnungen von zivilen Flüchtlingen auf der von einer Orksinvasion bedrohten Welt Shadeenville, plünderten. Es kam irgendwie zu Handgreiflichkeiten, dabei stieß Keeth Meienhoff ein Kampfmesser durch die Hand und nagelte ihn so an einen Tisch fest. Dann ließ er Meienhoff allein. Keeth erstattete keine Meldung beim HQ und Meienhoff wurde erst später von einem Trupp Dark Angels gefunden.
Dann dachte sich Meienhoff irgendeine verrückte Geschichte aus und man sprach ihn frei.
"Ach was..." Parks hob beruhigend die Hände. "Klar mag der Hauptmann etwas seltsam sein...aber ein dreimal verfluchter Grabenkämpfer ist mir als Chef zehnmal lieber als ein Psalmenleiernder Theoretiker! Die Schola war für uns alle hart, aber man darf sich seinen Charakter doch nicht verderben lassen!"
Nover fragte sich, was so ein aufgedrehter Typ wie Parks auf der Schola zu suchen gehabt hatte.
Meienhoff war drauf und dran mit einigen sicherlich eher unschönen Kommentaren über Parks "Erziehung" herzuziehen. Deshalb fand Nover es an der Zeit das Thema zu wechseln.
"Ja...und....wisst ihr was? Ich glaube Keeth kennt diesen Palmer...den Inquisitor!" Parks nickte. "Yeah, das kann gut sein. Aber in letzter Zeit ist er nicht so gut zu sprechen auf ihn...hab den Hauptmann vorhin in die Unterkunft marschieren sehen... er kam gerade von einer Unterredung mit dem Inquisitor und er sah recht angefressen aus." "Pah...egal," unkte Meienhoff. "Solange er uns in keinen Mist reinreitet!" Damit schien sich Meienhoff an den Grund seines Auftauchens zu erinnern. "Hey Pfeif!" brüllte der Gardist über die gesamte Werkhalle. "Ich komme grad vom Wacheschieben...Manley hat gesagt, du sollst ihn mal anfunken...irgendwas stimmt mit seinem Helmmikro nicht!" Pfeif gab so was wie ein Brummen von sich und wechselte auf Manleys Frequenz.

"Also gut...ich hau mich jetzt hin... wäre ja gelacht wenn ich mir wegen diesem Dreckfresser auch noch die ganze Nacht um die Ohren schlage!" Nover und Parks beobachteten Meienhoff, wie er die Wellblechtür aufriss und in die kalte Dunkelheit der Nacht hinausschritt.

***


Erschöpft und geplagt erklomm Gardist Manley die Sanddüne. Oben angekommen öffnete er sein Helmvisier und starrte einige Sekunden lang in die vollkommene Dunkelheit der Nacht hinein. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn und fing an, an den Verschlüssen seiner Kampfanzugshose herumzufummeln. Etwas ließ ihn plötzlich innehalten und er starrte in das hundert Meter hinter ihm liegende, von der Perimeterverteidigung und den aufgestellten Flutlichtscheinwerfern erhellte, imperiale Camp.
Nervös klopfte er an sein Helmfunkgerät. "Pfeif? Hey Pfeif, hier ist Manley. Hörst du mich?" "Klar Manley, was gibt´s," kam die Antwort des Operators verzerrt durch das Mikrofon. "Na ja...ich weiß nicht, ob Meienhoff bei dir war?" "Er war hier...was gibt´s?" Manley machte eine Pause und leuchtete mit dem auf seinem Hochenergielasergewehr aufgesetzten Lichtstrahler die nähere, sandige Umgebung ab. Die Nacht auf Barothep hatte keine angenehme Kühle, sondern nur eine drückende Schwüle mitgebracht. "Na ja...du musst den visuellen Kontakt zu mir unterbinden...nur für eine Minute." "Das ist aber gegen die Vorschrift, Manley." "Ich scheiß auf deine Vorschrift, Pfeif! Lauf du hier mal wie ein Idiot zwei Stunden Patrouille! Ich muss pissen, verdammt! Und da kann ich es nun mal nicht haben, wenn du mir dabei zusiehst!"

Gardistenhauptmann Keeth trat die Wellblechtür der Werkhalle unsanft beiseite. Nover saß noch immer über ihren Artefakten, und Gardist Parks hatte sich lässig auf eine der Tischkanten ihres Arbeitsplatzes gesetzt. Im hinteren Teil des Raumes sprach Pfeif gerade mit dem Patroullienteam.
Nover und Parks sprangen auf, als Keeth hereinpolterte. "Hauptmann," sagte Parks. "Weitermachen Männer..." entgegnete Keeth. Dann nach einer kurzen Pause. "... und Frauen."
Nover setzte sich und Keeth steuerte auf die beiden Gardisten zu. "Gibt es Probleme, Sir?" fragte sie. "Probleme? Keeth öffnete den obersten Verschluss seines Kampfanzuges und schmetterte seinen Helm auf den Tisch, dass die Artefaktstücke durcheinander polterten. "Nein, keine Probleme, Nover. Ich habe nur wieder bestätigt bekommen, was ich schon lange wusste. Ich verabscheue die Inquisition!" Parks warf einen nervösen Blick zu Nover, aber die junge Frau blieb ganz ruhig. "Ist es wegen..." "Inquisitor Palmer?" beendete Keeth den Satz für sie. "Nicht nur….er ist nur einer von vielen…aber ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass sich unsere Einsätze immer um einen furchtbar wichtigen Geheimauftrag drehten. Wir konnten nicht mal den Ruhm ernten! Wenn wir unseren Job erledigt hatten, gab's haufenweise Glorie für die göttlichen Marines, die dann einfach zuschlugen und alles in den Boden stampften! Oder für diese Idioten von Generälen der Armee, die sich einen Orden um den andern anstecken lassen, während auf den Schlachtfeldern die Soldaten versuchen, die Neuralfresser aus ihren Ärschen zu ziehen!" Er schlug mit seiner Faust erneut auf den Tisch und fasste sich dann an den Schädel. "Großer Imperator, es gibt keine Gerechtigkeit!"

"Manley.....der Hauptmann ist gerade reingekommen...ich kann jetzt schlecht..." "Oh Pfeif, du Weichei! Du kotzt mich so was von an....na gut.....krieg jetzt keinen Schock, ich kopple mich kurz aus...." "Das ist gegen die Vorschrift, Manley...Manley?"
Mit einem Ruck nahm Manley seinen Helm vom Kopf und trennte die Audiovisuelle Verbindung zu dem Operator. Er fuhr sich mit den Fingern kurz durchs schweißnasse Haar und setzte den Helm neben sich in den Sand. Manley schulterte sein Hochenergielasergewehr. Dann fingerte er wieder an seinem Kampfanzugsverschluss herum um und erleichterte sich schließlich.
Mit einem tiefen Seufzer drehte sich Manley um und wollte sich gerade nach seinem Helm bücken, als er von einer dünnen Klinge enthauptet wurde.
Sein Kopf kullerte die Düne hinunter und sein Körper sackte zusammen und kippte nach vorne. Der Springbrunnen aus Manleys durchtrenntem Halsansatz war noch nicht versiegt, als der Skorpionkrieger die Leiche des Gardisten mit einem kräftigen Tritt seinem Kopf hinterherbeförderte, und ihn den Abhang hinabrollen ließ. Der grüngepanzerte Krieger nahm den Helm des Gardisten auf, betrachtete ihn kurz und warf ihn dann ebenfalls den Abhang hinunter.


"Manley? Manley bitte kommen........jetzt aber runter vom Topf......oder musst du groß? Manley? Manley?"
Pfeif war das Ganze sichtlich unangenehm. So als ob der Hauptmann den aufziehenden Ärger gespürt hätte, wandte er sich dem Operator zu und schritt in Richtung Kontrollpult. "Alles in Ordnung Pfeif?" "Nein, Sir.....ich habe keine Verbindung mehr mit Manley... er war auf Patroullie auf Perimeter Plural Z Alpha. Aber die Verbindung ist unterbrochen." "Unterbrochen?" hakte Keeth nach. "Nun, Sir... es ist gut möglich, dass er jede Sekunde wieder online ist, er sagte irgendwas von.....nun er wollte.....Wasser lassen."
Pfeifs sonst so ausdrucksloses Gesicht formte eine Grimasse der Erklärungsnot.

"Nun gut... sehen wir uns das mal an... ich werde ihm höchstpersönlich einen Knoten in seinen Phallus machen, wenn er vergessen, hat sein Funkgerät wieder anzuschalten. Parks! Nover! Ihr begleitet mich....ich fürchte mich im Dunkeln." Mit einem fiesen Grinsen schob sich Keeth an den beiden Gardisten vorbei und verschloss seinen Kampfanzug wieder.
Dann blieb er plötzlich stehen und sah auf die Container, welche die Ausrüstung der Gardisten enthielten und von der Wort des Imperators eingeflogen worden waren. Neben den Containern waren auch zwei Sandflitzer unter ihren Abdeckplanen abgestellt. Allradbuggys, die mit einer Automatikkanone bewaffnet und für zwei Personen konzipiert waren.
Der Hauptmann stellte sich vor eine der gekennzeichneten Kisten. Sie war länglich und schien aus hellem Holz, nicht wie die anderen aus Metall. Ein imperialer Adler schmückte den Behälter ebenso, wie das mit schwarzer Farbe aufgemalte Emblem der Gardisten. Die Faust, die zwei gekreuzte Blitze fest umklammert hielt.
Keeth öffnete die Kiste und langte hinein. Langsam zog er einen alten, fleckigen Kavalleriesäbel in einer schmucklosen, silberfarbenen Scheide aus der Kiste.
"Was ist das, Sir?" fragte Nover, die Keeth beobachtet hatte, während sie und Parks ihre Kampfanzüge erneut anlegten. Parks hatte sich einen Melter aus dem Arsenal der Werkhalle geholt.
Der alternde Jonutheimer lächelte matt. Seine Augen lagen auf der plumpen Stichwaffe. "Das ist nur ein Relikt.........ein Rudiment." Keeth steckte den Säbel samt Scheide in sein Koppel. "Okay Pfeif, benachrichtigen sie uns, wenn sie was von Manley hören... wir gehen ein wenig im Mondschein spazieren."

***


Keeth, Nover und Parks traten in die Kühle der Barothep-Nacht hinaus. Keeth fingerte an den Helmkontrollen seines Visierokulars herum. "Ich möchte wissen...," begann der Hauptmann, als ein leises, dann immer mehr anschwellendes Pfeifen die nächtliche Stille erfüllte. Die Gardisten sahen sich um.
Dann brach die Hölle los.
Zwei Antigravfahrzeuge jagten über den imperialen Komplex und schossen so was wie treibende Leuchtspurmunition in die Dunkelheit. Sofort entzündeten sich die Geschosse und tauchten die Umgebung in die tanzenden, flackernden Schatten der verfallenen Gebäude. Sand wurde von den Antigravfeldern der Fahrzeuge aufgewirbelt und hüllte die drei Gardisten ein. Dann zischten die Fahrzeuge nur wenige Zentimeter über den Köpfen der Soldaten weg.
Keeth und die Anderen wurden beiseite und in verschiedene Richtungen gewirbelt. Noch als er von den Füssen gerissen wurde, erkannte er die schnittigen Schemen der angreifenden Vehikel. Weltenschiffeldar.
Keeth kam wieder auf die Beine. Er riss seine Boltpistole aus ihrem Holster und zerrte seinen alten Säbel aus der Scheide. Die Scheide warf er in den tobenden Sand. Er konnte erkennen, wie sich Gestalten von den Gebäuden lösten. Rico und die Techadepten schienen den Lärm bemerkt zu haben.
Auch konnte der Hauptmann erkennen, wie die Gardisten bewaffnet aus ihrer Baracke liefen. Gut. Douglas hatte die Männer gut vorbereitet.
Keeth erkannte auch dunkle Schemen die Dünen hinuntersprinten. Er wusste instinktiv, dass dies die Aliens sein mussten, obwohl er in seiner langen Karriere bisher noch niemals einen Eldar gesehen hatte.
Nun, das stimmte nicht ganz. Er hatte drei oder vier Körper während der durch Eldarpiraten verursachten Plünderungen von Fort Gab auf St. Sallust gesehen.
Keeth feuerte seine Boltpistole in die ungefähre Richtung der Angreifer ab. Zeitgleich sprintete er in Richtung der nahen Deckung einer Wellblechbaracke. Keeth schloss das Visier seines Helmes. "Pfeif? PFEIF?" Es hatte keinen Sinn. Die Außerirdischen blockierten alle Frequenzen. Sehr clever.
Die automatisierten Verteidigungsgeschütze des Camps erwachten zum leben. Aber es waren Laserkanonen. Ihre einprogrammierte KI ließ sie die schweren Ziele zu erst unter Feuer nehmen. Ein Eldarvehikel vollführte eine Elegante, geräuschlose Schleife in der Luft und feuerte einen kurzen aber grellen Laserimpuls auf einen der Türme. Die Abwehrstation barst auseinander.
Der Verlust eines Laserturms schien auch Auswirkungen auf den Rest zu haben. Sie stellten ihr ohnehin spärliches Feuer ein. Kein rubinroter Laserstrahl jagte mehr nach den Gegnern. "Sieht so aus als hätte da jemand seine Segnungen schlampig verrichtet." Dachte Der Hauptmann.

Keeth konnte nicht sehen, ob seine Boltschüsse irgendwelche Wirkungen hatten. Dann brach auch schon das Chaos los. Durch den aufgewirbelten Sand, und das Durcheinander, das die über den Köpfen der Kämpfenden umherrasenden Fahrzeuge verursachten, konnte Keeth vereinzelte, zischende Hochenergiesalven erkennen und das charakteristische Wummern von Boltergeschossen. Auch ein anderes, dumpfes Geräusch mischte sich unter das Waffenfeuer, wobei es sich nur um die berüchtigten Shurikenwaffen der Aliens handeln konnte.
Keeth rammte ein neues Sichelmagazin in seine Waffe und trieb zwei weißgepanzerte Gestalten hinter die Deckung einer Pumpstation zurück. Er selbst hatte die schützende Silhouette des Wellblechgebäudes beinahe erreicht, als er vor Entsetzen stehen blieb. Einer der Schwebepanzer wurde langsamer und jagte durch den Staub, nur wenige Meter über dem Boden schwebend, auf ihn zu. Keeth konnte nichts tun. Er sah das Aufblitzen der unter dem Cockpit montierten Shurikenwaffen und wie sie eine Schneise durch den aufspritzenden Sand bohrten, wobei sie sich langsam auf ihn zu bewegten.
In letzter Sekunde rollte der ehemalige Gangkämpfer sich ab und tauchte unter der todbringenden Garbe hindurch.
20 Meter hinter Keeth stand Gardist Parks, seinen Melter unsicher hin und her bewegend. Keeth brüllte dem mit dem Rücken zu ihm stehenden Mann eine Warnung zu, aber Parks bemerkte instinktiv die Gefahr und drehte sich um.
Zu spät.
Funken tanzten auf seiner Plattenrüstung, als Dutzende der kleinen, scharfen Sterne seine Brustplatte punktierten. Parks wurde nach hinten geschleudert. Keeth wollte zu seinem Untergebenen laufen, als sich dieser, schneller als man es von ihm erwartete, wieder aufraffte. Parks kam auf die Beine und schickte dem Tiefflieger einen Melterschuss hinterher, der allerdings nur harmlose Sandkörnchen, die in der Luft herumflogen zu Glas zerschmolz.
Keeth brüllte Befehle in sein totes Helmmikro, wohl wissend, dass ihn niemand hören konnte.
Der Antigravpanzer wendete fast auf der Stelle und flitzte in Richtung Parks zurück. Wieder arbeiteten sich Shurikenschüsse über den Boden auf den einsamen Melterschützen zu, aber Keeth glaubte die Entschlossenheit in Parks Augen fast sehen zu können.
Als die Alienmaschine nur noch 10 Meter von ihm entfernt war, feuerte er erneut. Die Shuriken schmetterten in seinen Körperpanzer und Parks fiel wieder um. Aber der Melterstrahl konnte auf diese Entfernung nicht vorbei gehen und entfaltete seine zerstörerische Wirkung. Die Konturen des Fahrzeugs flackerten einen kurzen Augenblick, dann sauste der Angreifer nur Zentimeter über dem Gardisten hinweg und schlidderte in eine Sanddüne, die der Panzer glatt beiseite fegte und eine, tiefe Furche hinter sich herziehend langsam zum stehen kam.
Keeth erreichte die Wellblechhütte und winkte Parks, der kniete zwar am Boden, gab seinem Hauptmann aber mit einem nach oben ausgestreckten Daumen das Signal, dass alles in Ordnung sei.
Keeth zog seinen Kopf zurück hinter die Wand, als Shurikensterne über seinen Helm wirbelten. Er glaubte aus den Augenwinkeln heraus drei oder vier der weißgepanzerten Krieger seine Stellung einkreisen zu sehen. Der Hauptmann fasste seine Boltpistole mit beiden Händen, steckte den Säbel in die Koppel und öffnete mit einer Kinnbewegung sein Visier.

Den alten Mann, der mit hängenden Schultern auf einem rostigen Fass saß, bemerkte er erst jetzt.
Sein Erstaunen war größer als sein Reflex sofort abzudrücken. Der Mann war ein Mensch, soviel stand fest, denn Eldar hatten keine gepflegten, grauen Spitzbärte und lichtes, graues Haar an den Schläfen. Seine dunklen Augen schienen den Hauptmann mit einem Ausdruck des Bedauerns zu mustern. Er hatte eine einfache, scharlachrote Tunika und feste Reisestiefel an.
Ob er eine Waffe hatte konnte Keeth nicht sagen. Ihm stand immer noch der Mund offen und die sich ihm nähernden, mit schlanken Helmen und tödlichen Surikenkatapulten ausgestatteten Eldar waren fürs Erste vergessen.
Der Mann sprach zu Keeth und sogar über das Tosen der Schlacht waren seine Worte gut zu hören, aber keinesfalls zu verstehen.
"Das hier...," sagte er mit einer traurigen resignierten Stimme, "...tut mir alles ganz furchtbar und schrecklich Leid, ehrlich!" Keeth blinzelte und wischt sich mit dem Handrücken Schweiß aus den Augen. Was war mit dem Anzug los? "Äh...," machte Keeth... und dann. "Was tut ihnen leid?"
"Das!" sagte der alte Mann und Keeth fühlte wie ihm etwas auf den Rücken sprang. Er wurde nach vorne gedrückt und schmetterte mit dem Kopf in den Sand.


Mit dem Gesicht nach unten im Sand liegend, drückte Keeth geistesgegenwärtig seinen Rücken nach oben und warf den Eldar, der ihn angesprungen hatte, ab.
Der Jonutheimer kam auf die Füße, fasste sein Gegenüber ins Auge und riss seinen Säbel aus der Koppel.
Der Eldar landete neben Keeth, ging in eine Hockstellung und federte dem Hauptmann erneut entgegen.
Keeth war nicht auf die unglaubliche Gewandtheit des Aliens gefasst. Der in einen grünen, feingliedrige Rüstungsanzug gekleidete Eldar warf sich erneut, diesmal frontal in den Jonutheimer und warf ihn auf den Rücken. Glücklicherweise schützten Keeth die Plattenkomponenten seiner Rüstung, da er ansonsten wohl durch den Aufprall kampfunfähig geworden wäre.
Keeth lenkte das filigrane Schwert seines Angreifers zur Seite hin ab. Die seltsam geformte Maske starrte emotionslos auf ihn herab.
Mit einer dem Eldar nicht zuzutrauenden Kraft drückte er das reich verzierte Schwert mit der dünnen Klinge auf den Hauptmann nieder.
Mit zusammengebissenen Zähnen wehrte sich Keeth mit seiner eigene Klinge dagegen. Er fragte sich plötzlich, ob der alte Mann von vorhin ihn noch immer beobachtete.
Der Eldar presste seine andere Hand nun auch auf seinen Schwertknauf und Keeth war im Begriff dieses Duell zu verlieren.
Der Aspektkrieger senkte seine Maske tiefer auf den Hauptmann herab und er sah die bedrohlichen mandibelförmigen Auswüchse an den beiden Seiten des hohen Helms.
Was wollte der Außerirdische?
Im letzten Moment weiteten sich die dunklen Augen des Jonutheimers in furchtbarer Erkenntnis.
Keeth packte mit seiner freien Hand den gepanzerten Hals des Aliens und riss seinen Kopf nach oben.
Keinen Augeblick zu spät. Ein Schwall aus dünnen Nadeln, gefolgt von einem lanzenartigen Energiestoß fuhr grün pulsierend in den nächtlichen Himmel von Barothep.
Keeth versetzte der Maske einen Hieb und der Skorpionkrieger ließ von ihm ab. Dann kam er auf die Beine und trat mit einem Karatekick nach seinem Angreifer. Wieder unterschätzte er die Schnelligkeit seines Gegners.
Der Eldar duckte sich unter Keeths Tritt hinweg und zog dem Jonutheimer mit einer Fußsichel die Beine weg. Keeth plumpste erneut nach hinten und verlor seinen Säbel. Entsetzt sah er, wie sein Gegner zu einem eleganten Sprung ansetzte. Der Eldar stieg in die Höhe und sauste mit zum Schlag bereiter Klinge wieder auf den im Sand liegenden Hauptmann herab.
Keeth rollte sich zur Seite und der Eldar schmetterte in die alte Position des Jonutheimers. Das Alien brauchte nur eine Sekunde um wieder aufzustehen. Der ehemalige Gangkämpfer rappelte sich auf und versetzte dem Aspektkrieger einen Schlag gegen sein gepanzertes Becken. Unberührt ließ der Außerirdische seine Klinge auf Keeth herniedersausen und der Hauptmann warf sich im letzten Moment unter dem tödlichen Streich hindurch.
Er robbte ein kurzes Stück durch den Sand und schloss seinen Griff um seinen auf der Erde liegenden Säbel.
Keeth rollte sich herum und hieb mit dem Säbel nach dem Aspektkrieger. Der wirbelte den Säbel mit einer erstaunlich beiläufigen Geste zur Seite, stellte sich breitbeinig über den Hauptmann und erhob seine Waffe, bereit zum Zustoßen.
Mit aller Kraft rammte Keeth ihm seine Kniescheibe in die Lendengegend.
Der Eldar erstarrte in seiner Bewegung. Keeth trat noch einmal zu, zog dann die Beine an und schmetterte sie synchron gegen den Bauch des Aliens.
Der Skorpionkrieger stöhnte leise unter der Maske und krümmte sich im Staub. Keeth rappelte sich auf und trat dem am Boden knieenden Wesen noch einmal kräftig ins behelmte Gesicht, bevor er Säbel und Boltpistole aufraffte, sein Visier verschloss und hinaus in das Toben der vom Kampf aufgewühlten Sandmengen lief.

***


"Was im Namen seiner Herrlichkeit geht da draußen vor sich?" Inquisitor Rico Palmer stürzte aus dem Zelt, welches er, Fingerwood, McVey und Certinus als Unterkunft nutzten.
Dicht hinter Rico drängte sich McVey heraus. "Verdammt...sieht nach einem Überfall aus, Inquisitor!"
Rico versuchte etwas durch den dichten, aufgewirbelten Sand zu erkennen. Aber weder sein biologisches, noch sein künstliches Auge konnten etwas erkennen.
Er hörte McVeys Worte kaum, denn inzwischen war das Chaos auf dem ehemaligen imperialen Stützpunkt komplett. Der durch die Motoren der beiden Antigravschweber aufgewirbelte Sand machte die Sicht unter 5 Metern praktisch unmöglich. Zudem war die Luft erfüllt von Schreien, dem unablässigen lautem Wummern des verbliebenen Schwebers und Waffenfeuer.
Fingerwood drängte sich neben Palmer und seinen großen Begleiter. Panik stand in seinem Gesicht. "Wa...Wa... Wa…?" "Ich weiß es nicht Sven…," unterbrach ihn Rico. Er wandte sich ab und betrat erneut das Zelt. "Geht vom Eingang weg!" Rico prüfte sein an einem Armband befestigtes Com Link. "Die Frequenzen sind blockiert. Keiner der Gardisten meldet sich...wir werden wohl angegriffen."
"Oh nein...!" entfuhr es dem Kampfpiloten.
"Sven, du und Certinus werdet sofort zur Werkhalle aufbrechen." "Aber da sitzen wir...do...doch..wie...wie Ra..Ratten in der Fa.." "Es gibt keine Alternative. Wir würden es niemals zum Dorf der Eingeborenen schaffen und sie auch dann nur unnötig in Gefahr bringen." Palmer schielte zu McVey hinüber, der sich schon mit seinem Plasmawerfer und seinen Pistolen bewaffnet hatte. "Mick wird euch begleiten."
"Aber Inquisitor...," McVey schien alarmiert. Rico hob die Hand zu einer beschwichtigenden Geste, während er sein Energieschwert aus der Scheide zog und prüfend aktivierte. "Ich werde nach Hauptmann Keeth suchen und die Techpriester in Sicherheit bringen. Nehmt euch Certinus an. Das ist wichtig."

In diesem Moment kam der alte Mann aus einem Nebenbereich gehumpelt. "So was passiert auch nur dann, wenn ich mich zu einem wohlverdienten Schläfchen hinlegen will."
McVey gab Fingerwood eine seiner Automatikpistolen, die dieser unsicher durchlud. "Wir treffen uns bei der Ausgrabungsstätte...viel Glück."
Palmer und die anderen stürmten aus dem Zelt. Nur Sekunden später hatte der Inquisitor sie aus den Augen verloren. Er hatte sich ein Halstuch vor Mund und Nase gespannt um sich wenigstens einigermaßen vor dem Sand zu schützen.
Er fragte sich, wie ein solches Getose zu Stande kommen konnte.
Rico irrte orientierungslos umher, sämtliche ComKanäle durchschaltend. Wer waren die Angreifer, dass sie sogar die persönlichen Frequenzen des Inquisitors knacken konnten.
Seine Frage wurde bald beantwortet. Rico konnte zwei weißgepanzerte Gestalten durch den Sand auf sich zurennen sehen. Eldargardisten.
"Alienabschaum!" entfuhr es Palmer. Er aktivierte sein Energieschwert und trennte dem ersten Angreifer mit seiner Waffe den Oberkörper vom Rumpf. Der zweite Eldar blieb in einiger Entfernung stehen und zielte mit seinem Shurikenkatapult auf Rico.
Blitzschnell zog der Inquisitor jedoch seine Plasmapistole aus dem Holster und schoss auf den Eldar.
Aradmidplättchen stoben auseinander, als das Alien von der Wucht des Strahls durch die Luft geschleudert und verdampft wurde.
Palmer murmelte eine Litanei des Schutzes, um sich vor einem Überladen seiner Waffe zu bewahren. Dann rannte er weiter durch den Sand.
Rico Palmer wusste nicht genau was ihn veranlasst hatte, sich umzudrehen. Dennoch fuhr er in einem unerklärlichen Akt der Vorsehung herum.
Es war Palmer, als klärte sich der Sandsturm um den Eldarkrieger, der gemessenen Schrittes eine Düne herab kam.
Um ihn herum schien der klare Nachthimmel Barotheps wie selbstverständlich zu leuchten, als wenn er die Nacht mit sich bringen würde.
Kampflärm und Getose verebbten.
In ungefähr 3 Metern Entfernung vor Rico blieb der Eldar stehen. Das helle Mondlicht einer jetzt klaren Nacht schien auf seine schwarz-grüne Rüstung. Er war barhäuptig und hatte kurzes, zurechtgestutztes blondes Haar, welches nur an zwei zu kleinen Zöpfen geflochtenen Stellen länger war.
Seine Züge waren hart aber fein geschnitten, so als hätte jemand eine Möglichkeit gefunden, Marmor über Gesichtsmuskeln zu spannen.
Der Außerirdische sagte kein Wort, sondern betrachtete Palmer aus emotionslosen, dunklen Augen. Dann griff er über seine linke Schulter und zog ein fein gearbeitetes, degendünnes Schwert aus einer Scheide. Rico Palmer fühlte, wie ihm Übel wurde und er nahm das feine Rinnsal Blut war, welches aus seiner Nase tropfte. Die Mächte des Chaos? Hier?
Der Eldarkrieger verbeugte sich leicht. "Ja´hl wa am Avres...davd. Chem-Pan-Sey...Ung´him Lunder Ultrahen en symén ju´houl id."
Palmer verstand nichts.
Aus den Augenwinkeln nahm er eine weitere Gestalt mit flatternden dunklen Roben und erhobenen Armen auf einer viel weiter entfernten Sanddüne war. War diese Gestalt der Grund für den Sturm?
Dann griff der Eldar vor ihm an.
Rico war ein geschickter Schwertkämpfer. Das hatte er auch in der Vergangenheit schon oftmals bewiesen. Aber diesmal schien ihm das keinen Vorteil einzuräumen. Sein Gegner führte seine offenbar merkwürdig schwere Waffe mit beiden Händen und schwang sie ungewöhnlich plump nach dem Menschen. Rico wich aus, hielt sein eigenes Schwert zur Parade...
Das offenbar mit Energieschaltkreisen durchsetzte Schwert des Aliens schmetterte in Palmers Parade und riss ihn fast von den Füssen.
Beim Imperator! Welche Kraft! Rico sammelte sich schnell wieder und tauschte eine Reihe von Finten und Attacken mit seinem Gegner aus.
Der schwarz-grüne Krieger schien überall zu sein und drang erneut auf den Inquisitor ein. Wieder kam die merkwürdig plump wirkende Folge von wuchtigen Hieben.
Rico sprang vor, gerade als der Eldar zu einem neuen Hieb ansetzen wollte und mit einem triumphierenden Schrei trieb Palmer seine Waffe zu einem mächtigen Streich gegen die Brust seines Widersachers.
Plötzlich schienen aus der Brust des Aliens winzige, feine, schwarze Tentakel zu wachsen, die Ricos Schwert abfingen. Sie umschlangen es und lenkten es ab.
Entsetzt sah der Inquisitor, wie diese schwarze Flüssigkeit wie aus übernatürlichen Schweißdrüsen aus der grünen Aspektrüstung seines Gegners drang und sich in sekundenschnelle über die ganze Haut des Eldar verteilte.
Für Diesen war das keineswegs angenehm. Der Krieger wand sich und schrie fürchterlich und bevor sich die schwarze Flüssigkeit über sein ganzes Gesicht legte und seine Augen in schwarzen Seen des Hasses ertranken, bemerkte Rico wie ihn der Eldar ansah... und er sah Furcht und Verzweiflung in seinen Augen... Jahrzehnte alte Furcht.
Dann schwappte die schwarze Masse über den Körper des Eldars, sodass sie eine Art "Hülle" um die eigentliche Rüstung bildete. Die Flüssigkeit war schmierig und schwarz wie Öl und führte ein merkwürdiges Eigenleben. In einer Parodie einer eigentlichen Aspektmaske hatte diese Essenz sogar den Kopf des Aliens eingehüllt und dort die Formen einer der berühmten Skorpionkriegermasken angenommen.
Natürlich waren ihre Züge zu einen diabolischen Grinsen von Ohr zu Ohr verzerrt und die charakteristischen Mandiblen schienen übergroß.
"Da Leán de untaut," sagte die Gestalt, die einmal der Eldarexarch gewesen war.
Palmer wurde es übel. Dies war zweifellos das Werk des Chaos und er spürte wie seine über die Jahre aufgebaute Selbstbeherrschung an Hand dieser unverkennbaren Demonstration der Mächte des Chaos zu schwinden drohte.
Er spürte Schmerzen hinter seinem bionischen Auge und wusste, dass er dahinter blutete. Unwillkürlich fasste er sich an sein Implantat, was der.......schwarzen Kreatur da vor ihm ein amüsiertes Lächeln abzwang.
"Ka vo na to an pic die Chem Pan Sey? Seh tha wan do tei naj! NAJ! NAJ!"
Mit einem Brüllen sprang die Kreatur auf Palmer los und führte ihr ebenfalls von dem Symbionten bedecktes Schwert leicht und einhändig. Mit präzisen Schlägen entlockte sie Palmer sein sämtliches Aufgebot an Paraden. Doch auch der geübte Inquisitor musste vor dem wütenden Ansturm des Chaoseldar zurückweichen.
Wieder und wieder prallten sein Energieschwert gegen die nun dämonisch funkelnde, dünne Klinge des Außerirdischen.
Ein Hieb durchbrach Palmers Abwehr und schmetterte ihm seine Waffe funkenschlagend aus der Hand. Der Inquisitor hechtete ihr nach und sah mit Entsetzen, das sein Gegner die Energieschaltkreise beschädigt hatte.
Palmer landete unsanft auf dem Boden und robbte zu seinem Schwert.
Das Wesen hinter ihm lachte. Rico konnte ein dröhnendes "Kaip na da Kaip Han!!!" hören, was unmissverständlich die blasphemische Botschaft "Blut für den Blutgott" auf Eldarin heißen musste.
Er hörte die Kreatur auf sich zurennen, packte sein Schwert warf sich herum, seine Waffe in weitem Bogen schwingend.
Palmer schmetterte das Schwert mit der flachen Seite genau gegen die Gesichtsmaske des Aliens.
Ein bronzenes Scheppern ertönte und der Kopf des Eldar wurde in einem recht unnatürlichen Winkel herumgerissen. Das Wesen fiel in den Sand und Rico richtete sich mühsam auf.
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Wie eine obszöne Jahrmarktspuppe griff das Wesen mit seiner linken Hand nach seinem Haupt und drehte es unter ekelerregendem Knacken wieder in die richtige Position.
Der schwarze Film, der den Kopf des Kriegers bedeckte, fuhr zurück und das Gesicht des Exarchen kam zum Vorschein. Mit ungläubigem Blick fasste er sich an seine knallrote, zerschmetterte Nase, aus der helles Blut in Strömen quoll. Mit einem hasserfüllten Blick seiner eigenen Augen fixierte er den Inquisitor. Dann spuckte er einen großen Klumpen schleimiges Blut vor den Diener des Imperators.
"Kat jen wan...Kat jen wan de´li hag tain de nun taun..."
Dann hob der übernatürliche Sandsturm erneut an und Palmer taumelte fast besinnungslos vor Schmerzen fort von der Stätte der Begegnung mit dem Chaosanbeter.

***


Douglas Corly feuerte seinen Astartes Bolter auf eine Gruppe Schemen in der Nähe der Werkhalle.
Er hatte alle Gardisten um sich gesammelt, die er finden konnte, da das Com System eine Störung haben musste. Jetzt bahnten sie sich, einen Sturm aus Laser und Hartmantelgeschossen entfachend, einen Weg zur alten Mechanicus Ausgrabungsstätte. Dies, so war sich Corly sicher, wäre auch das gewesen, was der Hauptmann gemacht hätte. Er hoffte, das Keeth es irgendwie geschafft hatte, da er seinen Kumpel ungern der Gesellschaft dieser Aliens überlassen wollte.
Corly hatte McVey, Fingerwood und den alten Assistenten des Inquisitors aufgegabelt. Zusammen rückten sie weiter vor.
Da ihre in den Kampfanzügen integrierten Systeme verrückt spielten, mussten sie sich nach Sicht auf das Gebäude hinarbeiten.
Gardist Darter riss die Wellblechtür auf und winkte seine Kameraden hinein. Corly presste sich in den Türrahmen und gab seinen Leuten Feuerschutz. Die Aliens mussten sie mittlerweile eingekreist haben, denn der Hagel aus Shurikengeschossen wurde immer dichter. "Los rein da! Vorwärts!" Corley warf sein leergeschossenes Sichelmagazin aus dem Bolter und schmetterte ein Neues hinein. In dieser Sekunde sah er zwei Gestalten aus dem wirbelnden Sand näher rücken. Darter feuerte einen gleißenden Hochenergiestrahl auf einige Eldargardisten, verfehlte sie jedoch.
Corly zielte auf die von ihm bemerkten Schemen und ließ dann ungläubig den Bolter sinken, als er den Inquisitor erkannte, der, gestützt von einem merkwürdig aussehenden Mann in roter Robe und mit langem Spitzbart auf sie zuhielt. War das ein Mechanicus Adept? Corly und seine Leute waren auch ihnen unterwegs begegnet und er wusste, dass sie Verluste hatten. Sie weigerten sich jedoch, die Gardisten zu begleiten und hatten sich auf eigene Faust auf den Weg zur Werkhalle gemacht.
Ohne Worte half der ältere Mann dem Inquisitor durch die Tür in die Halle. Corley sah ihnen verdutzt nach. Dann packte er Darter am Arm. "Okay Darter... verschwinden wir!" Corley drehte sich um, dann hörte er ein schrilles Pfeifen. Der Sergeant drehte sich ruckartig um und sah, dass Darter zusammengesunken an der Türschwelle lehnte. Seine Brust war ein von Metallsternen zerfetztes Schlachtfeld.
Corley grunzte und schmetterte die Tür hinter sich zu.
Sofort flogen Metallsterne durch sie hindurch und punktierten die Rüstung des Elitekriegers. Er beeilte sich aus dem Schussfeld zu kommen.
Aus den Augenwinkeln heraus erspähte er die Gardisten Parks und Nover, die einen Arbeitstisch umgekippt hatten und aus dieser Deckung heraus die Tür anvisierten.
Corly hechtete an ihnen vorbei auf das in die Tiefe führende Gerüst der Ausgrabungsstätte zu.
Dort hatten die Adepten des Maschinengottes bereits damit begonnen, in die Tiefe des Alienartefakts vorzudringen.
"Ist das klug, Magos?" rief er der berobten Gestalt zu, die unter der Bewachung zweier Kampfservitoren dabei war ins Innere zu verschwinden. "Es ist die einzige Möglichkeit, Sergeant!" rief der Techpriester.
Corley gab den Befehl und die Gardisten zogen sich in den engen Gang zurück. Auch der Inquisitor und der seltsame Mann folgten ihnen. Da aber die Techadepten nichts sagten, nahm er an, dass er wirklich zu ihnen gehören musste. Auf jeden Fall sollten sie ihre Leute zählen, dachte er.

Dann flog die Eingangstür aus ihren Angeln und Nover und Parks schickten durch den Rauch der explodierten Plasmagranaten einen Hagel aus Lasergeschossen.
Zwei der weißgepanzerten Aliens gingen stöhnend zu Boden. Doch mehrere Krieger in blauen Aspektrüstungen huschten schneller als das menschliche Auge ihre Bewegungen wahrnahmen konnte herein und nutzen die spärliche Deckung meisterhaft. Einer mit einem hohen, schwarzem Helm zielte mit seiner Waffe auf den an der Brüstung der Grube stehenden Sergeant. Corley riss seine Waffe hoch, aber es würde zu spät sein.
Dann splitterte das kleine Fenster links neben dem imperialen Gardisten, und Hauptmann Keeth schoss den Asuryans Jäger mitten im Sprung nieder.
Der Hauptmann rollte sich ab und nagelte einen Weiteren mit seinen letzten Boltgeschossen an die Wand. Dann fiel das Sichelmagazin aus der Halterung.
"Beweg dich, Douglas!!! Muss ich immer auf dich aufpassen?! Mehr werden's nicht... Der Häuptling und seine Söhne sind in die Wüste geflohen.... wir müssen..." "In die Tunnel..." ergänzte Douglas Corly die Worte seines Freundes, ein stilles Dankgebet an den Imperator für die blosse Existenz dieses Mannes richtetend.
Keeth rief Parks und Nover zu und die Beiden rannten in Richtung Grube.
Weitere Eldar traten durch die ruinierte Tür. Einer feuerte aus einer kleinkalibrigen Pistole auf die beiden Gardisten.
Parks wurde mit einem spitzen Schrei von den Füssen gerissen und nach vorne geschleudert. Auf dem rutschigen Boden schlidderte er über den Rand der Grube und stürzte schwer nach unten. Keeth, Corly und Nover nahmen den jammernden Parks zwischen sich und schleppten ihn...sein schräg nach oben zeigendes Bein ignorierend in die Dunkelheit der Tunnel des Eldarkonstrukts.

***


"Mein Prophet!" Jerédiel, der junge Anführer der Asuryans Jäger trat zu dem schweigsamen Runenpropheten Eliatan Menuid hinüber, der immer noch über das wacklige Geländer in die Tiefe zu dem Tempeleingang blickte.
"Was gibt es?" fragte er unwirsch, und für jemanden der Emotionen, gleich welche, verabscheute war das ziemlich erregt. Das bemerkte auch der Krieger.
"Alle unsere Streiter sind versammelt. Wir haben das gesamte Lager der Chem-Pan-Sey mit Impulsminen versehen...auf euren Befehl hin.." "Verluste?" fragte der Prophet und sah den jungen Jäger nicht an.
Der Eldar blickte zu Boden. "Einige, Herr.......die Chem-Pan-Sey...," er spuckte geräuschvoll zu Boden, "haben sich sehr gewehrt. Wir haben 4 Tote Gardisten...zwei meiner Männer sind gefallen, ein weiterer verwundet. Auch einer von..." Der junge Krieger blickte sich furchtsam um." Von ...den Skorpionkriegern ist einer schwer verwundet. Die Heilerin der Gardisten kümmert sich um ihn."
"Wo ist der Mensch?" fragte Eliatan, er kannte die Antwort bereits, wollte den jungen Krieger jedoch nicht erschrecken. Bill war mit seinen Artgenossen zusammen. Er konnte ihre debilen Geister in den endlosen Tunneln der Tempelanlage spüren. "Wir suchen noch nach ihm, Herr..." "Das braucht ihr nicht mehr. Bereitet alles vor...wir müssen den Chem-Pan-Sey folgen. Sie haben keine ihrer primitiven Sprengfallen gelegt...ich würde sie spüren. Wenn dies die alte Tempelanlage von Hout Tan´ra ist, dann sind ihre geheimen Zugänge überliefert...ich werde euch führen.
Was immer die Chem-Pan-Sey wollen...sie dürfen den Bogen nicht gefährden, verstanden?"
Jerédiel nickt und eilte davon.

"Was ist los, alter Freund?" Eliatan hatte Lunder Ultrahen schon lange in den Schatten der Werkhalle bemerkt. Jetzt trat der Exarch ins Licht, seine Verwundung im Gesicht offensichtlich. Eliatan hätte sich vielleicht zu einer amüsierten Bemerkung hinreißen lassen, wenn er 200 Jahre jünger und nicht so besorgt gewesen wäre.
"Ich töte sie alle...," sagte der Exarch und Eliatan wusste, dass es sich dabei um eine Tatsache handelte und nicht um eine leere Drohung. "Zweifelsohne..." Der Prophet atmete schwer unter der Last seines monströsen Phantomhelms. "Was ist mit den anderen Menschen?" Lunder sah seinen Herren an. Aber er hatte seinen Chaossymbionten unter Kontrolle: "Wie ihr vermutetet, haben sie unseren Angriff auf diese hier beobachtet...es müssen Gesetzlose sein, Herr, die sich vor den Augen ihrer obrigen verbergen." Der Exarch rieb sich sein Nasenbein, an dem kleine schwarze Fühler bereits dabei waren, den Bluterguss zu lindern. Er blickte auf die Leichen zweier menschlicher Krieger, die die Eldar herbeigeschleppt hatten. "Das hier waren echte Kämpfer."
"Und?" fragte Eliatan. "Wir haben nach euren Befehlen gehandelt, Herr...wir haben sie nicht angegriffen uns sie in dem Glauben gelassen, wir hätten sie nicht bemerkt."
"Gut, Lunder...geh jetzt zu deinen Schülern." Der Krieger wandte sich ab. Eliatan war unwillkürlich in das Bewusstsein des Exarchen eingedrungen... er hatte nach Informationen über die Menschen gesucht, aber er hatte nur Lunders stark brodelnden Hass wahrgenommen...ungewöhnlich...

Eliatan Menuid stand auf der Brüstung der Grabungsstätte und machte sich Sorgen...zum ersten Mal.


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