Mikrokosmen I


Der Anfang

Die Gruppe stand vor der Tür. Sie sahen sich an. Dann griffen sie unter ihre Ledermäntel und zauberten Schnellfeuerwaffen hervor, während einer die Tür zu der Versammlungshalle der Roosevelt Junior High School eintrat. Aus dem Loch drang Schreien als die fünf Gestalten in schwarzem Leder hineinstürmten. Die Kinder in der Halle duckten sich tiefer auf dem Boden und schrieen vor Angst. Die Männer, die die Kinder bisher in der Halle gefangen gehalten haben, drehten ihre vermummten Köpfe zu den Neuankömmlingen. Doch ehe noch einer der Dutzend Terroristen ihre Waffen in Anschlag bringen konnten waren die Matrixrunner unter ihnen. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit feuerten sie ihre Waffen ab. Die Körper der Terroristen zuckten wild unter den Einschlägen der Projektile, die sie töteten.
Nacheinander fielen die Männer zu Boden, bis nur noch einer übrig blieb. Dieser hatte keine Sturmmaske auf, sonder trug einen vollkommen schwarzen Anzug mit einer großen, spiegelnden schwarzen Sonnenbrille. Sein Mund verzog sich zu einem Haifischgrinsen als er die Linke hob und eine Fernbedienung zeigte. "Agent!" rief Steel und feuerte wie wild sein MG ab. Doch der Mann wich den Kugeln einfach aus. Dann riss er seine Rechte empor und feuert eine mächtige Pistole ab. Die Kugeln schlugen in die Brust von Steel ein und trieben ihn zurück.
"Quicksilver! Was nun?" rief Blaze ihm zu. "Hol die Bombe runter!" befahl er ihr und feuerte beidhändig zwei Maschinenpistolen ab, um den Agenten zurück zu treiben. Sie nickte und zielte mit ihrem Gewehr auf die Aufhängung zweier Gasflaschen, die unter der Decke des Saales hingen. In den Flaschen sollte sich ein Nervengas befinden, dass es der Matrix ermöglichen sollte die hier versammelten Kinder mit einem synaptischen Schaden auszuwerfen und für Experimente in der realen Welt zur Verfügung zu stellen. Außerdem sollte damit auch erreicht werden, dass die Menschen der Matrix weiter ihre eigenen kleinen Probleme vor sich sieht und nicht nach der Wahrheit der Matrix sucht. Einige tote Menschen konnte der Energiehaushalt der Matrix verkraften, aber die ständigen Angriffe kleiner Menschengruppen verursachte da mehr Schaden.
Mit zwei Schüssen durchtrennte Blaze die Seile und die Gasflaschen fielen herunter. Bevor sie den Boden erreichten fing Quicksilver die Flaschen auf und rannte zum Ausgang. Alle anderen beharkten immer noch den Agenten, um ihrem Anführer Deckung zu geben. "Raus hier!" drängte Blaze die Kinder, die durch eine große Doppeltür am anderen Ende der Halle flüchteten.
Der Agent grunzte, warf die Fernbedienung und wandte sich um. Blitzschnell lief er zu einer Wand und rannte sie hoch zu einem Oberlicht. Das Klirren des Glases fiel zusammen mit dem Klappern der Fernbedienung die auf dem Boden auftraf. Blaze und die anderen hörten ein Piepen und dann explodierte es hinter dem Ausgang, in dem Quicksilver verschwunden war. Schnell riss Blaze einem der erschossenen Terroristen eine Gasmaske vom Gürtel und zog sie über. Die anderen machten es ihr nach und dann liefen alle zum Ausgang.
"Was zur Hölle ist das!?" fluchte Thunder, als er den Ausgang erreicht hatte. Blaze konnte ihren Augen nicht trauen: Quicksilver hatte mit den Flaschen eine große Strecke hinterlegt und war beinahe am Fluss angekommen als die Bombe explodierte. Jetzt hing ein feiner Nebel über der Explosion, aber der Nebel bewegte sich nicht obwohl es Herbst war und der Wind durch die halbnackten Baumkronen pfiff. Alles in der Explosion schien in der Zeit gefangen worden zu sein, sie sahen Quicksilver im Nebel des Gases stehen. Steel hob einen Stein auf und warf ihn in den Nebel. Der Stein blieb auf seiner ballistischen Flugbahn mitten im Nebel hängen und rührte sich nicht weiter. Blaze griff in ihre Lederjacke und zog ein Handy hervor. "Operator," kam es aus dem Handy als sie eine bestimmte Nummer gewählt hatte. "Was ist mit Quicksilver?" fragte sie aufgeregt. "Ich weiß nicht, ich hatte kurz eine Flatline auf seinem EEG und EKG. Aber jetzt bewegt sich die Anzeige wieder, zwar flach, aber besser als nix," antwortete Marge. "Was war denn bei euch los?" fragte sie. "Später. Gib uns einen Ausgang," verlangte Blaze. "Ich habe einen im Zimmer des Hausmeisters. Beeilt euch, ich glaube ich habe Jäger auf meinem Schirm." Blaze legte auf.
Blaze legte auf und sah die anderen an. "Er scheint noch zu leben, aber ich habe keinen Schimmer, wie wir ihn das raus' holen können," sagte sie den anderen drei. "Wir müssen los. Diese Aktion hat viel Aufmerksamkeit erregt, die Agenten könnten gleich kommen," meinte Thunder. "Darauf kannst du wetten. Ich habe auch keine Ahnung, was wir machen können," sagte Steel. "Oh man! Cap wird nicht glücklich sein!" meinte Google und suchte die Umgebung ab. "Also gut, der Ausgang ist im Raum des Hausmeisters. Wir müssen schauen, dass wir ein Auge auf Quicksilver werfen können. Wenn die Agenten ihn einfangen, können wir ihn später noch befreien," entschied Blaze und drehte sich zum gehen.
Sie stiegen von außen in den Hausmeisterraum ein und nacheinander verließen sie die Matrix. Blaze war die letzte. Sie blickte noch ein letztes mal auf die erstarrte Wolke und verabschiedete ihren Freund. Dann griff auch sie den Telefonhörer und glitt aus der Matrix.

Dunkelheit. Franklin Brand, alias Quicksilver, erinnerte sich genau wie die Bombe in seinen Händen explodierte. Ein greller Blitz und dann.... Dunkelheit. Er fragte sich, ob es das nun war? Das Ende des Lebens? Irgendwie enttäuschend.
Doch mit einem Mal ging das Licht an. Quicksilver sah sich um. Er befand sich in einem White Room. Einem Raum ohne ein Matrixkonstrukt. Vollkommen leer, nicht einmal ein Boden schien es zu geben. Quicksilver kannte solche White Rooms, und er mochte sie nicht weil er immer noch das Gefühl hatte, dass er in die Unendlichkeit fallen würde.
Er zog sein Handy aus der Manteltasche und öffnete es. "Keine Verbindung" grinste es ihn aus dem Display an. Das überraschte ihn doch. Wenn er mit dem Handy keinen Kontakt zum Operator bekommen konnte, wo war er dann zum Teufel? Wenn er durch die Explosion umgekommen wäre, dann sollte er sich wohl kaum in einem White Room befinden. Und wenn er aus der Matrix geworfen wäre, dann müsste er Kontakt zum Operator bekommen.
Quicksilver sah sich um. Hier gab es nichts, absolut nichts außer weißer Farbe. Er kramte in seinen Taschen herum und zog ein Buch hervor. Die Bibel. Er konnte sich nicht erinnern, die in sein Matrixkonstrukt seines Körpers einprogrammiert zu haben. Er schlug eine zufällige Seite auf. Die Schöpfungsgeschichte. "Am Anfang war das Wort," las er laut vor.
Seine Stimme hallte im White Room wider. Und kam als Echo zurück. Quicksilver war verwirrt, denn das sollte in einem White Room eigentlich nicht passieren. Plötzlich stiegen die Buchstaben von den Blättern der Bibel und flogen umher, sie schwirrten um Quicksilver herum. Das Buch wurde mit einem Mal zu einer dicken Schwarzen Linie im Raum und verlängerte sich. Dann änderte sie die Richtung mit einem scharfen Knick. und weiter knickte die Linie ab und bildete ein geometrisches Muster während die Buchstaben chaotisch zwischen dem Muster umher flogen. Quicksilver erkannte das Muster, er hatte es schon einmal gesehen als er in seiner Zeit als Student aus Versehen in eine Vorlesung für komplexe Mathematik verlaufen hatte. Das war ein Fraktalmuster. Aber was hatte das für eine Bedeutung?
Immer schneller wuchs das Muster, bald würde es Quicksilver eingeschlossen haben. Schnell trat er zurück, aber sofort stürmten die Buchstaben um ihn herum und versuchten ihn wieder in das Muster zu treiben. Quicksliver drehte sich um und lief. Die Richtung war ihm egal, nur weg. Nach einige Schritte merkte er, dass überall dort, wo er ‚aufgetreten' war, neue Fraktalmuster entstanden. Immer schneller wuchsen die Muster und einige überholten Quicksilver und vereinigten sich vor ihm zu einem Kreis auf dem ‚Boden'. Quicksliver rannte schneller und sprang. Wer weiß, was im Kreis passieren würde. Doch er schien die Weite falsch eingeschätzt zu haben, denn er kam nicht weit genug und fiel in den Kreis.
Und fiel weiter. Die Muster bildeten eine Art Grube, Kreisrund und ohne Ende. Quicksliver bekam eine Linie an der Wand zu fassen und stoppte seinen Fall. Aber er hing nur kurz and der Wand, denn plötzlich änderte sich die Schwerkraft und er hing an der Decke eines Tunnels. Quicksliver ließ los und fiel herunter. Die Zwischenräume der Muster waren so dicht, dass es wie eine normale Wand aussah.
Quicksliver schaute in die Richtung, aus der er gekommen war. Eine Flut schien auf ihn zu zukommen. Eine schwarze Welle aus Buchstaben bahnte sich ihren Weg. Quicksilver rannte durch den Tunnel, aber die Buchstabenwelle war sehr schnell.
"Operator! Einen Ausgang!" brüllte Quicksilver in den Raum hinein. "Sofort," antwortete eine leise Frauenstimme. Vor Quicksilver erschien aus dem Nichts eine Holztüre mit Stahlrahmen. Schnell griff er nach dem Drehknauf und öffnete die Tür. Die helle Fläche, die wie Wasser funkelte, bemerkte er kaum als er durch die Tür stürmte.
Kaum war die Tür wieder geschlossen brach die Buchstabenflut darüber und zertrümmerte die Tür.


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