General Brecht

von Aiwas

Zwölf Meter über der braunen fruchtbaren Erde Caledons stand General Brecht auf der Observationsplattform eines Scout Titanen, den er als wandelnder Feldherrenhügel benutzte. Einen Stiefel auf das Geländer gestützt, leicht nach vorne gelehnt beobachtete er durch ein altmodisches Fernglas die Stadt Caleen oder viel mehr das, was davon übrig war. Es war der morgen des Tages 73 der Belagerung Caledons. Wenn man beachtete, dass die übrigen Teile des Planeten schon am 31 Tag gefallen waren, war es eine beeindruckende Leistung des callener Metroplexes. Sein Blick übrstrich die stählernen Mauern Caleens, acht Meter in die Höhe, alle zehn Meter eine Geschützstellung, mehr als zehn Meter tief ins Erdreich hielt diese Mauer die Eroberer schon über vierzig Tage auf. Vielmehr war es die beachtenswerte Leistung seiner Bürger. Trotz zwei monatiger Bombardierung vom All, aus der Luft und vom Boden, trotzten dessen Bewohner immer noch, löschten emsig alle Brände errichteten weiter Bollwerke und Palisaden in den Mauern der Stadt.
Ein kleiner Hustenreiz weckte die Aufmerksamkeit General Brechts. Er richtete sich auf, zog seine Augenklappe zurecht und teilte seinem Adjutanten Dialogus seine Aufmerksamkeit mit.
"General. Captain Victor, der Imperial Lions, teilt ihnen einen guten Morgen und wünscht sie zu sprechen."
Der General nickte: "Sagen Sie dem ehrenwerten Captain ich würde ihn gerne heute beim Mittagessen sehen, dannach könnte er mir seine Sorgen mitteilen."
"Sehr wohl, Herr General. Haben Sie noch weitere Befehle?"
"Sagen Sie der Mobilen, sie sollen aufsatteln. Es könnte jederzeit losgehen. Ich möchte das die Chimären und die Mobilen bei dem Nachschub Vorzug geniessen."
"Sehr wohl, Herr General."
Der Adjutant wandte sich ab und ging. Brecht wartete bis die Schritte seines Adjutanten verklungen waren und wandte sich wieder der Stadt zu. Sich sicher, dass die Bombardierung der Mauern nutzlos sein würde, hatte der General bisher nur durch Lenkraketen die Geschützstellungen ausgeschaltet und die Aufmerksamkeit seines Artillerie bisher nur auf die inneren Teil der gewaltigen Stadt gewendet. Seit siebzig Tagen wurde die Stadt aus dem All bombardiert, seit fünfzig Tagen liessen gewaltige Bomberschwärme ihre Last über der Stadt ab und seit vierzig Tagen hatte sich das 49. Cadianische Unterstützungsregiment vor den Toren der Stadt aufgestellt und feuerte jede Minute eine Salve in die Stadt. Ein helles pfeiffen war zu hören. Der General blickte auf und sah ein hellen Stern, der mit hoher Geschwindigkeit auf die Stadt zuflog. Eine Lenkrakte. Wie der wahrgewordene Wille des Imperators schlug die Rakete in die Innenstadt ein. Mit frohlocken erkannte Brecht, dass es sich um eine Termitrakete gehandelt hatte. Die hohe eiserne Kuppel des caleener Senats zerplatzte in einem gewaltigen Feuersturm. Gut gezielt. Die Vernichtung des städtischen Wahrzeichens sollte die Moral ihrer Einwohner drücken.
"General?"
Brecht zuckte zusammen. Langsam in stoischer Ruhe drehte er sich herum: "Ja?"
"General Brecht. Ich bin Sergeant De La Croix von den Iron Angels."
"Hat Sie mein Adjutant durchgelassen?"
"Sir?"
"Ist auch egal. Was wollen Sie?"
"Mein Orden hat sechs Sturmzüge zur Unterstützung ihrer Belagerung geschickt."
"Und was ist mit Captain Grand?"
"Wir verloren ihn vor zwei Tagen bei der Schlacht um die Stahlwerke von Ferum."
"Gut, gut. Ich würde Sie heute beim Mittagessen gerne Captain Victor vorstellen. Ich glaube Sie beide werden sich gut ergänzen."
Brecht hörte die typischen Schritte seines Adjutanten sich schnell nähern.
"Herr General!"
"Berichten Sie."
"Die Stadt ergibt sich! Sie haben gerade den Militärgouvernanten gelyncht und der neue "Senat" der Stadt ergibt sich ihnen und will mit ihnen die Friedensbedingungen erleutern."
"Sehr gut." Der General drehte sich um und suchte die Stadt nach Anzeichen von Schwäche ab und fand sie. Über dem Haupttor der Stadt hatte sich eine kleine Menge versammelt. Sie nahme gerade das Banner Caledons herunter und hissten eine weisse Parlamentärsflagge. Über dem Tor baumelte der tote Militärgouvernant der Stadt. "Sehr gut, ihre Moral ist gebrochen. Adjutant! Geben Sie Hauptmann Buchmann durch, dass er ohne Nachsicht auf Überhitzung und Verluste die Stadt bombardieren soll. Sagen sie ihm, er hat ab jetzt Zugriff auf die Melter- und Clustergranaten. Dann funken Sie Kommodore Marius an und sagen ihm, er soll die vorher abgesprochenen Mauersektionen konzentriert mit Termittorpedos beschiessen. Ich möchte hübsch grosse Löcher. Sagen sie der Mobilen und den Adeptus Astartes, dass es in einer Stunde losgeht."
Der Adjutant lief mit seinen Befehlen los. Brecht war zufrieden. In wenigen Tagen würde er diesen Dreckklumpen verlassen und endlich seinen Urlaub nehmen können.
"General?"
"Was wollen Sie denn noch, Sergeant?"
"General, die Stadt hat sich dich ergeben! Sie wollen zum Imperator zurück."
Der General wandte sich zur Stadt um, dann zurück zum Sergeant.
"Sie haben die weisse Flagge gehisst, General!"
In diesem Moment verwandelte sich die Ebene bis zum Horizont in ein infernalischen Sturm aus Tod und Verwüstung. Hunderte Meteore schossen aus dem Orbit herunter und schlugen in die Mauern der Stadt ein. Die Termittorpedos verbogen und zerschmolzen die stählernen Mauern und verwandelten alles in ihrem Umfeld in schwarze Schlacke. Zur selben Sekunde gingen die Cluster und Meltergranaten der Tremorkanonen des Unterstützungsregiments über der Stadt nieder. Schwarze Schatten huschten über dem Scout Titan weg. Taktische Bomber. Wie gewaltige Jagdvögel stürzten sie sich in die Stadt, warfen ihre tödliche Saat ab und stiegen wieder hoch. Der General sah wie sie Schrauben drehend in den Wolken verschwanden.
"General? Die Stadt hat sich ergeben! Die weisse Flagge!"
Der General sah den jungen Sergeant an. Er nahm seine Augenklappe und legte sie über sein gesundes Auge, dann setzte er das Fernglas über sein Glasauge.
"Ich sehe nichts, Sergeants."


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