![]() Doch dann der Schock: Bei einem Abstecher nach Darmstadt baute ich einen Auffahrunfall! Der Schaden war relativ gering, doch an Weiterfahrt war zunächst nicht zu denken. Doch zum Glück sind wir ADAC Plus Mitglied und so erhielt ich nach kürzester Zeit einen Leihwagen, mit dem ich die Fahrt nach Bonn fortsetzen konnte. Natürlich kam ich durch diesen nur zu ärgerlichen Zwischenfall viel später als geplant in Bonn an, aber meine angeschlagene gute Laune sollte bald wieder aufgefrischt werden. Die Eröffnungszeremonie Nach den ersten Vorträgen und Schauspieler-Panels (zu denen ich später noch kommen werde), wurde die Ring*Con 2002 am Freitag Abend von Mark B. Lee offiziell eröffnet, welcher als charismatischer und witziger Moderator alle Showeinlagen der Convention begleiten würde. Alle waren darauf gespannt, was für eine Zeremonie man sich da ausgedacht hatte, aber wohl keiner der Gäste hatte erwartet, dass es dermaßen spektakulär werden würde. Denn in dem abgedunkelten Saal tauchten plötzlich finstere Gestalten in schwarzen Umhängen auf und schlichen durch die Zuschauerränge, zischende Worte wie "Auenland" oder "Beutlin" dabei von sich gebend... Ringgeister! Die Neun betraten einer nach dem anderen die stimmungsvoll gestaltete Hauptbühne und die epische Prologmusik aus "Die Gefährten" setzte mit voller Lautstärke ein. Und da erschien - zur überwältigenden Überraschung und hellen Verzückung der Zuschauer - Sauron höchstpersönlich auf der Bühne, der Dunkle Herrscher, Feind der Freien Völker Mittelerdes, und zitierte mit seiner tief grollenden Stimme den Ringvers, bevor er dann unter tosendem Applaus mit seinen Dienern das Feld räumte. Dieser hielt an als schließlich die Organisatoren, Dozenten und Schauspieler aufmarschierten und dem begeisterten Publikum vorgestellt wurden. Welch eine fantastische Darbietung, besonders den Wolf Brothers gebührt für ihre fast originalgetreue Reproduktion der Rüstung Saurons ganz besonders viel Respekt. Doch auch die Nazgûl sahen so aus, als ob sie direkt aus dem Film gekommen wären. Und nicht zu vergessen die von Atlantis in Handarbeit erschaffenen verwitterten Säulen und Statuen, welche die Bühne in die Ruinen von Amon Sûl verwandelten. Vorträge & Seminare Auch bei der Ring*Con achtete man erfreulicherweise darauf, dass literarische und wissenschaftliche Angebote trotz dem Show- und Merchandise-Aufgebot nicht zu kurz kommen würden, schließlich ist die Deutsche Tolkien Gesellschaft mit Marcel Bülles an der Spitze Mitorganisator der ganzen Convention. Leider konnte ich nicht alle Vorträge besuchen, denn wie auch bei den bisherigen Tolkien Fan-Veranstaltungen gab es viele interessante Themen, die dort von Experten erörtert wurden. Eine Neuerung war, dass aufgrund der internationalen Orientierung der Ring*Con etwa die Hälfte der Vorträge auf Englisch oder von englischsprachigen Dozenten abgehalten wurden. Dies führte zwar dazu, dass diese eher schwach besucht waren, doch die Hinzunahme neuer Experten stellte sicherlich auch eine Bereicherung für die ernsthaft interessierten Fans dar. Die für mich interessantesten Vorträge waren diejenigen von Oliver Bidlo über den "Mythos Mittelerde", in dem es u.a. um die Definition des Begriffs Mythos und um die Zahlensymbolik in Tolkiens Werken ging; Friedhelm Schneidewinds "Das Böse in Tolkiens Werk", eine Widerlegung der oft gestellten Behauptung, dass Tolkien ein einseitiger Schwarzweißmaler gewesen sein soll; das Seminar über "Die Sprachen von Mittelerde" von Helmut W. Pesch, das um einiges behutsamer und verständlicher in dieses hochkomplexe Thema einführte als es z.B. bei seinem Kollegen Kloczko auf dem letzten Mittelerde-Fest in Leuk der Fall war; sowie die englischsprachige Analyse der "Astronomie in Mittelerde" von Kristine Larsen, welche schön darlegte wie unglaublich realitätsnah und detailliert Tolkien seine Fantasiewelt gestaltete und gleichzeitig auch so einige Fehler aufdeckte, die der Autor als Nicht-Astronom machte. Neben diesen Themen gab es z.B. noch Vorträge über Tolkiens Leben, seine kleineren Werke, seinen Besuch in Rotterdam im Jahre 1958, sowie die Grundbausteine von Mittelerde, Gollum als eine Art Golem-Figur oder die künstliche Geschichte Mittelerdes als Themenauswahl. Also auf jeden Fall genug für jedermanns Geschmack. Schön wäre es zur Ergänzung vielleicht noch gewesen, wenn man noch jemanden aus der HdR-Filmcrew auf die Convention hätte bringen können. Gerade ein Mitarbeiter von Weta Workshop oder Weta Digital hätte bestimmt noch so einiges Interessantes über die Technik und Produktion hinter der Verfilmung zu erzählen gehabt. Panels Hier wusste ich nicht so recht, was ich zu erwarten hatte. Schauspieler auf der Bühne, die Fragen vom Publikum beantworten. Naja, und bis auf Brad Dourif vielleicht waren diejenigen Darsteller, die kommen wollten und von Warner Bros. die Erlaubnis erhielten eher unbekannt und im Film nur kurz zu sehen. ![]() ![]() ![]() Ein weiteres absolut gelungenes Panel war der Auftritt von Craig Parker alias Haldir, der das Publikum mit Scherzen und Klamauk zum Toben brachte. Genauso wie bei seinem Kumpel Mark Ferguson war klar zu sehen, dass diese beiden aberwitzigen Burschen bereits über Erfahrung in Sachen Moderation und Unterhaltung besitzen. Egal ob Groupies in "Haldir Lives"-Shirts, seine Deutschversuche ("Ich bin glücklich!"), Fragen zu seinem Tod in "Die Zwei Türme", oder ein ausgezogener Schuh, den er nicht wieder sofort anbekam - es gab bei ihm immer etwas zu lachen. Seit der Ring*Con dürfte die Zahl an Craig Parker Fans jedenfalls enorm angestiegen sein... Der letzte unter der Schauspieler-Riege war Cameron Rhodes, der im Film nur ganz kurz als Farmer Maggot zu sehen ist. Nichtsdestotrotz bekam auch er eine ganze Menge Fragen gestellt und hatte auch so einiges zu berichten. Sein erstes Panel bestritt er zusammen mit Sarah McLeod, die zum zweiten Mal auftrat, und die beiden Hobbit-Darsteller gaben ein wirklich nettes Paar ab. Und trotz seiner Präsenz bei der abendlichen Mittelerde-Party machte er auch bei seinem allein gehaltenen Panel am nächsten Tag eine gute Figur. Unter anderem erzählte er, dass er sich zunächst erfolglos für die Gimli-Rolle beworben hatte, und dann sehr spontan und plötzlich als Bauer Maggott für einen Drehtag engagiert wurde; dass er diese "falsche" Darstellung des Buchcharakters als einen Versuch der Filmemacher ansieht, so viele Figuren und Namen aus dem Roman wie möglich reinzunehmen; und er verriet noch, dass es nicht seine Stimme sei, die man in der Feldszene zu hören bekäme. Doch auch bei ihm wurde es recht lustig, zum Beispiel als er zusammen mit zwei Fans seine Szene aus dem Film mit dem Nazgûl und dem Hund nachspielte! ![]() Dies und vieles mehr gab es bei den absolut fantastischen abgelaufenen Panels zu hören und zu sehen. Aber am besten bestellt man sich die Ring*Con DVD, um das ganze selbst (nochmal) miterleben zu können, denn alle Details und Highlights hier wiederzugeben ist schlichtweg nicht möglich. Zu den Schauspielern lässt sich nur sagen, dass sie einfach bravourös waren, man hat ihnen klar angemerkt wieviel Spaß es ihnen machte und wie begeistert auch sie von der Convention waren. Wettbewerbe Wie üblich gab es einen großen Kostümwettbewerb, doch auch hier bewirkte das professionelle Umfeld, dass das ganze in einem anderen Licht erschien. Dank der Bühne und der musikalischen Unterstützung wirkten die Darbietungen sehr viel überzeugender und die tollen Kostüme kamen besser zur Geltung. Die Jury bildeten die Schauspieler und einige Ring*Con-Mitarbeiter. Gewonnen hatten am Ende zwar alle etwas, aber zu den Gesamtsiegern wurden zwei Uruk-hai mit ihrem witzigen Sketch gekürt. Ein besonderes Highlight war jedoch mit Sicherheit eine Parodie auf die Bruchtal-Szene von Arwen und Aragorn, bei der Mark Ferguson mitwirkte und es zu einem kleinen Kuss zwischen den beiden kam! Und wer sich jetzt fragt, wie die Glückliche Mark dazu bringen konnte mitzumachen - sie hat ihn einfach nur gefragt, so einfach ist das manchmal. Dann gab es da noch den Video-Contest, bei dem es jedoch nur zwei Einsendungen gegeben hatte, weswegen gleich beide prämiert wurden. Nun ja, bei dem einen Fan-Film war ich für Kamera und Schnitt verantwortlich und so zählte auch ich zu den Gewinnern eines HdR Rollenspiel-Regelbuchs, das ich dankend annahm, auch wenn ich den anderen Film um einiges besser fand ;) Autogrammstunden & Auktionen Zwei Events, bei denen es vor allem ums Geld ging. Obwohl ich eigentlich kein Sammler von Autogrammen bin, habe ich mir trotzdem für insgesamt 5 Euro Fotos von Sarah McLeod, Cameron Rhodes und Brad Dourif signieren lassen (letzterer mit einem coolen "Sphaerentor.com - yes... to evil!"). Craig Parker und Mark Ferguson verlangten jeweils 15 Euro, was in meinen Augen einfach zuviel des Guten war, aber schließlich ist das jedem selbst überlassen wieviel Geld er in solche Erinnerungsstücke investieren möchte. Genauso natürlich auch bei den Auktionen, wo es Raritäten wie Mark Fergusons HdR-Weste oder Autogramme von Hauptdarstellern zu ersteigern gab. Für mich war das alles eher uninteressant, daher kann ich dazu auch nicht viel sagen. Oder doch - ich habe versucht selbst Autogramme unters Volk zu bringen, aber irgendwie war niemand so recht daran interessiert... :) Spiele Für alle, die gerade keinen der Programmpunkte zu besuchen hatten, gab es die Möglichkeit sich im Hauptfoyer am Kartenspiel zu versuchen oder im Games Workshop Raum das HdR Tabletop mal auszuprobieren. Da ich für ersteres nicht so viel übrig habe und GW meine alten Pappenheimer sind, schaute ich natürlich immer wieder mal bei ihnen vorbei. Dort gab es nicht nur die Schicksalsberg-Platte vom letzten Games Day zu sehen, sondern auch das beeindruckende Modell von der Hornburg, auf dem aber leider nicht gespielt werden konnte. Ein paar arrangierte Besuche von Craig Parker führten jedenfalls dazu, dass der Raum mitunter ziemlich voll wurde (vor allem die Frauenquote stieg enorm an), aber auch Brad Dourif schaute einmal sichtlich interessiert rein als ich gerade an einer heftigen Schlacht am Fuße des Orodruin teilnahm (und verlor). Richtig nett war es auch, wie die GW-Mitarbeiter den Schauspielern eine bemalte Miniaturversion ihres jeweiligen Charakters schenkten, darunter eine komplett selbst modellierte Rosie Hüttinger, da es diese Figur nicht im offiziellen Sortiment gibt. Den einzigen Fehltritt, den sich GW leistete, war dagegen die unsägliche Händler-Präsentation, die man im Hauptsaal als Werbe-Trailer laufen ließ, das hätte wirklich nicht sein müssen. Im Vergleich dazu war die digitale Spielefraktion nicht so stark vertreten. Electronic Arts waren mit ihrem offiziellen Spiel zu "Die Zwei Türme" gleich gar nicht vertreten, und Infogrames (welche eigentlich gar nichts mit HdR & Co. zu tun haben) wartete nur mit zwei leckeren Amazonen und einigen GameBoy Advanced Ständen auf. Ihr neuestes Spiel "Eye of the Beholder" sollte eigentlich auf der Convention vorgestellt werden, aber anscheinend konnte es nicht rechtzeitig fertiggestellt werden. ![]() Filmprojekte ![]() Alle drei Filme zeigten gute Ansätze, aber ob sie die Zuschauer wirklich begeistern können, wird sich wohl erst dann zeigen wenn sie fertiggestellt sind. Es empfiehlt sich für Interessierte aber auf jeden Fall sich das aktuelle Material auf den jeweiligen Webseiten mal anzusehen, um sich ein eigenes Bild davon machen zu können. Musik & Party ![]() Ende & Anfang ![]() Danach machten sich Organisatoren und Schauspieler daran sich zu verabschieden, mit der Ankündigung dass es wohl eine zweite Ring*Con geben werde und der positiven Nachricht, dass Warner Bros. nach einem Besuch der Veranstaltung nun doch Interesse an einer Kooperation bekundet hat. Für Stefan Servos von den HdR Film-News, Marcel Bülles von der DTG und die FedCon war die Ring*Con eindeutig ein Erfolg auf ganzer Linie. Natürlich lief nicht alles einwandfrei und es gibt auch einige kritische Stimmen aber angesichts einer Veranstaltung solch gewaltiger Ausmaße ist dieses allererste Mal als absolut gelungen anzusehen. Ein ganz dickes Lob an alle Macher und Helfer hinter den Kulissen, unglaublich was hier geleistet und realisiert wurde! Mich persönlich störten nur wenige Dinge: Zum Beispiel dass das Maritim sich wie erwartet als ein echtes Luxus-Hotel herausstellte. Es war zwar schön anzusehen, aber es fehlte das gewisse Flair, es kam für mich keine richtige mittelalterliche Atmosphäre auf der Convention auf. Dann vermisste ich noch Angebote, bei denen die Besucher wirklich mitmachen konnten, wie zum Beispiel Workshops oder Wettkämpfe, so etwas hätte das Programm vermutlich noch richtig abgerundet. Andere Problemchen wie die teuren Autogramme und die Störung der Seminare durch die laute Musik habe ich ja bereits genannt. Aber auch diese sind wirklich nur Kleinigkeiten, die Reaktionen der Besucher, Medien und nicht zuletzt von Warner Bros. zeigen, dass hier Geschichte geschrieben wurde. Die größte Tolkien-Convention der Welt war ein unvergessliches Wochenende und wir dürfen gespannt sein, was die nächste bringen wird. Denn obwohl es eher unbekannte Darsteller waren, erwies sich die Gästeliste im Nachhinein nämlich doch als ideal. Bei Hauptdarstellern wie Elijah Wood oder Orlando Bloom ist es eigentlich kaum vorstellbar, dass sie sich unter die Fans begeben und bei solch spontanen Bühneneinlagen mitspielen wie es hier der Fall gewesen ist. Und obwohl die Ring*Con viele kommerzielle und showorientierte Elemente besitzt, bewahrt sie immer noch den gemeinschaftlichen und intellektuellen Geist der bisherigen Tolkien Veranstaltungen. Diese Mischung macht es und ich hoffe sehr, dass sich daran nicht viel ändern wird. Huân
Vu, 2002 |
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